Was passiert bei Wärme in der Sehne?

Eine sehne besteht aus feinsten Sehnenfasern, die zu immer größeren Gruppen zusammengefasst werden, bis sie letztendlich ein Faser­bündel bilden. Die vielen Faserbündel einer Sehne sind querverbunden. Bei Wärme verschieben sich die Bündel besser hin und her, weshalb Aufwärmen vor dem Training so wichtig ist. Sehnen bestehen aus Kollagenfasern (Protein/Eiweiß), was sie aber auch hitzeempfindlich macht. Ab einer bestimmten Temperatur können Proteine denaturieren, also ihre Struktur verändern. Gut deutlich wird solch eine Veränderung, wenn man etwa ein Ei erhitzt. Bei einer Sehne sind die Folgen einer Denaturierung Zellschäden und Mikroläsionen.

 

Angelaufene Beine

Gefäßexperte Prof. Dr. Dirk Berens von Rautenfeld von der Medizinischen Hochschule Hannover machte 2006 darauf aufmerksam, dass Stallbandagen den Lymphfluss stören und zu einer Minderdurchblutung in den Beinen führen können – das hatten seine Studien ergeben. Angelaufene Beine einzuwickeln, bewirke aus seiner Sicht genau das Gegenteil. Denn langfristig schädigen Stall- und elastische Bandagen das Lymphsystem des Pferdes. Dass Beine, die zum Anlaufen neigen, durch Bandagen erstmal dünner werden, liegt einfach daran, dass sich das Wasser durch den Druck der Bandage nicht mehr im Bein sammeln kann. Besser, um das Lymphsystem wieder in Gang zu bringen und angelaufene Beine zu vermeiden, ist aus seiner Sicht die manuelle Lymphdrainage. Auch bei einer akuten Sehnenverletzung hilft diese, um Stoffe, die die Entzündung ankurbeln und verstärken, abzutransportieren.

 

Selbsttest

Bis zu 36 °C konnten Forscher mit einem Datenlogger unter Bandagen im Training messen und kommen zu dem Ergebnis, dass Sehnenzellen bei diesen Temperaturen geschädigt werden könnten. Wir wollten wissen, wie hoch die Temperaturen unter den Bandagen unserer Pferde sind und haben einfach mal ein Fieberthermometer unter eine Bandage mit Unterlage gesteckt – ganz ohne wissenschaftlichen Anspruch. Überrascht waren wir, dass wir schon vor dem Training – das Pferd stand bei etwa 5 °C Außentemperatur zum Satteln in der Sonne am Putzplatz – 34,7 °C messen konnten. Nach dem Training waren es unter der Bandage 36,5 °C.

 

Bild: Daniel Elke, Text: Kerstin Wackermann

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