Text: Nicole Audrit | Foto: Daniel Elke

Mit den 24 bunten Markierungskegeln des Kreis-Meister-Konzepts, liebevoll Ufos genannt, lassen sich vielseitige Übungen vom Boden und vom Sattel aus erarbeiten. Das Ziel des Konzepts ist ein reell gerittenes und durchlässiges Pferd. Pferdewirtschaftsmeisterin Christine Hlauscheck erklärt, was es mit ihrem Übungskonzept auf sich hat.

Kennen Sie diese Redewendung: „Viele Wege führen nach Rom“? In Bezug auf die Pferdeausbildung steht Rom für ein durchlässiges und geradegerichtetes Pferd mit (beginnender) Versammlungsbereitschaft. Dabei wird das Ziel über die verschiedenen Stufen der Ausbildungsskala erarbeitet und dient in erster Linie der Gesunderhaltung des Pferdes. Denn nur ein ausbalanciertes, reell gerittenes Pferd kann einen Reiter langfristig ohne körperliche Schäden tragen. Aus diesem Grund sollte die Durchlässigkeit des Pferdes das Ziel eines jeden Reiters sein – unabhängig vom etwaigen Leistungsgedanken.

Bei der Ausbildung eines Pferdes, unabhängig von dessen Alter und Leistungsstand, führen nicht immer nur die altbekannten Methoden zum Erfolg. Die Pferdewirtschaftsmeisterin Christine Hlauscheck bildet seit vielen Jahren Pferde aus und hat bereits viele verschiedene Herangehensweise ausprobiert. Mit dem von ihr entwickelten Kreis-Meister-Konzept möchte sie Reiter dazu inspirieren, im Training kreativer zu werden und neue Wege zu testen. „Allzu oft sieht man ziel- und planloses Lektionsreiten mit unzähligen Wiederholungen“, erklärt Christine Hlauscheck. Mit dem Kreis-Meister-Konzept möchte sie allen Reitern ein systematisches Trainingskonzept an die Hand geben und „Trainingsfrust durch Motivation, Spaß und Kreativität“ ersetzen.

„Ufos“ erobern den Reitplatz

Das Herzstück des Kreis-Meister-Konzepts sind die 24 bunten Markierungshütchen, die sogenannten Ufos. Diese haben gleich mehrere Vorteile gegenüber normalen Pylonen, erzählt die Pferdewirtschafttsmeisterin: „Natürlich können die Übungen auch mit normalen Pylonen umgesetzt werden. Allerdings überzeugen die Ufos durch verschiedene Eigenschaften: Sie haben ein sehr geringes Eigengewicht, können platzsparend gelagert werden und sind wetterfest. Vor allem aber sind sie elastisch und bruchsicher, wodurch sich das Pferd nicht verletzen kann. Auch fallen die Ufos aufgrund ihrer Höhe von knapp fünf Zentimetern nicht gleich um, wenn das Pferd einmal dagegenstößt.“ Der Aufbau des sogenannten Meister-Kreises ist einfach und schnell erledigt. Dabei ist die Größe des Kreises variabel und richtet sich nach der Größe des Pferdes, dessen Alter und Ausbildungsstand. „Generell gilt: Je größer der Kreis, desto einfacher die Übungen“, sagt Christine Hlauscheck. Meist arbeitet sie mit dem Grundaufbau, bei dem der Innenkreis einen Durchmesser von zehn Metern und jede Kreislinie eine Breite von 1,50 Metern hat. Dadurch erreicht der Meister-Kreis einen Gesamtdurchmesser von etwa 18 Metern.

Exakte Linienführung

Mit inneren Bildern und einer genauen Vorstellung der Lektion oder Linienführung gelingen die meisten Übungen besser. Allerdings besitzt der freie Raum der Reithalle oder des Reitplatzes ein großes Fehlerpotenzial: So wird der Zirkel beispielsweise oft eher oval als rund. Und bei der Lektion „Viereck verkleinern und vergrößern“ gerät ein Teil häufig steiler als der andere. Die Ufos des Kreis-Meister-Konzepts dienen der Visualisierung und bieten dem Reiter eine optische Orientierung im Raum. „Die Aufgabe der inneren Bilder und die Vorstellung der Linienführung übernimmt der Meister-Kreis. Er hilft dabei, komplexe Übungsabläufe und Linienführungen zu visualisieren“, erklärt Christine Hlauscheck. Dabei fungieren die Ufos als Start-, Wende- und Zielpunkte und der Meister-Kreis ermöglicht es, zielgerichtet zu reiten – und davon profitiert natürlich auch das Pferd. „Wenn es uns Menschen schon oft an der richtigen Vorstellung mangelt, wie schwer muss es erst einem Pferd fallen, den richtigen Weg zu erahnen. Schließlich haben Pferde keine Idee von korrekten Volten, Zirkeln und Schlangenlinien – sie profitieren daher enorm von den klar erkennbaren optischen Vorgaben im Meister-Kreis.“

Der Zirkel ist zwar eine der am häufigsten gerittenen und vermeintlich einfachen Bahnfiguren. Allerdings ist es oft gar nicht so einfach, die ideale Kreislinie des Zirkels zu halten: An einer Seite schwankt das Pferd leicht nach innen, kurz danach driftet es minimal nach außen weg. „Auch wenn es nur minimale Abweichungen sind, so haben diese Kleinigkeiten eine Ursache. Die sich, wenn man sie nicht behebt, im Laufe der Zeit verstärken kann und in den späteren Ausbildungsstufen für Probleme sorgen könnte“, so Christine Hlauscheck. Auf dem Meister-Kreis würden kleine Probleme schneller offenkundig. Denn der Kreis gibt dem Reiter ein direktes Feedback darüber, ob er da ist, wo er sein wollte und sein sollte. Nur wenn eine Übung korrekt „auf Linie“ geritten wird, kann man ihre positiven Eigenschaften für die Gymnastizierung und die Ausbildung des Pferdes voll ausschöpfen.“

Unsere Expertin: Christine Hlauscheck ist Pferdewirtschaftsmeisterin der FN. Sie beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der Ausbildung von Pferden und legt dabei den Fokus auf eine faire, partnerschaftliche Ausbildung. Die Anatomie und die Biomechanik sind dabei ihre Steckenpferde. www.bewegungs-freiheit.de www.kreismeisterkonzept.de

…den ganzen Artikel – inklusive verschiedenere Übungen zum Nachmachen – finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 9/2019.

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