Text: Christian Bruneß    Foto: Getty Images

Entgegen der Meinung vieler Nichtreiter verlangt Reiten dem eigenen Körper einiges an Leistungen ab. Mit regelmäßigen Kraft- und Mobilitäts­übungen können Sie Ihre ­reiterlichen ­Fähigkeiten noch verbessern und ­Überlastungsbeschwerden vorbeugen.

Für viele Reiter sieht der Alltag so aus wie für die meisten Menschen: Es wird gesessen. Am Schreibtisch, im Auto, in der Bahn. Wir leben in einer regelrechten Sitzgesellschaft und in einem Zeitalter des Sitzens. Die Folgen sind eine ungesunde Körper­haltung und eine schwache und oftmals verkürzte Muskulatur. Die gute Nachricht ist: Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen verbringen Reiter viel Zeit an der frischen Luft und im Tageslicht und fördern damit ihre körperliche und seelische Gesundheit. So weit, so lobend. Was viele Reiter jedoch vernachlässigen, und das betrifft Reiter auf jedem Niveau, vom Einsteiger bis zum ambitionierten Wettkämpfer, ist die Pflege des eigenen ­Bewegungsapparats. Sind wir doch mal ehrlich, es werden Stunden damit verbracht, über den körperlichen Zustand des Pferdes zu philosophieren, Bücher gewälzt und Experten aufgesucht. Aber was ist mit einem selbst? Oft ist die wenig ausgeprägte Muskulatur im ­Rücken-, Bauch-, und Beinbereich die Ursache für Schmerzen im Rücken. Häufige Problemzone ist auch der Bereich der Adduktoren (Muskeln an der Oberschenkelinnenseite). Durch Kraft- und Mobilitätsübungen können wir die Belastungen des regelmäßigen Reitens abfedern und ausgleichen. Durch das Trainieren bestimmter Bewegungsabfolgen der Dehnung und Kräftigung gezielter Muskelpartien wird bei vielen Reitern ein großes Potenzial an ­Mobilität, ­Flexibilität und Kraft erweckt.

Von den Besten lernen

„Be as fit as you expect your horse to be.“ Sei so fit, wie du es von deinem Pferd erwartest. Diesen Grundsatz verfolgt Jessica von Bredow-Werndl, eine der erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Dressur-Reiterinnen der letzten Jahre. Zusammen mit ihrem Bruder und Reitpartner Benjamin Werndl und dem Sportwissenschaftler und Fitnesscoach Marcel Andrä hat sie das Fitness-Programm „DressurFit“ entwickelt. Mit einfachen, aber effektiven Übungen, die gezielt für Reiter zusammengestellt wurden, möchte sie ihre positiven Erfahrungen mit dem ­Zusatz-Training weitergeben. Die Vorteile des Trainings sind für sie deutlich bemerkbar. „Ich spüre mich besser, kann meine ­Pferde in allen Gangarten besser sitzen und so in der Bewegung geschmeidig mitfedern“, sagt die 32-jährige Dressurreiterin. Sie hätte mal ein Pferd mit sehr schwungvollen Gängen gehabt, das sie im Trab nicht gut sitzen konnte. Damals hätte es nur zwei Möglichkeiten gegeben: Entweder den Trab kleiner reiten oder selbst so fit werden, dass der schwungvolle Ablauf des Pferdes ermöglicht und nicht behindert wird. „Ich habe mich für die zweite Variante entschieden.“Das bedeutet für Bredow-Werndl täglich mindestens fünf, meistens aber eher 15 bis 20 Minuten Übungen. Und das trotz eines straffen Zeitplans, der seitdem sie Mutter geworden ist, noch intensiver wurde. Wie findet Sie trotzdem die Zeit? „Immer sofort morgens, sonst wird es schwierig und die Ausreden immer leichter“, rät die sympathische ­Oberbayerin. „Ein paar Minuten früher aufstehen, dann gibt’s auch keine Ausrede.“

DressurFit richtet sich grundsätzlich an alle Reiter. Es beginnt mit einem ­DressurFit-Test. Nach der Auswertung erhält man ­individuelle Übungen vorgeschlagen. Das Zwölf-­Wochen-Aufbauprogramm besteht aus anleitenden Übungsvideos und einem Trainigsplan, der mit lediglich drei 15-minütigen Einheiten pro Woche schon spürbare Verbesserungen verspricht. Die hochdekorierte Dressur-Reiterin nutzt das Programm selbst. „Mir hilft es extrem für mein eigenes Körpergefühl. Ich finde auch, dass ich mich viel besser auf meine Pferde einfühlen kann, wenn ich selbst ein gutes Körpergefühl habe.“ Ihre Lieblingsübung sei der Seitstütz, der einen stabilen Rumpf ausbildet. Basistraining für jeden Sportler, das einem aber auch im Alltag zugute kommt. Die Übungen sind vielseitig gestaltet und wollen durch die ­regelmäßige Abwechslung auch Freude bereiten. „Es macht einfach wirklich Spaß“, schwärmt die fitte Top-Athletin. Kraft und Beweglichkeit ist das eine. Eine Grundlagenausdauer das andere. Auch hier können Reiter neben dem Reitsport aktiv werden.

…den gesamten Artikel inklusive Übungen zur Verbesserung der Mobilität finden Sie in der aktuellen Ausgabe.

#doitride-Newsletter   Sei dabei und unterstütze die #doitride-Kampagne! Mit unserem Newsletter verpasst Du keine Neuigkeiten rund um #doitride. Jetzt aktivieren!