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Meistens werden Fohlen mit circa sechs Monaten von der Mutter getrennt. Dies ist für beide ein schmerzhafter Prozess. Expertin Jessica Tramm erklärt, wie das Absetzen für beide stressfrei und mit geringer Belastung verlaufen kann
Werden Fohlen abrupt von ihrer Mutter weggenommen, können sich Traumata entwickeln, die zu Verhaltensauffälligkeiten beziehungsweise -störungen wie Koppen oder Weben führen können. Deshalb sollten wir Menschen so wenig wie möglich in die Natur eingreifen und das Absetzen so stressfrei wie möglich für Mutter und Fohlen gestalten.
Schließlich regelt sich dies in der Tierwelt in freier Wildbahn auch selbstständig und ohne Komplikationen, wie uns die Tierpsychologin Jessica Tramm erzählt. „Je älter ein Fohlen wird, desto mehr lockert sich die Bindung zwischen Stute und Fohlen“, sagt sie. „In der ersten Zeit verbringt das Fohlen noch fast 90 Prozent des Tages im Radius von fünf Metern um die Stute. Mit circa fünf Monaten halten sie sich nur noch die Hälfte der Zeit so dicht bei der Mutterstute auf, und nach circa acht Monaten beträgt der Abstand zur Stute nur noch 20 Prozent.“ Das Fohlen lerne mit der Zeit, Kontakte zu anderen Artgenossen auszubauen, zum Beispiel Geschwistern, Jährlingen oder anderen Fohlen. So verbringt es immer mehr Zeit mit ihnen. „Fohlen, die mit ihren Geschwistern aus dem letzten Jahr zusammen sind, entwickeln sich schneller als andere, die nur bei der Stute aufwachsen“, betont Jessica Tramm. „Nach der Entwöhnung bleibt der Kontakt zwischen Stute und Fohlen so lange bestehen, bis die Jungpferde mit zwei bis drei Jahren die Gruppe verlassen.“ In vom Menschen gemanagten Gruppen, bei denen nur die Junghengste herausgenommen werden, kann die Bindung zwischen Stute und weiblichen Nachkommen das ganze Leben lang bestehen.
Zu frühes Absetzen ist nicht gut
Bei unseren Hauspferden sollten wir die Fohlen frühestens mit sechs Monaten von der Stute absetzen. „Dies ist allerdings sehr früh“, warnt die Expertin. „Besser wäre es, den Zeitraum auf acht bis zehn Monate auszuweiten und auch hier sehr behutsam vorzugehen“, ergänzt Tramm.
Auch bei den Wildpferden ist der Zeitpunkt des Absetzens je nach Population verschieden und geht von acht Monaten bis sogar zu einigen Tagen vor der nächsten Geburt. „Das Fohlen wird in diesem Fall dann zwar weiterhin von der Stute in der Nähe toleriert“, so Jessica Tramm, „Jedoch wird es vom Säugen abgehalten. Immerhin ist die Milch dann für das jüngere Fohlen da.“ Das „erwachsene“ Fohlen sucht dann ganz von selbst den Kontakt zu den anderen, ihm bereits bekannten Pferden der Herde, zu denen es in den vorigen Monaten eine enge Bindung aufgebaut hat. Nach circa zwei bis vier Wochen hat das Fohlen dann denselben Aktivitätsrhythmus wie die anderen Jährlinge und Zweijährigen. „Die Erfahrungen, die das Fohlen in dieser Zeit des Absetzens macht, wirken sich sehr stark auf seine weitere Entwicklung aus“, erklärt die Tierpsychologin.
So gelingt es stressfrei
„Die stressfreieste Lösung zum Absetzen von Fohlen ist, wenn das Fohlen im Herden- oder Mutterstutenverband mit vielen anderen Fohlen aufgezogen werden kann“, erklärt Jessica Tramm. „So kann das Fohlen bereits enge Kontakte zu den Artgenossen herstellen – auch im gleichen Alter.“ Zusammen mit anderen Mitgliedern der bereits bekannten Herde kann es dann die kurze und später immer etwas längere Abwesenheit bis hin zum Absetzen einfacher verkraften. „Das Fohlen sollte schon vor dem eigentlichen Absetzen sanft die kurze Trennung von der Stute lernen“, betont die Expertin. „Denn nur so und nicht anders gelingt das Absetzen ohne ein späteres Trauma für das Pferd.“
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