Den richtigen Sattel zu finden kann ein langer Prozess sein. Jede Marke hat unterschiedliche Vor- und Nachteile, und natürlich passt längst nicht jeder Sattel zu jedem Pferd. Doch der Sattel sollte nicht nur zum Pferd, sondern auch zum Reiter passen!

 

Genauso unterschiedlich wie die Rücken der Pferde sind die Knochengerüste der Menschen. Kleine Menschen brauchen einen anderen Sattel als Menschen mit langen Beinen, kräftigere Reiter benötigen eine andere Sitzfläche als Kinder.

Viele Reiter würden ihrem Pferd zuliebe wohl auch einen weniger bequemen Sattel in Kauf nehmen, solange er dem geliebten Vierbeiner passt. Dies ist jedoch keine optimale Lösung, denn Pferd und Reiter müssen sich mit dem Sattel wohlfühlen. Unpassende Sitzflächen können auch beim Reiter für Verspannungen und einen falschen Sitz sorgen und somit auch dem Pferd schaden.

Die Sitzfläche

Jeder Sattel verfügt über eine bestimmte Sitzfläche. Zu dieser gehört neben der ­bekannten Sitzlänge auch die Breite. Denn auch diese sollte nicht nur auf das Pferd, sondern auch auf den Reiter abgestimmt werden. Jedoch sollte man sich hier überlegen, ob ein sehr schmales Pferd langfristig zu einem breiteren Reiter passt. Die Sitz­fläche wird nach der Länge des Schenkelknochens und der Größe des Gesäßes bestimmt. Wird eine dieser Komponenten außer Acht ­gelassen, sind die Chancen hoch, dass der Sattel nicht passt.

Soll ein Pferd also von Kindern und ­Erwachsenen geritten werden, wäre je nach Größenunterschied  die Anschaffung zweier Sättel zu überlegen, denn ein Kleinkind wird Schwierigkeiten mit der Hilfengebung haben, wenn der Sattel auf einen Erwachse­nen abgestimmt ist. Auch umgekehrt wird ein Erwachsener in einem Kindersattel nicht sitzen können und so nicht korrekt reiten.

Bei einem klassischen Sattel für englisches Reiten sollten sowohl nach vorne als auch nach hinten circa zwei bis vier Zoll Platz bleiben, was ungefähr fünf bis zehn Zentimetern entspricht. Eine beliebte Maßeinheit sind hier auch die Finger. Zwischen Po und Sattelkranz sollten vier Finger spielend Platz finden. Da die Sattelgröße in Zoll gemessen wird, ergibt sich meist ein Wert zwischen 16 und 18 Zoll.

Die Breite der Sitzfläche ist wichtig, damit beide Sitzbeinhöcker Kontakt mit dem Sattel haben, denn nur so können ­korrekte ­Gewichtshilfen gegeben werden. Für eine ausreichende Sitzfläche sollte also der Abstand zwischen den eigenen Sitzbein­höckern gemessen und um drei bis vier Zentimeter pro Seite erweitert werden.

Sitzfehler eliminieren

Je besser der Sattel zum Reiter passt, desto korrekter können Hilfen gegeben werden. Sitzt der Reiter in einer zu schmalen Sitzfläche, neigt er zum Spaltsitz, was häufig auch zum Wundreiten führt. Eine zu breite Sitzfläche hingegen fördert Hüftschmerzen. ­Immer häufiger wurden zuletzt aufgrund der körperlichen Unterschiede von Männern und Frauen geschlechtsspezifische Sättel gefordert. Vor allem Frauen neigen ­tatsächlich dazu, ihr Becken unnatürlich nach vorne zu kippen. Dies liegt jedoch vor allem an Einflüssen wie dem Tragen von hohen Schuhen, Übergewicht oder Schwangerschaften. Um das Becken gerade zu ­halten, sollte daher die Bauch- und Gesäßmuskulatur entsprechend trainiert werden. Ist das Becken nicht beweglich genug, kann der Reiter nicht mitschwingen, was nicht nur dem Pferd schadet, sondern auch für den eigenen Rücken ungesund ist.

Auch die Pauschen am Dressursattel sind wichtig für den richtigen Sitz. Passen diese nicht zum Oberschenkel des Reiters, wird auch das Pferd in seinem Ablauf behindert, da das Bein die Pausche gegen die Schulter des Pferdes drückt. Des Weiteren sind die Steigbügelriemen und deren Aufhängung ein Punkt, der vor allem Reiterinnen das ­Leben häufig erschwert. Zu verspannten Oberschenkeln und einem klemmenden Sitz können auch zu dicke Steigbügelriemen führen. Vor allem bei Frauen, die natürlicherweise rundere Oberschenkel haben, sind die gängigen Riemen häufig zu dick. Um dem Scheuern zu entfliehen, wird im Sitz geklemmt, Hilfen können nicht richtig eingesetzt werden, und das Pferd wird nicht loslassen. Schon dünnere Steigbügelriemen können helfen, dieses Problem auszuschließen.

Sättel für Frauen

Die gängigen Sättel für englisches Reiten wurden für Männer entworfen. Auch wenn heute viel mehr Frauen im Reitsport zu finden sind, wurden die Sättel kaum angepasst. Der in Kanada ansässige deutsche Sattler Jochen Schleese entwirft Sättel speziell für Frauen. Diese verfügen über einen breiteren Sattelbaum im hinteren und einen schmalen Teil im vorderen Bereich. Durch ein Loch im vorderen Bereich des Sattels wird Platz für das Schambein geschaffen, welches so nicht am Sattel anstößt. Mit seinem Konzept hat Schleese großen Erfolg – die Sättel aus Kanada werden mittlerweile auch in Deutschland vertrieben, und viele Reiterinnen sind sehr zufrieden.

Ob man sich nun einen speziellen Frauensattel anschaffen möchte oder nicht – zum richtigen Reiten ist ein passender Sattel bei Pferd und Reiter unerlässlich.

 

Bild: Imago Images, Text: Sophia Arnold

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