… liegt für Reiter auf dem Rücken von Pferden. Die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern sind dank ihrer abwechslungsreichen Landschaft wahre Paradiese für Wanderreiter. Wir stellen Ihnen hier die schönsten Strecken vor, mit allem, was Pferd und Reiter auf ihrer Tour zu erwarten haben
Text: Jessica Classen; Fotos: privat

Der Schwarzwald
Eine einzigartige Landschaft Baden-Württemberg ist mit seinen vielfältigen Kultur- und Naturlandschaften ideales Wanderreitgebiet. Die Mittelgebirge Nord- und Südschwarzwald sowie Schwäbische Alb, aber auch die Regionen Obere Donau, Hegau, Oberschwaben, Zollernalb oder das Heckengäu bieten fantastische Landschaften und somit abwechslungsreiche Tourenmöglichkeiten. Die Hochflächen der Alb mit Wachholderheiden, Vulkankegel des Hegaus, tiefe Flusstäler im Nordschwarzwald, die Obere Donau mit ihren Felsformationen, die Zollernalb mit dem Blick auf die Burg Hohenzollern und vieles mehr machen Baden-Württemberg zum Wanderreitparadies. Ein passendes Ziel für die Tour zu finden ist ganz einfach: Die Wanderreitinitiativen der verschiedenen Regionen haben sich in der Interessengemeinschaft Wanderreiten in Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Über dieses Portal finden Sie die Internetseiten der einzelnen Wanderreitregionen – und schon kann die Planung beginnen. Weitere Wanderreitstationen von Anbietern, die nicht in den Wanderreitinitiativen organisiert sind, finden Sie auch im Servicebereich der Homepage der VFD – der Vereinigung für Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V. (www.vfdnet.de).

Der Tourentest
Antje Hina, Vorstandsmitglied der VFD Baden-Württemberg, stellt uns hier exklusiv den Nordschwarzwald vor: Die Wanderreiter des Nordschwarzwaldes bieten auf ihrer Homepage (www.wanderreiten-nordschwarzwald.de) viele Wanderreitstationen an. Unter der Rubrik „Touren“ finden Sie insgesamt acht vorgefertigte Tourenvorschläge für Ritte von zwei bis vier Tagen. Mit fast keinem Planungsaufwand einen schönen Wanderritt erleben? Ist das möglich? Und wie sind die ausgewählten Wege? Die Tourdaten inklusive GPX-Datei und möglichen Wanderreitstationen lassen sich auf der Homepage finden. Antje Hina und Ute Mann sind im Sportzentrum Neubulach gestartet, das sich auf einer sonnenverwöhnten Hochebene befindet, die ringsum von den Wipfeln des Schwarzwaldes gesäumt ist. Der ersten Etappe entsprechend, sind die beiden dem Tourenvorschlag bis zum „Wälderhof“ von Antonia und Uli Kaupp in Pfalzgrafenweiler-Neunuifra gefolgt. Der „Wälderhof“ bietet eine Vielzahl verschiedener, sehr gepflegter Unterbringungsmöglichkeiten für Pferd und Reiter. Als nächstes Ziel steuerten sie das Hotel „Pferdekoppel“ in Besenfeld an. Diese Station hat den Vorteil, dass sie näher zum „Bergwindhof“ liegt als der ursprünglich vorgesehene „Danielshof“. Dadurch wird die Streckenaufteilung optimiert. Die Unterbringung dort ist sehr schön, Abendessen können die beiden direkt im hoteleigenen Restaurant zu sich nehmen und die Pferde in Boxen neben dem Hotel unterbringen. Der „Bergwindhof Aichelberg“ liegt, umgeben von Nadelwäldern, auf einer Schwarzwaldlichtung an einer ruhigen Straße. Die Pferde nächtigen dort entweder auf der Koppel oder in zwei offenen Wanderreiterboxen. Die Reiterinnen sind circa 200 Meter entfernt im Landgasthof „Grüner Baum“ gut und günstig untergebracht. „Die Küche des ,Grünen Baums‘ ist super, ebenso das Preis-Leistungs-Verhältnis“, so Antje Hina. „Auch unsere letzte Etappe haben wir ein wenig abgeändert, weil wir noch einen Abstecher auf den ,Farrenhof‘ in Schmieh gemacht und am Sternritt teilgenommen haben.“ Der Weg zurück nach Neubulach zum abgestellten Gespann ist von dort aus kurz und unproblematisch.
Fazit: Eine sehr schöne Route auf abwechslungsreichen Wegen mit klasse Wanderreiterstationen. 100 Kilometer auf vier Tage verteilt.

Die Franken – das etwas andere Bayern 
Nein, nicht alle Bayern schuhplatteln, essen Schweinshaxn und hissen die blau-weiße Flagge. Etwa die Hälfte der bayerischen Bürger nennt sich „Franken“ und isst ihre Bratwürste unter einer rot-weißen Fahne. Aber was das Wanderreiten betrifft, haben all die verschiedenen Bayern eins gemeinsam: Es herrschen sozusagen paradiesische Zustände. Denn nach dem bayerischen Umwelt- und Waldgesetz ist Reiten überall dort erlaubt, wo die Wege sich dafür eignen und es nicht ausdrücklich verboten ist. Bettina Borst von der VFD Bayern (www.vfd-bayern.de) ritt mit einer Gruppe durch das Land der Franken – genauer gesagt durch die Fränkische Schweiz – und stellt Ihnen diese genauer vor: In der Fränkischen Schweiz erleben Reiter hautnah, warum die Franken als zähes Bergvolk gelten, und dass, obwohl die höchsten Hügel nur wenig mehr als 600 Meter Höhe aufweisen. Wer hier lebt, muss sich der abwechslungsreichen Natur anpassen. Wer hier reitet, weiß selten, welche landschaftlichen Überraschungen sich hinter der nächsten Wegbiegung auftun. So auch beim Abritt aus Hetzendorf. Ein wenig unspektakulär liegt der Ort mit seiner Wanderreitstation in einer grünen Falte der Landschaft. Aber wie der Name der oberfränkischen Gemeinde, zu der der Ort gehört, schon sagt: Hier musste der Betz – der Schafbock – sich sein Futter zwischen den Steinen suchen. So wundert es keinen von uns, dass der breite grüne Wiesenweg, der aus Hetzendorf heraus und bald westlich an Betzenstein vorbei führt, sehr schnell in einen felsgesäumten Wanderpfad übergeht. Meistens stellen die Pferde sich schneller auf die Gegend ein als die Reiter. Trotzdem ist die Gruppe verblüfft, weil die Pferde Dinge können, die sie ihnen nicht zugetraut hat. Den Burgberg von Leienfels hinaufklettern, zum Beispiel. Die Fränkische Schweiz kann sich der höchsten „Burgendichte“ Europas rühmen. Nirgendwo, nicht einmal an der Loire, findet man mehr Schlösser, Burgen und Ruinen pro Quadratkilometer als in dieser Landschaft. So erklimmen die Pferde tapfer einen Burgfelsen nach dem anderen, weil die Reiter immer auf der Suche nach der besten Aussicht sind: den Schlossberg von Stierberg oder den Leienfels. Im Tagesziel Burggaillenreuth haben die Raubritter von einst, die ihre Burg mit Aussicht über das Flüsschen Wiesent, die Wasserader dieser Karstlandschaft, bauten, nun den Gästen der Burggaststätte Platz gemacht. Die Pferde leisten in der Nacht 100 Meter weiter den Haflingern eines kleinen Züchters Gesellschaft. Am nächsten Tag reiten sie etwas ehrfürchtig durch die aus Felsen gebildeten Gassen des Druidenhains. Hier sollen die Gelehrten der Kelten im „Menton“, der Waldschule, ausgebildet worden sein. Die Pferde, bodenständig wie alte Frankenbauern, trinken das Regenwasser aus den moosigen Vertiefungen im Schüsselstein, der kultischen Handlungen gedient haben soll. Bodenständig sind hier auch die Namen der Ortschaften: der Druidenhain liegt bei Wohlmannsgesees, also dem Ort, an dem ein wohlhabender Mann sein Gesäß platzierte und sich dann entschloss, ein Dorf zu gründen. Hinter dem Ort laden die Wiesenwege der Hochfläche zu Galopps ein. Vorbei an Moggast, Morschreuth und Bieberbach bleiben sie auf der Hochfläche. Der Forstweg hinunter ins Trubachtal ist vom letzten Regen ausgewaschen. An Stellen, an denen glatte Kalkfelsplatten freigespült wurden, führen sie die Pferde, weil manche ins Rutschen kommen. Deswegen also die Empfehlung: Widia-Stifte in den Hufeisen können nicht schaden. Von den Uferrändern der Trubach aus sieht die Landschaft noch einmal ganz anders aus: Der breite Wiesengrund ist von felsdurchzogenen Waldhängen gesäumt. Das gab’s auf der Hochfläche natürlich nicht, wo früher die Bauern das Regenwasser in „Himmelsweihern“ gesammelt haben. Bei Wolfsberg verlässt die Gruppe den Bach wieder und ist den Rest des Tages auf und ab unterwegs – das gibt Muckis bei Pferd und Reiter! Eine Reiterin ist abgestiegen und führt bergauf, seit ihr Pferd vor einer Hügeletappe mit rollenden Augen stehen geblieben ist. „Schon wieder so’n Berg?“, hat sie die Mimik ihres Flachlandtirolers übersetzt und dabei gelacht: „Aufhören gilt einfach nicht, die Gegend ist zu schön.“
Fazit: Vor dem nächsten Ritt hier wird mehr am Berg trainiert – für noch mehr Spaß im Land der Franken.

Über die Alpen – mit dem eigenen oder einem Leihpferd
VFD-Wanderrittführer Jürgen Schäffer und Dr. med. vet. Susanne Aloé kommen vom „Buchauer-Hof“ aus Peißenberg und beginnen ihre Tour in Tirol am Reitstall Seehof in Dollinger. Dort starten sie am frühen Morgen in Richtung Nassereith. Der breite Forstweg lädt zum ersten Traben und Galoppieren ein. Nun müssen sie den Fernpass hinauf: Ein anspruchsvoll steiler und steiniger Serpentinenweg fordert von Pferd und Reiter höchste Konzentration. Oben angekommen, überqueren sie die Fernpassstraße und reiten wieder talwärts nach Biberwier. Im Wald legen sie eine Mittagspause ein und lassen die Pferde grasen und ausruhen. Nach der wohlverdienten Rast führen sie die Pferde zunächst ein gutes Stück bergab. Sie passieren den malerisch gelegenen Weißensee, an dem sie die Pferde tränken können. „An der Talstation kehren wir kurz für ein Getränk ein“, erzählt Dr. Susanne Aloé. „Wir reiten noch zwei Kilometer entlang des Baches und erreichen dort das heutige Etappenziel in Lermoos.“ Dort heißt es dann Paddocks aufbauen und Pferde versorgen, bevor sie ihre Reiterunterkunft beziehen. Am nächsten Tag starten sie auf der Nordseite des Ortes und reiten nach Ehrwald. Bei gutem Wetter beeindruckt und begleitet sie ständig der Blick auf die Zugspitzkette, die zum Greifen nah scheint. Die Gruppe kommt zur Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn und steigt auf der breiten Forststraße in Serpentinen zur neu gebauten „Hochth.rlehütte“ auf: eine urige Einkehr mit bester Aussicht auf die verschneite Zugspitze. Die Nachmittagsetappe bringt sie mitten im Wald auf Höhe des Aussichtspunktes Eibseeblick von Österreich nach Deutschland. Anschließend reiten sie Richtung Osten auf Forstwegen zur Abendstation in das Grenzdorf Grainau. Für die Pferde wurde bereits im Vorfeld eine große Weide als Nachtquartier organisiert. Am dritten Reittag geht es weiter Richtung Norden und über den Wanderweg an der Kriegerkapelle vorbei hinunter zur B23. Linkerhand wird die Reitertruppe geräuschvoll von der Loisach begleitet. Rechts ab in Richtung Rotmoosalm passieren sie mehrere Viehgatter, die geöffnet und geschlossen werden müssen. Die darin freilaufenden Rinder und Pferde verbringen hier ihren Sommer und umringen die Gruppe neugierig. Weiter geht es schließlich durch den Wald nach Oberammergau. Die heimischen Gefilde rücken näher, und die Gruppe tauscht die faszinierende Bergwelt gegen die abwechslungsreiche Voralpenlandschaft. Die Gruppe durchquert Unterammergau und Scherenau, bis sie zum „Forsthaus Unternogg“ gelangt, in dem schon König Ludwig nächtigte. Am letzten Tag geht es auf dem König-Ludwig-Weg nach Wildsteig und über den Ilchberg und das Ristle zum Schmauzenberg. Ein kurzes Stück geht es an der B23 entlang bis zum Straussberg. Wohlbehalten erreicht die Gruppe am Abend den „Buchauer-Hof“.
Fazit: Nichts rückt Pferd und Reiter näher zusammen, als eine gemeinsame Reise fernab vom Alltag.

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