Die Arbeit mit Stangen oder Softstangen kann Abwechslung ins Training bringen. Auch für die Stangenarbeit hat die Skala der Ausbildung Gültigkeit! Hier ein paar Trainingsideen, die Reiter individuell an ihre Möglichkeiten anpassen können
Mit dem Reiten über Stangen fördern wir wir vor allem die Rückentätigkeit und die Aktivität der Hinterhand. Grundvoraussetzung für einen positiven Trainingseffekt ist auch hier das korrekte Reiten und die innere Losgelassenheit des Pferdes. Jedes Muskeltraining, kann sich, wenn es falsch ausgeführt wird, auch zu einem negativen Trainingseffekt entwickeln. Denn: Wir trainieren zwar mit einer guten Trainingseinheit die „gute“ Muskulatur. Wenn wir die Einheit aber nicht so reiten, wie sie gedacht war, oder unser Pferd überfordern und es deshalb Ausweichbewegungen machen muss, ist es natürlich genauso möglich, die Muskulatur zu überlasten oder gar falsch zu trainieren.
Zudem muss uns natürlich bewusst sein, dass jede Arbeit über Stangen, aber auch in Wendungen eine Mehrbelastung für Sehnen, Bänder und Gelenke bedeutet. Das Stangentraining sollte also nur aufgenommen werden, wenn das Pferd dazu körperlich in der Lage ist.
Vorab möchte ich euch einige Informationen zu den Abständen der Stangen geben: Für den Schritt ca. 80 Zentimeter, für den Trab ca. 1,20 bis 1,30 Meter (gerade Variante) oder bei der runden Variante (Zirkel) innen einen Meter, Mitte 1,20 Meter, außen 1,40 Meter. Für den Galopp ca. drei bis 3,50 Meter.
Grundsätzlich sind das jedoch nur grobe Richtwerte. Jedes Pferd hat seine eigene Schritt-, Tritt- und Sprunglänge. Wenn es nicht gerade unser Ziel ist, den Bewegungsablauf durch die Stangen zu verändern, sondern ein lockeres Training zu absolvieren, passen wir die Abstände so an, dass es dem Pferd leichtfällt, die Stangen beziehungsweise Cavaletti ohne Probleme zu überwinden.
Ein Variieren der Abstände bietet aber auch die Möglichkeit, das Pferd innerhalb der Gangarten zu arbeiten; beispielsweise, wenn wir das Pferd zu erweiterten Trabtritten oder Galoppsprüngen ermuntern oder auch mal die Gangarten verkürzen möchten.
Aufmerksamer werden
Gerade in der Stangenarbeit nutze ich, wie beim Longieren auch, die Arbeit über und zwischen den Stangen zusammen mit anderen optischen Möglichkeiten, zum Beispiel Pylonen. Diese Arbeit macht die Pferde aufmerksam. Sie eignet sich sehr gut für die geraderichtende Arbeit, vorausgesetzt, ihr nehmt die Arbeit ernst. Korrekt ausgeführte Stangenarbeit oder auch Springgymnastik ist Höchstleistung für den Kopf und den Körper.
Bedauerlicherweise ist vielen Reitern die Bedeutung dieser Arbeit nicht bewusst. Es geht ihnen nur darum, auf die andere Seite der Stangen zu kommen. Das reicht leider nicht aus, um einen positiven Trainingseffekt zu erzielen. Jede gut ausgeführte Trainingseinheit hat einen positiven Effekt für das Gesamtkonstrukt Pferd. Jede schlecht ausgeführte hat im Umkehrschluss einen negativen Effekt.
Text: Silke Knaup in ihrem beim FN-Verlag neu erschienenen Buch „Pferdetraining trifft Physio“. Foto: www.Slawik.com