Text: Aline Müller Foto: KOSMOS Verlag/ Horst Streitferdt
Die ersten Schritte in der Jungpferdeausbildung – von der Arbeit an der Longe über die Gewöhnung bis hin zum Reiten – bilden die Basis für die spätere Laufbahn des Pferdes. Warum Zeit, Ruhe und der richtige Zeitpunkt eine wichtige Rolle spielen, erklärt die Ausbilderin Ingrid Klimke
Von der Weide in den Stall
Der Umzug in den Stall bedeutet für das Pferd eine große Veränderung. Bewegung darf auch im neuen Zuhause nicht fehlen.
„Wenn wir ein circa dreijähriges Pferd zum Anreiten in den Stall bekommen, wissen wir meistens nicht genau, welche Erziehung es bereits hinter sich hat“, gibt Ingrid Klimke zu bedenken. „Wir sollten uns sorgfältig erkundigen, wo das Pferd aufgewachsen ist, wie Stall- und Haltungsbedingungen waren und was mit dem Pferd bereits gemacht worden ist.“ Die Expertin beobachtet sorgfältig das Ausladen des Pferdes aus dem Transporter und lässt es sich anschließend kurz an der Hand im Schritt und Trab vorführen. Anschließend darf es seine Box beziehen, in der bereits eine kleine Ration Heu sowie frisches Wasser in der Tränke warten.
„Da die Umgebung für das Pferd neu ist, sorge ich dafür, dass Ruhe herrscht und sich die anwesenden Menschen in ihrer Neugierde zurückhalten“, so die Olympiasiegerin. Schließlich präge der erste Eindruck, den das Pferd von seiner neuen Umgebung gewinnt, sein weiteres Verhalten. Ingrid Klimke hält sich als Ausbilderin in den kommenden vier bis fünf Tagen noch zurück. Dies sei die Zeit der Gewöhnung des jungen Pferdes an seinen Pfleger beziehungsweise Reiter. Sie lässt das junge Pferd in den Anfangswochen nach Möglichkeit nur von einem Pfleger versorgen; denn schon das unterschiedliche Verhalten mehrerer Menschen könne die Nerven des Pferdes beanspruchen und zu Misstrauen führen.
Wenn Jungpferde von der Weide in den Stall kommen, sollte der Futterumstellung ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ebenso wichtig ist die Bewegung. Für das Pferd mit einem natürlichen, starken Bewegungstrieb ändern sich mit dem Umzug in den Stall die Lebensbedingungen deutlich. „Unverzichtbar ist täglicher Weidegang oder Auslauf im Paddock“, sagt Ingrid Klimke. „Wir müssen sicherstellen, dass das junge Pferd eine Stunde täglich zusätzlich beschäftigt wird und genug Bewegung hat.“ Dazu gehören das Kennenlernen und Laufenlassen in der Halle sowie das Erkunden der näheren Umgebung durch Spaziergänge an der Hand.
In dieser Zeit lernt das Pferd auch Basics wie Hufe auskratzen, geputzt werden sowie Abspritzen der Beine und Hufe. „Dabei ist das ruhige, aber bestimmte Vorgehen ausschlaggebend“, so Ingrid Klimke. Handlungen können mit kurzen Stimmsignalen unterstützt werden.
Weitere Tipps finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.