Durch Beobachten können Sie herausfinden, ob Ihr Pferd eher zu den nach außen oder den nach innen gerichteten Vertretern zählt, und das Training dementsprechend gestalten.

Introvertierte Pferde

  • Alles, was sich bei einem introvertierten Pferd innerlich ereignet, findet seinen Weg nur schwer nach draußen. Es macht Dinge lieber mit sich selbst aus und schottet sich unter Umständen auch ganz von der Außenwelt ab.
  • Ein unsicheres Pferd, das introvertiert ist, flüchtet sozusagen als Selbstschutzmaßnahme nach innen. Da diese Pferde Gefühle nicht wirklich rauslassen wollen beziehungsweise können, sind sie schwerer zu lesen, denn auch die Körpersprache ist verhalten.
  • Introvertiertheit ist nicht ausschließlich ein Merkmal unsicherer Pferde, doch sie ist bei diesen häufig extremer ausgeprägt.
  • Introvertierte Pferde greifen gerade im Notfall am ehesten auf die Freeze-Variante (also das Einfrieren bei Gefahr) zurück, um sich nach außen abzuschirmen.
  • Alles, was um diese Pferde herum passiert, findet auch schwer einen Weg ins Innere. Daher machen sie oft einen zähen Eindruck, weil sie, wenn überhaupt, ein bisschen zeitverzögert reagieren. Das bedeutet aber nur, dass interne Prozesse langsam ablaufen, diese Pferde bekommen dennoch viel von ihrer Umwelt mit.
  • Bei unsicheren introvertierten Pferden ist es ähnlich wie bei einem Computer, der sich aufgehängt hat: Er rechnet zwar irgendwie noch, aber es passiert nichts, und man kann eigentlich nichts anderes tun außer warten oder neu starten.
  • Introvertierte Pferde sind Energiesparer. Sie setzen einiges daran, ihre Ressourcen nicht unnötig einzusetzen. Energieverschwendung könnte ihre Überlebenschancen verschlechtern. Daher entscheiden sich sichere Pferde lieber fürs Nichtstun und Abwarten, unsichere für die Flucht nach innen.

Extrovertierte Pferde

  • Extrovertierte Pferde zeigen mehr als deutlich, was in ihnen vorgeht. Sie behalten ihre Gefühle nicht für sich. n Wir Menschen können sie dadurch besser lesen, doch manchmal gehen die Emotionen mit den Extrovertierten auch durch – und zwar sowohl die negativen, wie Unsicherheit, Angst oder Aggression, als auch die positiven, wie Bewegungsdrang oder Spieltrieb.
  • Ein extrovertiertes, aufgeregtes Pferd macht einen viel spektakuläreren Eindruck als ein introvertiertes und scheint im Umgang schwieriger zu sein. Doch meist sind extrovertierte Vierbeiner besser zu händeln, unter anderem weil innere Prozesse ungehinderter ablaufen.
  • In Stresssituationen reagieren extrovertierte Pferde häufig besser als die verschlossenen. Andererseits besteht die Gefahr, dass sie sich in ihre Unsicherheit reinsteigern und weniger gut auf den Menschen reagieren.
  • Auch extrovertierte Pferde können sicher oder unsicher sein. Den Unterschied zu erkennen ist aber viel einfacher als bei den verschlossenen Vierbeinern.

Text: Aline Müller      Foto: www.Slawik.com

 

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