Text: Kerstin Niemann Foto: www.Slawik.com
Dem Thema Leichttraben wird meist bloß ein Halbsatz gewidmet – ist ja nur was zum Lösen des Pferdes… Weit gefehlt: Wir haben mit vielen Experten diskutiert, wie das Leichttraben entstanden ist, warum es in der Ausbildung von Reiter und Pferd einen Stammplatz hat und wie man es in Ausbildungssituationen nutzen kann
Leichttraben ist ein täglicher Begleiterdes Reiters. Einsteiger beginnen damit meist gleich in der ersten Reitstunde, und auch für Olympiasieger ist das Leichttraben ein tägliches Muss. Kein Wunder, denn Leichttraben ist ein „erleichterndes Traben und Treiben – für Reiter und Pferd“, sagt Ulrike Lautemann. „Es hat verschiedene Aufgaben und Funktionen, je nach Alter und Ausbildungsstand von Zwei- und Vierbeiner.“ Leichttraben soll das Pferd locker machen, aber auch überprüfen, ob ein Pferd jederzeit an- und abspannen kann. Es soll in kritischen Situationen entspannen, in der Ausbildung als sinnvolles Hilfsmittel eingesetzt werden und am Ende der Reitstunde das Pferd herunterkühlen.
Ist das Leichttraben also eine Art Tausendsassa, ein Mittel, das immer und für jeden gut ist? Ausbilder aus allen Sparten der Reiterei sind sich einig, dass Leichttraben ein wichtiges Arbeitsmittel ist. Es hat einen festen Platz in den Richtlinien für Reiten und Fahren. In Jungpferde- und Dressurprüfungen bis zur Klasse L ist das Leichttraben mitten in den Aufgaben Standard. Im Hinblick auf die Skala der Ausbildung steht das Leichttraben im Zusammenhang mit den Aspekten der Gewöhnungsphase, vor allen Dingen mit Takt und Losgelassenheit. Dorothee Schneider betont: „Sinn und Zweck beim Leichttraben ist es, das Pferd in Genick und Körper auf die zu reitende Linie auszurichten – Leichttraben ist also quasi Längsbiegung in Leichtigkeit!“
So hilft es dem Reiter
- Leichttraben entlastet den Pferde- und den Reiterrücken.
- Pferd und Reiter finden meistens den passenden Takt und Rhythmus leichter.
- Kondition: Leichttraben gelingt mit wenig Kraftaufwand und ist auch ohne viel Kondition für längere Zeit machbar.
- Die Hilfengebung kann im Leichttraben besser verfeinert werden als im Aussitzen, die Konzentration des Reiters auf feinere Hilfen ist leichter möglich.
- Leichttraben trainiert das Gleichgewicht und die Koordination des Reiters. Das Pferd wiederum wird nicht durch ein „Plumpsen“ des Reiters gestört.
So hilft es dem Pferd
- ein gutes Mittel, um zu Beginn der Stunde ohne viel Aufwand und Spannung warm zu werden
- hilfreich, um zu prüfen, ob das Pferd wirklich losgelassen ist und in die Arbeitsphase übergehen kann
- eine willkommene Möglichkeit, um ein Pferd, das kurzfristig zu verspannt in der Arbeit ist, wieder zu mehr Losgelassenheit zu führen
- hervorragend geeignet, um neue Ausbildungsziele für das Pferd leichter/ spannungsfreier erreichbar zu machen
- hilft dabei, die Rückentätigkeit des Pferdes verbessern und die Schulterfreiheit erhöhen
- In der Erholungsphase das beste Mittel, um die Reitstunde positiv zu beenden (so aufhören, wie man das nächste Mal wieder anfangen möchte)
Mehr Tipps von unseren Experten finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.