Text: Aline Müller Foto: www.Slawik.com
Eine Einheit mit dem Pferd bilden – das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Auf diesem Weg ist jedoch eine gezielte Ausbildung nötig. Unter anderem, um die eigene Körperwahrnehmung zu schulen, aber auch, um eine passende innere und äußere Haltung zu entwickeln
So anstrengend kann Reiten doch gar nicht sein, schließlich macht das Pferd doch die Arbeit, und der Reiter muss nur oben draufsitzen!“ Haben Sie solche oder ähnliche Aussagen auch schon mal gehört? Wenn wir uns allerdings nach einer Reitpause wieder aufs Pferd setzen (und die kann manchmal auch nur kurz sein), dann ist Ganzkörpermuskelkater vorprogrammiert. Ein weiteres Beispiel: Menschen, die das erste Mal auf dem Rücken eines Pferdes sitzen, „wackeln“ regelrecht hin und her, lehnen sich häufig mit dem Oberkörper nach hinten oder fallen nach vorne. Sie haben nicht die Körperspannung und Koordination, um aufrecht zu sitzen. Reiten will im wahrsten Sinne des Wortes gelernt sein. Unser Körper ist ein komplexes System und in vielerlei Hinsicht zu beeinflussen. Nicht nur physisch, sondern auch mental. Damit wir mit unserem Pferd kommunizieren können und eine feine Hilfengebung gelingt, ist Training nötig: „ein Training der Symmetrie, der selektiven Steuerung durch die vegetativen und somatischen Nervensysteme und die Schulung einer perfekten Dosierung der Kräfte“, schreibt Claudia Diana Eichler in ihrem Buch „Mindful Equitation – Reiten mit Haltung“.
Das Haltungs- und Bewegungssystem
Unsere Expertin sieht Mindful Equitation als Tor zu einer artgerechteren, zufriedeneren Pferd-Mensch-Beziehung. Dazu sagt sie: „Im Fokus steht hierbei der von außen auf das Individuum Pferd auftreffende Reiz durch Mensch und Ausrüstung.“ Pferde sind soziale Wesen, die in der Regel sehr bemüht sind, uns zu verstehen und zu kooperieren. „Mindful Equitation“ beginnt bei einer artgerechten Aufzucht und einer liebevollen Ausbildung mit früher Gewöhnung an den Menschen, seine spätere Bezugspersönlichkeit“, so Claudia Diana Eichler. Sie möchte zudem dazu motivieren, das eigene Verhalten auf allen Ebenen zu reflektieren, aber auch die eigene Anatomie und Biomechanik zu beachten. Gehen und Laufen ist das Bewegungsmuster, welches Kinder bereits früh erlernen. Durch einen Vorwärtsimpuls setzen sich die Beine in Bewegung, und das Becken folgt dieser Bewegung. Wenn wir reiten, müssen Bewegungsmuster neu erlernt und gefestigt werden. Dabei ist es wichtig, zwar mit einer gewissen positiven Spannung im Sattel zu sitzen, aber nicht zu verspannen oder verbissen zu trainieren. „Das Grundmuster des Reiters ist durch eine dynamische Stabilität des Rumpfes gekennzeichnet, also handelt es sich vorwiegend um ein Haltungsmuster“, sagt unsere Expertin und erklärt weiter: „Das Becken ist mit einer sogenannten Tensegritätsqualität ausgestattet.“ Diese Wortschöpfung kombiniere Spannung (Tension) und Geschlossenheit (Integrität). Das können Sie sich als Festigkeit vorstellen, die aber durchaus dynamisch ist und in einem geschlossenen System funktioniert. So sind Sie unter anderem in der Lage, mit den Sitzbeinhöckern in Kontakt zum Pferderücken zu bleiben. Es erlaubt Ihnen zudem, im leichten Sitz in Balance zu bleiben.
Den kompletten Text finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.