Übung 1: Die Bonjour-Übung

„Jean-François Pignon hat gesagt, dass man eigentlich überhaupt nichts mit einem Pferd zu machen braucht, wenn man keine Verbindung zu ihm hat. Die Verbindung ist also eines der größten Ziele, die Sie anstreben sollten“, betonen Jenny Wild und Peer Claßen. Dabei hilft die „Bonjour-Übung“.

  • Bei dieser Übung soll das Pferd Kontakt zum Menschen aufbauen. Die Verantwortung für das Gelingen liegt beim Menschen.
  • Ganz wesentlich ist, dass das Pferd den Menschen tatsächlich mit seiner Nase berührt und an ihm riechen kann.
  • Beginnen Sie, indem Sie vor Ihrem Pferd stehen. Von dort aus gehen Sie in einem großen Bogen auf die Hinterhand zu – am besten immer zu der Seite, zu der das Pferd gerade nicht schaut.
  • Zwar führt Ihr Weg zur Hinterhand, doch Sie starten mit dem Bild im Kopf, dass Sie die Vorhand des Pferdes mitnehmen möchten. Sie fragen Ihr Pferd also, ob es mitkommen möchte.
  • Reagiert das Pferd nicht, kommt nun die Hinterhand ins Spiel. Lassen Sie diese weichen, während Sie weiter auf Ihrem Kreis laufen. Behalten Sie dabei trotzdem das Gefühl bei, dass Sie die Vorhand zu sich „heransaugen“ möchten. Anders gesagt: Ihr Blickfokus geht in Richtung Hinterhand, und Ihr Gedankenfokus zieht weiterhin die Vorhand zu Ihnen.
  • Gehen Sie langsam und ruhig, aber auch bestimmt und selbstsicher mit diesem doppelten Fokus so lange weiter, bis sich die Vorhand und die Nase des Pferdes sich in Ihre Richtung bewegen.
  • Wenn sich Ihr Pferd auf Sie zubewegt, halten Sie in der Bewegung inne und entspannen sich. Kommt Ihnen allerdings die Aufmerksamkeit Ihres Pferdes abhanden, geht die Übung von vorne los. Während es manchmal ausreicht, nur ein Losgehen anzudeuten, sind ein andermal mehrere Runden nötig.
  • Ziehen Sie nicht am Seil, denn über dieses bekommen Sie nie die gleiche Qualität der Verbindung. Aufmerksamkeit darf nicht erzwungen werden.
  • Bei den introvertierten Pferden müssen Sie besonders langsam sein, möglichst wenig Energie verwenden und Geduld haben. Diese Typen nehmen nur schwer Kontakt zum Menschen auf. Bieten Sie ihnen alles an, wonach sie suchen: Ruhe, Stärke und Entspannung.
  • Dagegen kann bei extrovertierten Pferden Ihre Schnelligkeit gefragt sein. Das gilt hauptsächlich für Ihre Reaktion beim Fragenstellen. Achten Sie darauf, punktgenau, aber nicht hektisch oder nervös zu sein. Sie sollten auf Ihrem Kreis nicht viel schneller laufen. So halten Sie Ihr Angebot der Ruhe und Stärke aufrecht. Extrovertierte Pferde suchen kompetente Führung und trotzdem Ruhe und Entspannung.

Übung 2: Halber Zirkel

„Jean-François Pignon hat gesagt, dass man eigentlich überhaupt nichts mit einem Pferd zu machen braucht, wenn man keine Verbindung zu ihm hat. Die Verbindung ist also eines der größten Ziele, die Sie anstreben sollten“, betonen Jenny Wild und Peer Classen. Dabei hilft die „Bonjour-Übung“.

  • Sie brauchen dazu eine Bande, einen Zaun oder eine ähnliche Begrenzung und ein ausreichend langes Seil oder eine Longe.
  • Sie stellen sich mit dem Rücken zur Bande und achten darauf, dass Ihr Pferd einen möglichst großen Abstand zu Ihnen einhält.
  • Das Pferd kann so weiter auf dem Zirkel laufen und wird spätestens nach jeder halben Runde durch die Bahnbegrenzung gestoppt. Dadurch muss es wenigstens für einen kurzen Moment den Kopf einschalten.
  • An der Bande kann es für sich jedes Mal selbst eine Entscheidung treffen: Will es weiterlaufen, oder ist es schon in der Lage, kurz stehen zu bleiben und ein bisschen runterzufahren?
  • Bleiben Sie ruhig und lassen Sie Ihr Pferd so lange wie nötig wieder in die andere Richtung laufen. Manchen Vierbeinern hilft es, sie an der Bande entlang noch zusätzlich ein paar Schritte seitwärts gehen zu lassen. Bei dieser kleinen Aufgabe muss mitgedacht werden.
  • Meist dauert es nicht lange, bis das Pferd beginnt, Sie wahrzunehmen, stehen bleibt und sie fragend anschaut. Bleiben Sie weiter passiv und ruhig. Sobald sich Ihr Pferd entspannt, gehen Sie von der Bande weg und versuchen, ob es wieder bei Ihnen ist und mitarbeiten möchte

Übung 3: Den Kopf herunter Tragen

Bei Aufregung nehmen Pferde ihren Kopf meist weit hoch, um die Umgebung auf mögliche oder konkrete Gefahren hin abzuscannen. Das hat eine Ausschüttung von Adrenalin zur Folge. Mit dieser Übung können Sie vor allem extrovertierte, unsichere Pferde gut beruhigen.

  • Dass bei Gefahr Adrenalin ausgestoßen wird, macht biologisch gesehen für das Pferd Sinn, kann jedoch im Umgang oder beim Reiten zu Problemen führen.
  • Eine alte Horseman-Regel lautet daher auch: Kopf oben – Adrenalin oben, Kopf unten – Adrenalin unten. Ein weiterer Grundsatz lautet, dass sich Körperhaltung und Emotionen gegenseitig beeinflussen.
  • Durch das Absenken des Kopfes können Sie einem aufgeregten Pferd aktiv dabei helfen, das Adrenalinlevel zu senken und sich zu entspannen. Automatisch produziert der Körper Serotonin, ein weiteres Hormon, als Gegenspieler.
  • Am besten üben Sie bereits im entspanntem Zustand. Den Kopf Ihres Pferdes immer leichter herunter fragen. Anschließend suchen Sie nach einem Weg, wie Sie die Übung vom Sattel aus abfragen können.
  • Nicht jedes Pferd mag Berührungen oder leichten Druck im Genick. Am besten kombinieren Sie Berührungen wie Hand- und Stimmzeichen, je nachdem, was Ihrem Pferd am meisten liegt. Bleiben Sie ruhig und bauen Sie die Übung langsam auf.

Übung 4: Verfolgen

Ziel ist, dass Ihr Pferd freiwillig die Verbindung zu Ihnen sucht. Diese Übung eignet sich besonders gut für introvertierte, unsichere Pferde.

  • Am besten trainieren Sie auf einem Roundpen oder einem begrenzten Platz. n Bei dieser Übung kann das Pferd entscheiden, was es macht, nur stehen bleiben soll es nicht. Falls es das doch tut, fragen Sie es weiter, aber eben nur, bis es sich wieder in Bewegung setzt. Dann muss die treibende Energie aufhören.
  • Sie verfolgen das Pferd lediglich dann, wenn es lieber von Ihnen weggeht, als bei Ihnen zu bleiben. Dabei befinden Sie sich möglichst in gerader Linie hinter dem Pferd, allerdings mit dem nötigen Sicherheitsabstand und ohne es aktiv zu treiben.
  • Bleiben Sie stets neutral und freundlich, aber auch etwas spannend und interessant, indem Sie versuchen, sich hinter dem Pferd in seinem toten Winkel zu verstecken. So wird der Spielcharakter der Übung unterstrichen.
  • Wenn Sie alles richtig gemacht haben, wird sich Ihr Pferd nach einer gewissen Zeit fragen, was Sie da hinten treiben, und vielleicht den Kopf zu Ihnen drehen. Genau in diesem Moment drehen Sie sich von Ihrem Pferd weg. Um es einfacher zu machen, spiegeln Sie seine Bewegungen und warten ab, was passiert.
  • Geht Ihr Pferd wieder von Ihnen weg, beginnt die Verfolgung von Neuem.
  • Bleibt seine Aufmerksamkeit bei Ihnen und läuft es dabei weiter, dann können Sie in Bewegung bleiben, solange es Ihnen folgt.
  • Bleibt Ihr Pferd stehen, ist Ihnen aber noch zugewandt, laufen Sie einfach langsam in einem großen Bogen auf seine Hinterhand zu und machen die„Bonjour-Übung“, bis es ganz bei Ihnen ist.
  • Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Ihr Pferd am Anfang noch häufiger von Ihnen weggeht. Sorgen Sie durch eine ruhige, starke und entspannte Energie dafür, dass es sich sehr bald wohl und sicher bei Ihnen fühlen und Ihre Nähe suchen wird.

Text: Aline Müller    Foto: www.Slawik.com

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