In Licolnshire, an der Ostküste Englands, wurde für Lora Hawkins aus einem Sommerjob eine Berufung
Text und Fotos: Lora Hawkins
Ich heiße Lora und bin Reitlehrerin in einem winzigen Reitstall an der Ostküste Englands, in Lincolnshire. Um uns herum ist nur flaches Land, durchzogen von Entwässerungskanälen, und Himmel so weit man schauen kann. Es ist diese Weite, die mich hierher gelockt hat. Ursprünglich komme ich aus London und habe in Manchester studiert – aber heimisch gefühlt, habe ich mich in der Stadt nie. Immerhin ist die deutsche Seite meiner Familie auf dem Lande ansässig. Meine Cousinen und Tanten reiten fast alle. Bei ihnen habe ich schon früh meine Liebe zu Pferden entdeckt. Urlaub in Deutschland bedeutete für mich: Juhu, endlich wieder reiten! Dass ich das einmal zu meinem Beruf machen würde, war allerdings nicht der Plan. Ich wollte vernünftig sein und einen „richtigen” Beruf finden, deshalb auch das Studium in Manchester. Aber als Sue, die Besitzerin der Willow Farm, eine Anzeige für eine Stallhilfe aufgab, waren die Weichen gestellt. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden. Es war zuerst mein Sommerjob, doch dann bin ich bei jeder Gelegenheit und wenn Not am Mann war zur Hilfe gekommen. Seit drei Jahren bin ich nun ganz dabei. Insgesamt haben wir 13 Ponys und unsere Kunden sind größtenteils Kinder: Wir bieten Reiten für Behinderte an, haben Ferienkinder, Reitschüler, Schulgruppen und ganz wichtig: unseren Ponyclub. Im Ponyclub können auch Kinder, die selbst kein Pony besitzen oder nicht ständig das Geld für Reitstunden aufbringen können, regelmäßig Zeit mit Ponys verbringen. Sie lernen die Grundbegriffe des Reitens, wir basteln gemeinsam und führen Wettbewerbe durch. Sue, die nach einem Verkehrsunfall in ihren frühen Zwanzigern querschnittsgelähmt ist, ist für das Geschäftliche zuständig und sorgt für unser leibliches Wohl. Ich bin für die Pferde verantwortlich und gebe die Reitstunden. Unterstützt werden wir häufig von Freiwilligen aus dem Ausland, die bei uns aushelfen, während sie Englisch lernen. Damit die Ponys nicht zu kurz kommen, müssen wir uns gut einteilen: Pünktlich um acht Uhr bekommen sie ihr Frühstück, danach erst sind wir dran. Eine von uns muss Marmite-Brote schmieren. Marmite ist ein Hefeextrakt, schmeckt ähnlich wie Maggi, und die Ponys lieben diese Leckerei! Danach gehen sie auf die Weide, die Ställe werden ausgemistet, und die Reitstunden beginnen. Wenn wir Ferienkinder haben, machen wir nachmittags oft Reitspiele (Gymkhana) oder fahren zusammen in den nahegelegenen Badeort Skegness. So ein Tag im Reitstall endet um 21 Uhr mit Wasser und Heu für die Pferde.
Ihre Lora Hawkins
www.willowfarmholidays.co.uk