Jede Veränderung beginnt bei uns selbst. Wenn wir unsere eigene Haltung und Herangehens- weise ändern, wird sich das auch auf die Beziehung zu unserem Pferd auswirken. Mit diesen sieben Lektionen nähern Sie sich Ihrem Pferd aus einem neuen Blickwinkel. Das führt zu mehr Gelassenheit, Freude und Zufriedenheit beim Reiten.

 

Das Training mit unserem Pferd beginnt nicht erst, wenn wir den Fuß in den Bügel stellen und auf- sitzen. Bereits vorher gibt es unzählige kleine Momente, die für die Beziehung zwischen Mensch und Pferd wichtig sind. Die das Miteinander prägen und die Kommunikation sowie das gegenseitige Verständnis beeinflussen. Schon wenn Sie auf die Box Ihres Pferdes zugehen, tun Sie das in einer bestimmten Stimmung und mit einer gewissen Körperhaltung. Vielleicht sind Sie mit dem Kopf noch irgendwo im Alltag oder sogar mit einem Konflikt beschäftigt. Nicht selten läuft die Situation dann folgendermaßen ab: Wir nehmen das Halfter, das an der Box hängt, öffnen die Tür, gehen direkt auf unser Pferd zu, ziehen ihm das Halfter an und führen es aus der Box. Es folgen Putzen, Satteln, Trensen und dann geht es schon los zum Trai- ning. Diese fast schon automatisierten Abläufe führen dazu, dass wir kaum noch wahrnehmen, was im Moment passiert.

Wie fühlen Sie sich (körperlich und psychisch), wenn Sie auf die Box Ihres Pferdes zugehen? Wie begegnen Sie Ihrem Pferd und wie ist es Ihnen gegenüber gestimmt? Geht es auf Sie zu oder weicht es Ihnen aus? Folgt es Ihnen willig aus der Box? Steht es entspannt am Putzplatz oder wirkt es unruhig? Nimmt es das Gebiss gerne ins Maul? Um diese Fragen wirklich be- antworten zu können, ist ein achtsamer Umgang wichtig. Und genau diese Achtsamkeit können Sie mit einfachen Übungen schulen. „Die Praxis der Achtsamkeit lädt ein, zu üben, uns nicht von unseren Gedanken und Gefühlen mitziehen zu lassen. So können sie uns weniger beherrschen“, beschreibt Antonia Schwarzkopf in ihrem Buch „Mindful Rinding“. Wir erlangen die Kontrolle über unseren Geist und unseren Körper zurück – denn ob wir es wollen oder nicht, beide gehören zusammen. Auf den folgenden Seiten beschreiben wir die sieben Lektionen hin zu einem achtsamen Reiten.

Lektion 1: Gegenwärtigkeit

Während wir unter Zeitdruck und regelrecht im Autopilot-Modus durch den Stall steuern, nimmt unser Pferd ganz genau wahr, in welcher Stimmung wir sind, wie unsere Körperhaltung und -spannung ist. Menschen fällt es in der Regel schwer, im Moment zu sein. Zu sehr sind wir es gewohnt, dass Stress unser Leben beherrscht und wir am besten immer zehn Schritte vorausdenken. Die Zukunft erscheint in so vielen Bereichen wichtiger als die Gegenwart. Das gilt allerdings nicht für den Umgang mit Tieren. Wir verlangen von unserem Pferd die volle Aufmerksamkeit, doch wie viel von unserer eigenen schenken wir ihm eigentlich? „Bevor Sie Ihr Pferd anbinden, binden Sie zunächst Ihren unruhigen Geist an! Sie verankern ihn, indem Sie Ihre Gedanken und Gefühle immer und immer wieder in den Moment zurückholen, den Sie gerade erleben“, erklärt Antonia Schwarzkopf. So können Sie die Konzentration bündeln, Ihren Geist beruhigen und Ihn von Ablenkung befreien. Anfangs werden Ihre Gedanken wahrscheinlich immer mal wieder abschweifen. Das ist völlig normal. Ein nützliches Werkzeug, um daran zu arbeiten sind einfache Rituale und Gewohnheiten, mit denen Sie die gemeinsame Zeit jeden Tag aufs neue mit Ihrem Pferd starten.

 

Übung 1.1. Ein Lächeln schenken

Gedanken und Gefühle zu akzeptieren ist für viele Menschen gar nicht so einfach. Das konkrete Benennen kann Ihnen dabei helfen.

Schritt 1: Spüren Sie, was in Ihnen los ist. Beobachten Sie, welche Gedanken Sie haben und ob sich diese der Zukunft oder der Vergangenheit zuwenden. Nehmen Sie wahr, ob gewisse Gefühle Sie beherrschen und ob beziehungsweise wie Sie die aktuelle Situation bewerten. Benennen Sie die Gedanken und Gefühle möglichst konkret. Dieser Schritt wird Ihnen mit der Zeit immer leichter fallen. Schritt 2: Versuchen Sie, die in Schritt eins gewonnenen Erkennt- nisse möglichst wohlwollend anzunehmen. Dabei kann es helfen, den Gedanken ein Lächeln zu schenken. Es muss nicht für andere sichtbar sein. Atmen Sie dabei tief und gleichmäßig und beobachten Sie, wie die einzelnen Gedanken weiterziehen. Auch sie sind näm- lich Momentaufnahmen.

Wichtig: „Benennen bedeutet nicht bewerten“, betont Antonia Schwarzkopf. „Alles bekommt einen Namen, ein Etikett, wenn Sie es so wollen. Aber eben keins, auf dem gut oder schlecht steht.“

Übung 1.2. Achtsam putzen

Die tägliche Pflege des Pferdes ist viel mehr als nur für das äußere Wohlbefinden gut. Sie kann auch die Seele des Pferdes berühren, wenn wir es dabei nicht überrumpeln, sondern auf seine Bedürfnisse eingehen. Wenn sich zwei vierbeinige Kumpels auf der Weide gegenseitig putzen, ist ihnen das Wohlfühlgefühl anzusehen. Hin- gegen ist das nicht immer so, wenn ein Mensch schnell mit dem Striegel über das Fell schrubbt. Jedes Pferd nimmt Berührungen und Körperkontakt anders wahr und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Während der eine Vierbeiner gerne am Bauch gestriegelt wird, ist dieser Bereich für ein anderes Pferd eine regelrechte Tabuzone. Versuchen Sie beim Putzen im Moment zu bleiben und sich und Ihr Pferd ganz genau wahrzunehmen. Wie fühlt sich das Fell an? Wie atmet Ihr Pferd? Wann genießt es den Kontakt und wann ändert sich seine Mimik oder Körperhaltung? Nehmen Sie auch bei dieser Übung an, was ist, ohne zu bewerten. Je ruhiger und achtsamer Sie selbst werden, desto besser können Sie auf Ihr Pferd eingehen und desto mehr Ruhe und Verlässlichkeit strahlen Sie aus.

 

Lektion 2: Freundlichkeit

Wie häufig machen Sie sich bewusst, dass jeder Tag mit Ihrem Pferd ein Geschenk ist und dass Sie dankbar sein können für die Momente, die Ihnen geschenkt werden? Wenn Erwartungen und Leistungsdruck vorherrschen, müssen Genuss und Dankbarkeit jedoch oft weichen. Wir denken in Kategorien und wollen Dingen einen tieferen Sinn geben. Unser Pferd hält nichts von diesen menschlichen Vorstellungen. Allerdings nimmt es genau wahr, ob ihm die Anwesenheit seines Menschen guttut und ob es sich zum Beispiel beweglicher oder zufriedener nach dem Training fühlt. Antonia Schwarzkopf beschreibt, worauf es ankommt: „Für Ihr Pferd ist es nicht wichtig, warum Ihre Leben miteinander verbunden sind, sondern wie.“ Pferde sind unvoreingenommen, und wir sollten ihnen Freundlichkeit schenken – auch ohne konkreten Anlass und ohne eine Gegenleistung zu erwarten. „Freundlichkeit ist eine Geisteshaltung, die für uns und unsere Umwelt heilsam ist. Sie kommt von Herzen und kehrt zu uns zurück“, sagt unsere Expertin.

 

Übung 2.1. Ein echtes Kompliment

Haben Sie Ihrem Pferd schon mal ein Kompliment gemacht? Fangen Sie gleich heute damit an! So zeigen Sie Wertschätzung, und Ihnen wird selbst bewusster, wofür Sie dankbar sein können. Pferde machen uns immer wieder auf ihre Art und Weise Komplimente: ein entspanntes Abschnauben, ein sanfter Blick oder ein Wiehern zur Begrüßung. Sie zeigen uns, dass sie gerne mit uns zusammenarbeiten. Diese Freude können Sie zurückgeben. Dazu reicht es aus, wenn

Übung 2.2. Am Ende des Tages

Jeder Tag mit unseren Pferden ist anders. Am Abend können Sie genau das nutzen, um ein kleines Resümee zu ziehen und sich in Dankbarkeit zu üben. Nehmen Sie sich ein kleines Heft, in das Sie jeden Abend drei Dinge notieren, für die Sie Ihrem Pferd an diesem Tag dankbar sind. So lenken Sie den Fokus auf das Positive und auf das, was Ihnen geschenkt wird, aber Sie womöglich nicht wirklich wahrnehmen. „Dankbarkeit hat die Kraft, unserem Gehirn eine andere Welt zu zeigen. Sie macht uns zufriedener, flexibler,

 

Sie die Komplimente in Gedanken aus- sprechen. Das wird sich automatisch auf Ihre Einstellung und Ihre Körperhaltung auswirken. Vielleicht möchten Sie sich für eine Lektion bedanken, die Ihr Pferd so sicher und konzentriert ausführt, oder einfach für seine Ruhe im Gelände. Lehnen Sie doch ab und zu mal Ihren Kopf an Ihr Pferd und nehmen Sie einfach wahr, welche Komplimente Ihnen in den Kopf kommen. Ihr Pferd gibt Ihnen ein gutes Gefühl? Dann spiegeln Sie ihm Ihre eigene Freude darüber. Übrigens können Sie diese Übung auch auf Menschen übertragen und zum Beispiel auch Ihrer Stallkollegin oder Ihrer Trainerin einfach mal ein Kompliment machen. gelassener und sozialer. Und sie hilft uns zu einem gesünderen Selbstwertgefühl“, betont Antonia Schwarzkopf.

 

Lektion 3: Offenheit

In dieser Lektion gehen Sie einen Schritt näher an Ihr Pferd heran und überwinden damit die bisherige Distanz. Dafür ist Offenheit nötig. „Vorangehend haben wir uns für die Bedürfnisse unserer Pferde geöffnet. Nun geht es um Offenheit für sein Wesen, sein Empfinden, seine Wahrnehmungen. Streichen wir nicht mehr nur über sein samtiges Fell – schlüpfen wir metaphorisch in seine Haut“, erklärt Antonia Schwarzkopf. Dabei bedeutet Offenheit, die Welt in jedem Moment so zu betrachten, als würden wir sie zum ersten Mal sehen. Damit öffnen wir uns dem, was wir sehen und erleben. Bleiben Sie neugierig, denn die Welt ist stän- dig im Wandel. Sie können nichts festhalten.

 

Übung 3.1.

In der Ruhe liegt die Kraft

Den ganzen Tag sind unsere Hände mit irgendwas beschäftigt, und sie sind fast ununterbrochen in Bewegung. Wenn nicht, sind sie bereit, jede Sekunde in Aktion zu springen. Dabei verraten die Hände viel über unseren Geisteszustand. Versuchen Sie, Ihre Hände mehrmals täglich ganz bewusst für eine Weile vollkommen ruhig zu halten. Um sie in einen totalen Stillstand zu bringen, dürfen Sie weder die Finger bewegen, noch die Hände in die Hosentaschen stecken oder ein Haar aus dem Gesicht streichen. Wenn Sie der Ruhe aufmerksam nachspüren, kann das auch eine beruhigende Wirkung auf den gesamten Körper und den Geist haben. Das schenkt Ihnen wiederum neue Kapazitäten, Ihrem Gegenüber aufmerksamer zuzuhören. Erinnern Sie sich daran, wenn Sie Ihrem Pferd begegnen. Lockern Sie Ihre Hände immer mal wieder – auch beim Reiten. So lösen Sie Spannungen und verbessern Wahrnehmung sowie Einwirkung.

 

Übung 3.2. Den Horizont erweitern

Sind Sie in der Lage, Ihre Perspektive zu ändern? Mit dieser Übung gelingt es Ihnen! Oftmals ist unser Blickfeld beschränkt. Wir nehmen wahr, was auf dem Boden und bis etwa drei Meter Höhe unmittelbar vor uns liegt. Wenn Sie Ihr visuelles Bewusstsein erweitern, können Sie auch Ihren Geist weiten. Schauen Sie dazu immer wieder mal bewusst nach oben. Wie sieht das Dach der Reithalle von innen aus? Wie die Decke des Stalls? Sehen Sie Vogelnester oder andere Details? Richten Sie den Blick draußen ganz entspannt in den Himmel und in die Ferne über Hügel und Berge. Lassen Sie ihn schweifen, beobachten Sie Baumwipfel und Bäume, die sich im Wind wiegen.

 

Lektion 4: Vertrauen

Machen Sie sich bereit für eine tiefere Kommunikation. „An diesem Punkt des Zusammenseins mit Ihrem Pferd werden Sie merken, dass es sehr wohl darauf ankommt, wie Sie stehen, sich bewegen und sogar was Sie denken oder fühlen“, so Antonia Schwarzkopf. Damit ein Pferd mit seinem Reiter arbeiten und sich auf ihn einlassen kann, ist Vertrauen die Grundlage. Dabei beruht Vertrauen auf Gegenseitigkeit: Wir wünschen uns ein Pferd mit positiver Einstellung und einem klaren Kopf. Genauso möchte auch unser Vierbeiner fair und motivierend behandelt werden. Vertrauen wächst mit der Zeit, und mit regelmäßiger Achtsamkeitspraxis können Sie neue Verbindungen im Gehirn schaffen und alte Muster umprogrammieren.

Übung 4.1. Einfach loslassen

Viele Menschen laufen mit einer erhöhten Körperspannung durch die Welt. Mit dieser Übung lernen Sie, Spannung loszulassen. • Suchen Sie sich einen ruhigen Platz, gerne in der Nähe Ihres Pferdes. Hierbei geht Sicherheit natürlich immer vor.

  • Setzen Sie sich aufrecht hin. Die Augen sind geschlossen oder halb geöffnet.
  • Nehmen Sie Ihren Körper wahr. Was spü- ren Sie? Den Boden, das Stroh, die Wand?
  • Wenden Sie sich in Gedanken der Atmung zu. Nehmen Sie wahr, wie die Luft ein- und ausströmt. Beeinflussen Sie Ihren Atemrhythmus nicht.
  • Spüren Sie, wie Ihr Atem Sie ein kleines bisschen bewegt? Von den Schultern bis zur Bauchdecke.
  • Wandern Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit durch den Körper. Wo fühlen Sie eine er- höhte Spannung? Wo sind Sie entspannt, und

• Nehmen Sie den Moment zwischen Ein- und Ausatmen wahr, diesen kleine Wechsel und den Wandel.

• Bleiben Sie ein paar Minuten bei dieser Wahrnehmung.

• Dann kehren Sie mit der Aufmerksamkeit zurück zu den Spannungs- oder Schmerz- punkten. Können Sie eine Veränderung wahrnehmen?

• Vielleicht haben Sie durch diese Übung auch einfach gemerkt, wie verspannt Sie sind. Auch das ist eine wichtige Information, die Sie nicht bewerten sollten. Welche Bereiche fühlen sich besonders gut an?

  • Lassen Sie mit jedem Ausatmen etwas mehr Spannung los.
  • Spüren Sie in die Stellen Ihres Körpers, die besonders angespannt sind, und nehmen Sie Spannung oder sogar Schmerzen einfach nur wahr, ohne sie bearbeiten zu wollen.

 

Lektion 5: Urteilsfreiheit

Bei einem Spaziergang zieht die Welt gemächlich an uns vorüber. Wir haben genug Zeit, um die Dinge um uns herum wahrzunehmen und den Blick dann auf die nächste Beobachtung wandern zu lassen. „Gehen ist das Tempo, für das unsere Mechanik, unser Stoffwechsel und unsere Sinne gemacht sind“, sagt Antonia Schwarzkopf. „Das menschliche Gehirn kann mit den abwechselnden Szenarien, denen wir beim Gehen begegnen, gerade richtig ‚Schritt‘ halten, ohne davon überwältigt zu werden. Daher ist dieses Tempo so gut geeignet, um uns auf sanfte Weise zu entspannen, aber auch anzuregen. In diesem Zustand sind wir in der Lage, uns den eigenen inneren Bewertungen bewusst zu werden. So vermeiden wir es, Urteile automatisch zu fällen. Diese Urteilsfreiheit hilft uns auch im Umgang mit unseren Pferden.

Übung 5.1. Windspiel

Sind Ihnen die vielen unterschiedlichen Erscheinungsformen des Windes schon einmal aufgefallen? Von der sanften Brise bis hin zum brausenden Sturm. Begegnen Sie der Bewegung der Luft beim Spazierengehen mit Achtsamkeit. Pferde spüren mit ihrer empfindlichen Haut schon die kleinsten Luftverän- derungen und -bewegungen, selbst in Innenräumen. Gehen Sie regelmäßig mit Ihrem Pferd spazieren und nehmen Sie die Natur mit Ihren Sinnen wahr. Auch hier spielt Offenheit eine Rolle: Wenn Sie Ihre Sinne öffnen, werden Sie immer mehr Luftbewegung bemerken. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal mit Ihrem Pferd arbeiten. Es ist in der Lage, alle möglichen Eindrücke sensibel wahrzunehmen. Wir sollten diese Sensibilität schätzen und unsere eige- ne Hilfengebung immer wieder hinterfragen. Je achtsamer wir selbst werden, desto mehr Verständnis können wir auch unserem Pferd entgegen bringen und so die Kommunikation verbessern.

 

Lektion 6: Geduld

„Das kann doch nicht so schwer sein“ – ist Ihnen dieser Gedanke beim Reiten auch schon in den Kopf gekommen? Wir haben gelernt, dass Dinge funktionieren müssen, und zwar möglichst schnell. Dass wir wertgeschätzt werden, wenn wir etwas schaffen. Geduld ist dabei eher Mangelware. Wir stehen uns dadurch selbst im Weg und lassen uns von Erwartungen und Ansprüchen blockieren. Es ist schwer, sich von diesem Korsett der Selbstoptimierung zu befreien. In Lektion sechs geht es darum, dass Sie sich in Geduld üben. Wenn Sie sich mit Achtsamkeitsübungen beschäftigen und keine sofortige Wirkung eintritt, haben Sie keine Zeit verschenkt. Ganz im Gegenteil: „Wenn wir für uns selbst und zum Wohle unseren Pferdes an der Situation etwas ändern wollen, braucht es Geduld und die Akzeptanz, dass sich die Wirkung der Achtsamkeitspraxis in ihrem natürlichen Rhythmus entfaltet“, erläutert Antonia Schwarzkopf. Das Gehirn und ihr gesamtes Mindset reagieren darauf. Veränderung ist ein Prozess.

Übung 6.1. Im Moment verankert

Diese Übung auf dem Pferd holt Sie zurück in Ihren Körper und damit auch zur Kommunikation mit dem Körper Ihres Pferdes. Wenn Sie möchten können Sie die Anker-Übung als Auftakt für Ihr tägliches Achtsamkeitstraining im Sattel nutzen. • Setzen Sie sich aufrecht und geschmeidig hin. Dabei nehmen Sie bewusst Kontakt mit der Oberfläche des Sattels auf. Spüren Sie den Druck, den Ihr Körper ausübt.

• Machen Sie sich Ihren Körper als Ganzes be- wusst. Er ist in Kon- takt mit dem Sattel und damit auch mit dem Pferd. Spüren Sie, wie Sie sich automatisch et- was mehr aufrichten.

• Ihre Wirbelsäule wird aufgerichtet und die Kräfte, die auf Ihren Rücken wirken, gleich- mäßiger verteilt. Das entlastet wiederum Wirbel und Bandscheiben.

• Durch die Aufrichtung weitet sich der Brustkorb, und der Atmen kann besser fließen.

• Spüren Sie, wie Sie innerlich ruhiger werden. So können Sie mit der Zeit selbst in stressigeren Situationen den Überblick behalten und bleiben flexibel für Veränderungen.

• Nun gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit zur Sitzfläche und neh- men Ihre Sitzbeinhöcker bewusst wahr. Stellen Sie sich vor, wie sich diese durch die Sat- telfläche hindurch mit der Erde verankern.

 

Lektion 7: Freude

„Streng genommen ist Freude keine Geisteshaltung. Sie ist ein Zustand, der uns widerfährt und den wir annehmen kön- nen, wenn wir ihm be- gegnen“, betont Antonia Schwarzkopf. Freude ist etwas anderes als Glück. Während jeder Mensch Glück für sich als Be- griff definiert, ist Freude Genuss, Überraschung, Ausgelassenheit und Zufriedenheit, also ein hochgestimmter Gemütszustand. „Im Sinne der Achtsamkeitspraxis ist sie ein Gefühl, ein Zustand, den wir wie je- den anderen betrachten und wertfrei annehmen können“, so unsere Expertin. Sie rät dazu, Freude nicht einfach wie- der ziehen zu lassen, sondern ihre Wirkung auf Gemüt und Seele auszukosten. Schließlich gebe es so viele Momente der Freude, die wir mit und auf unserem Pferd genießen könnten. Ihnen will eine Lektion einfach nicht gelingen? Dann versuchen Sie doch mal, die Situation weniger ernst zu nehmen und ihr vielleicht sogar etwas Komisches abzugewinnen. Atmen Sie durch, lächeln Sie und beginnen Sie dann in Ruhe noch einmal neu. Pferde nehmen kleinste Luft- bewegungen wahr. Spüren auch Sie mal genauer hin.

 

Übung 7.1.

Kraftquellen entdecken

Das Wissen darüber, was Ihnen wirklich guttut, tragen Sie in sich selbst. Sie müssen sich nur zuhören. Suchen Sie sich einen Ort der Ruhe, nehmen Sie sich Zeit und beantworten Sie folgende Fragen in einer freundlichen Haltung sich selbst gegenüber:

1. Was brauchen Sie, damit Sie sich gut fühlen?

  1. Was raubt Ihnen in Ihrem Leben Energie?
  2. In welchen Situationen müssen Sie lernen, Ihre Grenze zu ziehen/Nein zu sagen?
  3. Wo würden Sie Ihre Prioritäten gerne anders setzen?
  4. Was brauchen Sie dazu und was hilft Ihnen dabei?

Schreiben Sie Ihre Antworten auf und beschäftigen Sie sich eine Zeit lang am besten täglich mit Ihren Erkenntnissen. Gehen Sie dann Schritt für Schritt die Umsetzung an. Nehmen Sie sich nicht zu viel auf einmal vor und freuen Sie sich über die kleinen Erfolgserlebnisse.

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