HarmoniLogie® heißt das Trainingskonzept von Anne Krüger-Degener. Sie bildet damit erfolgreich Pferde und Hunde aus. Wir erklären, was es damit auf sich hat und wie jeder eine bessere Kommunikation mit dem Pferd erlernen kann – ohne Pferdeflüster- Getue, dafür auf Basis der Ausbildungsskala

Im Showgeschäft ist man häufig wundersamen Reizlagen ausgesetzt, auf die man seine Tiere zu Hause beim besten Willen nicht vorbereiten kann“, notiert Anne Krüger-Degener in ihrem neuen Buch „Wenn Pferde Komplimente machen“. Und sie beschreibt die Situation auch näher: „Da kann es schon mal sein, dass einem die Isländer-Quadrille entgegenkommt, verkleidet als riesige Schneemänner, und will man ausweichen, kommen von rechts die Haflinger als spanische Stierkämpfer, die Working-Equitation-Truppe von hinten und von links die Fahrsportfreunde, die mit sechs Viererzügen den Weg absolut dicht machen.“ Und dann laufen bei einer Show plötzlich menschengroße, indische Laufenten über einen Riesenbildschirm, der über der Bahnmitte hängt. „Und mein Pferd, das die kleinen Entchen gerade unter seinem Bauch hindurchlaufen lassen soll, starrt gebannt auf den Bildschirm und ist in diesem Augenblick wohl dabei, sich vollends abzumelden … Psst, hallo, hörst du mir noch zu?“

Eigene Methode

Anne Krüger-Degener ist eine Tierwirtschaftsmeisterin, Ausbilderin, Schäferin und Züchterin aus Melle bei Osnabrück, die Pferde erfolgreich ausbildet und weltweit auf Shows (u. a. Hop Top Show der Equitana, Pferd und Jagd in Hannover, German Masters) in beeindruckenden Schaubildern mit Hunden, Ziegen und Enten vorstellt. Ihre Arbeit ist so einzigartig wie ihre Methode. Jetzt, nach 30 Jahren Erfahrung mit verschiedensten Tierarten, hat sie ihr eigenes Trainingskonzept, die HarmoniLogie®, zu Papier gebracht. Damit leitet sie nicht nur 800 Schafe und vier Hütehunde dazu an, die Gesetze der deutschen Straßenverkehrsordnung zu beachten, sondern bringt auch ihre Pferde dazu, sich vor Tausenden begeisterter Zuschauer hinzulegen und danach eine lehrbuchreife Piaffe zu zeigen. Mit ihren Shows hat sie bereits ein breites Publikum erreicht, nun folgt die HarmoniLogie®-Trainingslehre für alle.

Ihre Denkweise erklärt sie wie folgt: „Mein Philosophie-Lehrer hat mir beigebracht, Gedanken zu Ende zu denken. Das braucht Zeit und eine gewisse Intimität. Nun sind die eigenen Gedanken reif und belastbar. Es ist ein eigener Weg, der eines eigenen Werdegangs bedurfte. ‚A way of life‘ eben. Und wenn einer Methode oder Philosophie eine Lebenserfahrung zu Grunde liegen soll, dann geht das mit 25 vielleicht noch nicht. Dennoch möchte ich auf keinen Fall mit diesem Weg das Rad der Reiterei neu erfinden! Das Rad ist gut und rund. Es braucht vielleicht immer mal wieder einen neuen Antrieb, ein gutes Profil und eine klare Navigation. Und diese Navigation sollte unbedingt in Richtung Pferd führen. Und so verstehe ich meinen Ansatz.“ Ihr eigener Lebenslauf lenkte sie zu Beginn jedoch woandershin. Geboren 1967 in Friedrichshafen am Bodensee, aufgewachsen in einer Akademikerfamilie in Unna, war sie auf dem Weg, ein Veterinärmedizin-Studium zu absolvieren, bis sie ein Praktikum auf einem Bauernhof machte und erkannte, dass sie für die gesunden Tiere und nicht von den kranken leben wollte. So führte ihr Weg in die Selbstständigkeit in der Landwirtschaft. Nach dem Absolvieren des Tierwirtschaftsmeisters baute sie sich einen eigenen Ausbildungsbetrieb auf. „Die Schulung von Tieren scheint bei mir genetisch bedingt zu sein, ich vermute mein Herz ist aus Fell … und so wurde ich durch die Ausbildung von Hunden, später auch Pferden, recht erfolgreich. Es entwickelte sich ein Schulungssystem und auch eine Show, die europaweit gefragt war und ist. Die philosophischen Ansätze sowie der methodische Umgang waren Grundlage meiner bis jetzt fünf erschienenen Bücher und drei Lehrfilme“, berichtet sie.

Teamwork zählt

Die von ihr entwickelte HarmoniLogie® entwickelte sich nicht nur aus der Arbeit mit Hunden und Pferden. Das Zusammenleben mit großen Schaf- und Rinderherden und der berufliche Einsatz von Hütehunden gaben ihr ein wichtiges landwirtschaftliches Grundverständnis. Durch die Zusammenarbeit mit Tieren erlernte sie, was es heißt, im Team zu überleben. „Tiere sind meine Kollegen, und so leben wir auf dem Degenerhof wie in einem großen Clan mit unterschiedlichen Gattungen. Mit dem Schulen der Working Border Collies erreichte ich fünfmal den Titel der Deutschen Meisterschaft, wurde Vize-Europameisterin und vertrat Deutschland mehrfach extrem erfolgreich auf den Weltmeisterschaften. Das Naturgesetz der Sprache war und ist artübergreifend und basiert auf einem logischen räumlichen Denken. Und es macht keinen Unterschied, ob ich Dressur reite oder diese wunderbaren speziellen Border Collies bis zur höchsten Leistungsstufe ausbilde. Es geht um gutes Zuhören, äußere Hilfen und feine Signale“, so Anne Krüger-Degener.

Ihr Trainingskonzept bereitet deshalb vor allem den Boden für die Beziehungsebene, auf der sich Menschen und Pferde gegenseitig Komplimente machen, und bringt echtes Teamwork hervor. „Mein Weg mit den Pferden basiert auf der Idee, ihnen durch eine klare und faire Kommunikation Führung zu geben und offen zu sein für ihre individuellen Antworten auf meine Fragen. Ich wünsche mir das Pferd als gesunden und leistungsbereiten Partner, der mir zuhört, mir zugewandt ist und gerne mit mir arbeitet. In dieser Beziehung soll sich jeder sicher fühlen, sie soll Freude machen und auf Vertrauen und Respekt begründet sein“, sagt sie.

Dabei kann am Ende auch der Erfolg auf Turnieren stehen, wie das Beispiel ihrer Tochter Carla zeigt. „Wir sind ein gutes Team und arbeiten eng zusammen. Carla war im Pony-Dressur-Kader von Weser-Ems, sie wurde Westfälische Meisterin der Junioren Dressur, Kreismeisterin und Bezirksmeisterin. Auch freuen wir uns sehr darüber, dass sie bereits recht erfolgreich in der Klasse M am Start ist“, so die Ausbilderin. Sie selbst reitet derzeit viele junge Pferde und stellt sie in Dressurpferde- und Reitpferdeprüfungen vor.

Nach der Ausbildungsskala

Mit der Lehre der HarmoniLogie® möchte Anne Krüger-Degener ein sachliches und gefühlvolles, aber wertfreies Miteinander zwischen Mensch und Tier erreichen. Die Methode schult insbesondere die Menschen darin, ihre Pferde zu lesen und einen Dialog ohne emotionale Interpretationen und Analysen zu führen, genau hinzuhören und das zu sagen, was sie meinen. Reiter lernen, ehrlich zu loben und ohne Bestechung wie Leckerli oder Clicker  positiv zu verstärken. Ebenso lernen sie, wertfrei, klar und lösungsorientiert zu kritisieren. Der Weg zum Dialog erfolgt dabei von der ersten Begegnung über eine gelungene Grunderziehung, eine erfolgreiche Bodenarbeit bis hin zu sportlichen Leistungen. Dabei gibt es kein Hokuspokus und Pferdeflüster-Getue, sondern eine ehrliche Schulung nach der Skala der Ausbildung.

Text: Inga Dora Schwarzer     Foto: imago images/ imagebroker

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