Text: Nora Dickmann          Foto: Pferdefotografie Lafrentz

Der Winter ist für passionierte Skifahrer eine wahre Freude, für Reiter oft ein Graus. Dunkelheit, trübes Wetter, Regen und Kälte machen selten Spaß, und so bleibt oft nur der Weg in die Reithalle. Mein Pferd zeigt, wie Sie den Hallenkoller vermeiden und das Training kreativ bewältigen können

Wenn man in der Reithalle nur Dressurlektionen paukt und sich nur für die neue Saison vorbereitet, verliert man bei dieser eintönigen Arbeit schnell den Spaß. Und Spaß ist eigentlich der Schlüssel zur Motivation. Abwechslung ist also unabdingbar. Nicht nur bei der Winterarbeit, auch im Sommer sollte diese nicht zu kurz kommen. Natürlich spielen im späten Jahr vor allem das Wetter und die frühe Dunkelheit eine bedeutende Rolle, aber nichtsdestotrotz kann man kreativ werden.

Arbeit an der Hand

Möchten Sie das Pferd dressurmäßig fördern, aber schlechte Bodenverhältnisse lassen das Training aus dem Sattel nicht zu, ist die klassische Handarbeit eine wunderbare Alternative. Seitengänge, Travers, Renvers oder Schulterherein lassen sich gleichsam überall erarbeiten. Denn auch Forststraßen, Waldwege oder Wiesen eigenen sich als Trainingsplatz. Neben der optimalen Gymnastizierung der einzelnen Muskelgruppen fördert das Training an der Hand im Gelände auch die Konzentrationsfähigkeit Ihres Pferdes. Und sobald das Pferd einmal an der Hand trabt, kommt nicht nur es zum Arbeiten, sondern Sie selbst ebenfalls.

Eine weitere Variation der Handarbeit ist das Fahren vom Boden aus, das in seiner weiterentwickelten Form in der klassischen Arbeit am Langen Zügel mündet. Dies ist eine neue Herausforderung für die Kommunikation, die eine sehr präzise Hilfengebung des Menschen und ein aufmerksames Tier verlangt. Hierbei können übrigens alle Lektionen der Dressur erarbeitet werden.

Stiefmütterlich behandelter Schritt

Im täglichen Training wir die korrekte Schrittarbeit oftmals vergessen. Das be- wusste Reiten im Schritt fördert das Gefühl des Reiters für die Bewegung des Pferdes. Somit können Raumgriff und Taktreinheit besser erfühlt und entwickelt werden. Seitengänge im Schritt fördern die Geraderichtung des Pferdes, Schenkel- und Zügel- gehorsam werden verfeinert und bieten die optimale Basis für weiterführende Arbeit im Frühjahr. Auch hier gilt wieder: Ist der Boden auf dem Platz zu matschig, werden Wege und Straßen zur Übungsfläche. Und ganz nebenbei: Ein Ausritt im Pulverschnee bei strahlender Sonne ist eines der schönsten Erlebnisse zu dieser Jahreszeit. Ist der Untergrund nicht zu rutschig, laden die verschneiten Wege zum Galoppieren ein. Im tiefen Schnee benötigt das Pferd allerdings auch viel mehr Kraft.

4 Grundregeln für das Wintertraining

1. Die richtige Einstellung

Der „innere Schweinehund“ muss vermutlich ziemlich oft überwunden wer- den in der kalten Jahreszeit. Schaffen Sie es dennoch, sich trotz Dunkelheit und Kälte kreativ mit dem Pferd zu beschäftigen, wird es Ihnen danken.

2. Flexibles Zeitmanagement

Tageslicht ist im Winter oft Mangelware. Entweder durch die verkürzten Tage oder durch einen wolkenverhangenen Himmel. Ist man an klassische Bürozeiten gebunden, wird das Pferd meist nur unter künstlicher Beleuchtung zu sehen sein. Damit beschränken sich gleichzeitig auch die Möglichkeiten, außer ein beleuchteter Reitplatz ist vorhanden. Alternativ dazu könnten Sie auch in den frühen Morgenstunden an den Stall fahren. Der größte Vorteil: Selbst wenn Sie im Dunkeln am Stall ankommen, es wird während des Trainings heller und nicht dunkler. Da sollte auch die Motivation wachsen.

3. Konzentriert arbeiten

20 Minuten konzentrierte Arbeit sind oft schon genug, um den Bewegungsapparat in Schuss zu halten und Abwechslung zu bieten. Die Kondition wird vielleicht etwas leiden, aber sobald es der Boden wieder zulässt – vielleicht sogar aufgrund von Schnee – bietet sich Ausdauertraining im Gelände an.

4. Richtige Ausrüstung

„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!“ Diese Weisheit hat jeder von uns mit Sicherheit schon mindestens einmal im Leben gehört. Und sie ist wahr. Denn wenn Sie sich warm einpacken, kann weder Sturm noch Regen noch Schnee Ihnen etwas anhaben. Ein Tipp gegen kalte Füße: Schuhheizungen, die für wohlige Wärme sorgen und die Aktivitäten im Stall somit einfacher machen. Zuhause dann unter der warmen Dusche aufwärmen, und schon war der Tag im Stall gar nicht mehr so schlimm. Sollten Sie außer- halb des Stalls unterwegs sein, vergessen Sie nicht, Ihr Pferd und sich selbst ausreichend zu beleuchten! Sonst droht die Gefahr, dass Sie übersehen werden.

Weitere Übungen finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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