Text & Foto: Nicole Audrit

Montenegro – wo liegt das noch mal? Richtig, es war früher ein Teil Jugoslawiens und liegt zwischen ­Kroatien und Albanien am Adriatischen Meer. Das kleine Land fasziniert mit einer abwechslungsreichen und unberührten Natur: Berge, Wälder, Meer und Strand – ­alles, was das Herz begehrt. Wir durften uns von der Schönheit der Balkanrepublik auf einem sechstägigen Wanderritt selbst überzeugen

Huf für Huf klettern unsere Pferde einen schmalen und steilen Pfad empor. Zwischenzeitlich reiten wir an einem sehr tiefen Abhang entlang, und während dem einen oder anderen eventuell etwas mulmig zumute ist, behalten die Pferde die Nerven und laufen konzentriert weiter. Streckenweise besteht der Weg aus losen Felsen und glatten Steinen, doch das ist alles kein Problem für die montenegrinischen Pferde. Nach einer anspruchsvollen Kletterpartie haben wir etwa 500 Höhenmeter überwunden und schlussendlich einen der Berggipfel erreicht. Wir genießen den wundervollen Ausblick über die zerklüftete Berglandschaft Monte­negros, während sich unsere Pferde kurz erholen dürfen – obwohl sie nicht sonderlich erschöpft wirken. Wenn ich an die Pferde in Deutschland denke, habe ich das Gefühl, dass diese die Strecke nicht ohne Weiteres gemeistert hätten. „Unsere Pferde sind ausdauernde Shagya-Araber und zum Großteil montenegrinische Bergpferde, die für harte Arbeit – insbesondere zum Holztransport – gezüchtet wurden. Sie sind zäh, ausdauernd und mutig“, erzählt die Rittführerin Jann. Obwohl die Vierbeiner sehr gutmütig sind, sollte man für den Montenegro-Berg-Trail über eine gewisse Reiterfahrung verfügen, da teilweise anspruchsvolle Wegstrecken auf Pferd und Reiter warten. Aus diesem Grund empfehlen Jann und Istvan, die Organisatoren und Eigentümer von Mountain Riders, das Tragen einer Sicherheitsweste, die vor Ort kostenlos zur Verfügung gestellt werden kann. Ich sitze im Sattel einer stämmigen Scheckstute mit dem Namen Sarah. Ursprünglich hieß sie einmal „Šarac“ was übersetzt so viel wie Schecke oder mehrfarbiges Pferd bedeutet. Da die Montenegriner verhältnismäßig unkreativ bei der Namenssuche für Pferde sind, hatten noch drei weitere Pferde auf dem Hof denselben Namen. Deshalb wurden Istvan und Jann aktiv und fanden individuellere Namen für ihre Tiere: Aus den vier Pferden mit denselben Namen wurden Sarah, Hatschi, Heston und Texas.

Zwischen Felsen und Blütenmeeren

Es hat mich schon immer gereizt, ein mir unbekanntes Land vom Pferderücken aus zu entdecken. Bei dem Montenegro-Berg-Trail von PFERD & REITER konnte ich auch endlich die Faszination des Wanderreitens selbst erleben. Sechs Tage lang erkundeten wir im Sattel gut ausgebildeter Wanderreitpferde zwei Bergregionen Montenegros: Zum einen das Hochgebirge im Norden mit einsamen Hochplateaus, sanften Hügeln und mächtigen Bergen, und zum anderen den Süden, eine felsige Küstenregion mit idyllischen Wäldern und wunderschönen Ausblicken auf das Adriatische Meer. Jeden Tag verbrachten wir zwischen fünf und sechs Stunden im Sattel, um zu unserer nächs­ten Übernachtungsmöglichkeit zu gelangen. Der Norden Montenegros besteht aus scheinbar endlosen Hügeln und Bergen – teilweise felsig und schroff, teilweise grasbewachsen und sanft – sowie menschenleeren Hochplateaus und Tälern, die nur so nach einem schwungvollen Trab oder einem schnellen Galopp verlangen.

Ganz im Rhythmus der Pferde

Die drei Tage in der nördlichen Bergregion lassen sich vor allem mit einem Wort zusammenfassen: Ruhe. Im Hintergrund zirpen die Grillen, Vögel zwitschern, ein Pferd schnaubt, die Sättel knarzen leise, und wir geben uns völlig dem Rhythmus der Pferde hin, während wir uns, mal langsam und mal schnell, durch die Bergwelt Montenegros bewegen. Dabei wechseln sich bizarre Felsformationen und grüne Täler ab – immer wieder bestaunen wir Meere aus Wildblüten in allen erdenklichen Farben und genießen ihren Duft. Der richtige Moment, um die Seele baumeln zu lassen und einfach abzuschalten. Die nördliche Region fasziniert mit ihrer unberührten Natur, nur wenige Menschen wohnen dort ganzjährig. Die meisten verbringen nur die Sommermonate in kleinen Hütten, um die Schaf- oder Rinderherden zu hüten. Zu diesem Zweck dienen teilweise die sogenannten Katuns, traditionelle zeltförmige Hütten mit Metalldach, als temporäre Unterkunft.

… den gesamten Erlebnisbericht finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 08/18.

 

Reiseinfos: Montenegro-Berg-Trail

Anreise: Kostenloser Sammeltransfer ab dem Flughafen Podgorica

Unterbringung: 5 x Doppelzimmer im 3- oder 4-Sterne-Hotel, 1 x Bergpension, 1 x Bungalow; Einzelzimmer nach Verfügbarkeit; Vollpension (mittags als Satteltaschenpicknick) ohne Getränke

Reiten: Kleine Gruppen mit maximal sechs Reitgästen, englischsprachige Reitführung, Wanderreitsättel, sicheres Reiten in allen drei Gangarten im Gelände wird vorausgesetzt

Preise: 1.490 Euro (ohne Anreise), Einzel­zimmeraufschlag 20 Euro/Nacht

Termine: 2.–9. September 2018, 16.–23. September 2018, 30. September – 7. Oktober 2018 (ausgebucht), 19.–26. Mai 2019, 8.–15. September 2019, 22.–29. September 2019

Weitere Informationen: www.pferdreiter.de/montenegro/trail.php

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