Text: Nora Dickmann    Foto: Holger Schupp

Lang, lang ist’s her, dass die Reithose erfunden wurde. Doch woher kommt sie, und wieso ist man zeitweise von Lederbesatz auf Silikon und jetzt wieder zurück auf Leder umgestiegen? Wir werfen einen Blick auf die Entwicklung der Bekleidung

Im 19. Jahrhundert wurden vor allem mit Kalbsleder ausgekleidete Hosen von verschiedenen Armeen getragen. In Polen galten sie am Ende der Ersten Polnischen Republik als Teil der Uniform der Nationalkavallerie sowie der Ulanen und Kavalleriesoldaten in napoleonischer Zeit. Der napoleonischen Armee verdanken wir nicht nur die Reithose – ihre Uniformen prägten maßgeblich die Reitbekleidung. Sie wurde dafür gemacht, lange Zeit im Sattel verbringen zu können, und das in uns heute noch bekannten Farben: Weiß, Marineblau und Rot. Ebenso Frack und enge Reithose. Diese hatte in der Kavallerie einen charakteristischen Schnitt: Das Bein wird im Oberschenkelbereich über dem Knie breiter, wodurch der bekannte Puff entsteht. Diesen Hosenschnitt findet man übrigens in den meisten Uniformen der im Ersten Weltkrieg dienenden Kavallerieeinheiten – der letzte Krieg, dessen Verlauf von Pferden und Pferdeeinheiten beeinflusst wurde.

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Verwendung der Hose nicht etwa auf Eis gelegt, sondern umgewandelt: Sie wurde Teil der Uniform von Kavallerie-Rekonstruktionsgruppen und Ulan-Regimentern.

Weltweit beliebt

Hosen, die mit der heutigen Form vergleichbar waren, wurden bei vielen Reitervölkern wie den Skythen, Sarmaten und Dakern getragen. Aber auch Chinesen und Mongolen trugen die Hosen.

Das älteste Exemplar, das bisher gefunden wurde, ist circa 3.200 Jahre alt. Entdeckt wurde es in einer Grabausstattung im Yanghai-Gräberfeld in der Nähe von Turfan, China. Im Rahmen des „Silk Road Fashion Project“ wurde diese Hose von einem deutsch-chinesischen Team untersucht. Dieses Team fand heraus, dass die gewebte Wollhose aus drei Teilen bestand: zwei Beinteilen und einem gestuften Zwickelteil, welcher durch seine große Weite ein Spreizen der Beine seitlich erlaubte. Die Knie- und Wadenbereiche wurden mit Zwirnbindungen verstärkt. In Schleswig-Holstein wurden strumpfhosenähnliche gewebte Wollhosen aus dem 4. Jahrhundert gefunden, die vermutlich auch als Reithosen dienten.

Die schottischen Tartan-Trews, die vor allem im Winter in den Highlands getragen wurden, hatten die Innenseiten der Beine mit Wildleder verstärkt, um die Männer im Winter zu schützen. Bis 1746 waren sie in Gebrauch. Dann trat der „Dress Act“ in Kraft, der es verbot, dass männliche Bürger Elemente des Highland Dress außerhalb des Militärdienstes trugen.

Auch die Stiefelhosen, die im 19. Jahrhundert als gängiges Kleidungsstück galten, sahen der heutigen Reithose ähnlich. Mit der Indienreise von Prinz Albert, dem späteren König Edward, setzten sich ab 1876 Breeches zunächst im englischen und später im gesamten europäischen Adel als Reithose durch. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden diese in Europa als Reit- und Stiefelhosen allgemein Verbreitung. Um 1960 kehrte die klassische Schnittform dann zurück.

Klassischer Schnitt?

Von größter Bedeutung einer guten Reithose ist die Passform. Je nach Disziplin und Verwendungszweck gibt es unterschiedliche Schnittformen:

In der Kavallerie waren die Hosen meist gänzlich aus Leder, vor allem Rehleder, und aus einem Stück gefertigt, um Nähte an den Beininnenseiten und im Schritt zu vermeiden. Stiefelreithosen sind vorwiegend aus elastischen Stoffen und beinnah geschnitten. Diese werden mit Reitstiefeln oder Minichaps getragen. Während des Reitens rollt oder bewegt sich das Material nicht und bietet dem Reiter Komfort in jeder Gangart. Dieser Schnitt gilt als der beliebteste bei Frauen und Männern.

Die komplette Geschichte der Reithose finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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