Text: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com
Ohne Muskulatur geht nichts. Das kennen wir von uns selbst. Doch wer sein Pferd lange leistungsbereit und gesund erhalten möchte, sollte sich mit dem Muskelaufbau auseinandersetzen. So werden Sie zum persönlichen Fitness-Coach für Ihr Pferd!
Ein gelungenes Training zeichnet sich durch ein ausgeglichenes Verhältnis von An- und Entspannung der Muskeln aus: Bleibt ein Muskel dauerhaft angespannt, dann verkrampft er sich und wird nicht mehr ausreichend mit Blut und Nährstoffen versorgt. Unter diesen Umständen kann er nicht wachsen, es findet also kein Muskelaufbau statt. Denn Erholungsphasen sind nach jedem Training unumgänglich, damit der Körper regenerieren kann. Aber auch Pausen im Training sind vonnöten, damit sich die Muskulatur entspannen kann. Hierbei könnten Sie zum Beispiel an den Wechsel von Aufrichtung und Dehnungshaltung denken: Nach der Arbeit an der Versammlung sollte das Pferd die Möglichkeit haben, sich nach vorne unten zu strecken.
Mehr Pausen
Um das Gleichgewicht zwischen Anstrengung und Sauerstoffaufnahme zu halten, benötigt das Pferd ausreichend Atempausen. Geht das Pferd zu lange über seine Belastungsgrenze hinaus, kommt in den Muskeln nicht mehr genügend Sauerstoff an. Der Muskel übersäuert, brennt schmerzhaft, und das Pferd hat keine Kraft mehr. In dieser Phase findet kein Muskelaufbau mehr statt. Die Folgen: Verspannungen und Verletzungen im überforderten Bereich. „Falsche“ Muskeln entstehen und übernehmen Aufgaben, die ihnen eigentlich gar nicht zugedacht sind.
Besser und sicherer
Im Training werden Fähigkeiten verbessert und Bewegungsabläufe gesichert. Auch wenn Pferd und Reiter jeweils eine Schokoladenseite haben, ist es wichtig, Übungen auf beiden Händen zu trainieren. Ein sehr einseitiges Training wirkt sich negativ auf den Muskelaufbau aus. Am einfachsten ist es, mit der „besseren Hand“ anzufangen, da es dann leichter fällt. Anzahl und Übungsdauer können langsam gesteigert werden, und auch das Schwierigkeitslevel kann langsam erhöht werden. Auch Trainingspläne können helfen, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Hier können Trainer und Physiotherapeuten helfen, den richtigen Plan zu erstellen. Die Dauer von etwa einem Quartal macht Sinn, damit Sie auch Ergebnisse sehen können. Hierbei hilft es, das Pferd im gleichen Abstand von allen Seiten zu fotografieren. Vergessen Sie aber bei dem Trainingsplan nicht, ausreichend Zeit für die Regeneration einzuplanen, damit Sie und Ihr Pferd sich erholen und das Gelernte verarbeiten können.
Trainingsplan überprüfen (lassen)
Der vernünftige Trainingsplan sollte immer vom aktuellen Fitnesslevel und auch vom jeweiligen Gesundheitszustand ausgehen. Der muskuläre Ist-Zustand kann beispielsweise durch einen Physiotherapeuten oder Trainer beurteilt werden, und daraus können gezielte Übungen abgeleitet werden. Mögliche Schwachstellen können in Angriff genommen und ein realistisches Ziel gesetzt werden. Der Trainingsplan sollte regelmäßig, etwa alle sechs Wochen, überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Denn das kennen Sie ja sicherlich auch aus dem Fitnesscenter: Anfangs quälen Sie sich mit einem niedrigeren Gewicht bei 15 Wiederholungen, nach ein paar Wochen geht dies aber schon deutlich besser, und Sie wünschen sich eine Anpassung des Trainings. Genauso geht es auch Ihrem Pferd. Durch neue Reize, Übungen und Tempi kann das Training ganz individuell angepasst werden, und zwar ohne Ermüdungsanzeichen.
Nicht nur Muskeltraining
Erlebt das Pferd durch gezielte Übungen oder ein besonders gutes Training einen Erfolg, kann sich das auch positiv auf die Psyche des Tieres auswirken. Kraft und Kondition verbessern sich, Lektionen fallen plötzlich leichter, und das Pferd gewinnt an Stolz. Das spürt der Reiter natürlich ebenfalls, und schon sitzt er ganz anders im Sattel als noch zuvor. Um das zu erreichen, also ein effektives Training zu gestalten, muss sich das Pferd in seinem Wohlfühltempo bewegen dürfen. Es darf weder zu eilig noch zu langsam laufen. Auch das Gleichgewicht muss stimmen, und es darf sich nicht verspannen.
Viele weitere Tipps finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.