Entdecken Sie Afrika im Sattel und erleben Sie dabei die Buschsavanne im Herzen Namibias – das Team von Kambaku ermöglicht es, auf Tuchfühlung mit Zebras, Giraffen und Antilopen zu gehen. Erfahrene Reitguides und ausgebildete Trainer sind immer an Ihrer Seite, sodass Anfänger und auch erfahrene Reiter unvergessliche Safariritte unter der Sonne Afrikas erleben können
Text: Jessica Classen; Fotos: Kambaku

Langsam geht die Sonne unter – ein großer runder Feuerball, der lange Schatten über die Savanne wirft. Eine leichte Brise bringt den Duft trockener Erde mit sich. Vor meinem inneren Auge tauchen die fünf Zebras wieder auf, die sich vor wenigen Minuten mit uns ein Wettrennen geliefert haben. Eine Weile ging es im Galopp neben uns her, dann verschwand die kleine Herde im Busch. Auch Giraffen, Gazellen und Strauße haben wir gesehen. Einen Leoparden zu treffen wäre die Krönung des Tages gewesen. „Ja, das wäre wirklich toll, aber heute wird das nichts mehr“, meint Phil-John, unser Reitguide. Er lächelt verschmitzt und führt uns im Schritt auf eine Lichtung. „Statt Leoparden gibt’s jetzt aber Longdrinks!“ Wieder so ein Highlight, das Gäste hier erwartet: Cocktails inmitten der Buschsavanne.

Im Sattel durch die Savanne

Während sich unsere Pferde nach einer Portion Kraftfutter in die Wildnis zurückziehen, duschen wir uns den Staub von der Haut. Herrlich perlt das heiße Wasser über Natursteine. Wie überall in der Anlage verschmelzen die natürlichen Materialien und Farben der Lodge mit der Umgebung. Bevor es zum Abendessen geht, machen wir einen Abstecher zur Feuerstelle und genießen den Blick nach oben. Eine stille Unendlichkeit aus Sternen – verschiedenfarbige, funkelnde Korridore, die zum Greifen nah sind. Grillen zirpen, als plötzlich ein lautes Knacken unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht: Zwei Oryx-Antilopen, die Köpfe auf den Boden gesenkt, ihre langen, spitzen Hörner ineinander verkeilt, stolpern ringend aus dem Unterholz. „Männer!“, lacht Anna Winkler, eine Mitarbeiterin auf Kambaku, und schaut zum beleuchteten Wasserloch. „Es geht um die Rangfolge.“ Die Brunftzeit beginnt, das hatte Phil-John uns auf unserem Safariritt schon erzählt. „Solche Rivalitäten gibt es jetzt unter allen Antilopen hier, vom Kudu bis zum Gnu“, fährt Anna fort. „Selten sind die Verletzungen der Kämpfe tödlich, auch wenn sich die Spießböcke mit ihren Hörnern besser verteidigen können als jede andere Antilope“, erklärt sie. Aber nicht wegen ihrer Hörner sind Oryxe das Wappentier Namibias, sondern aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit an die trockene Hitze. Als Bewohner der Namib-Wüste können sie tagelang ohne Wasser auskommen, ihre Körpertemperatur kann sogar bis auf 45 Grad Celsius ansteigen. „Auf ihren Verwandten von der arabischen Halbinsel beruht angeblich der Einhorn-Mythos: Von der Seite betrachtet, erscheint ihre Silhouette wie die eines Pferdes mit einem Horn, erklärt Anna.

Wildlife im Herzen Namibias

Antilopen, Raubkatzen, Schakale und Hyänen, Geier, Adler und viele andere Savannentiere leben im Kambaku Wildlife Reservat. Auf rund 8.000 Hektar erstreckt sich die privat geführte Anlage, deren Betreiber mit einem professionellen Wildmanagement und Maßnahmen zum Umweltschutz den Artenreichtum erhalten wollen. Auch die Gäste bezieht man mit ein: Neben Erlebnissen wie Reit- und Wandersafaris gewähren Kambakus Ecotrainings intensive Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt. Natürlich können auch Reiter die Wildlifekurse der diplomierten Nature Guides besuchen. Nach den Lehrstunden in der Buschschule genießen sie Safariritte zur Entspannung. Erfahren sind auch die Rittführer. Sie kennen die Wildtiere und erzählen uns auf unseren Ritten viel über ihre Eigenarten. „Für uns sind besonders auch ihre reiterlichen Qualitäten wichtig“, meint Svenja Schult, die lange selbst als Reitguide auf Kambaku gearbeitet hat und heute für die Einteilung der Guides zuständig ist. „Unsere Reitguides verantworten die Ausbildung und das Training der Pferde“, fährt sie fort. Regelmäßig werden diese gymnastiziert, um fit und losgelassen für die mehrstündigen Geländeritte zu sein. „Zufriedene und rittige Pferde sind wichtig auf jeder Safari“, erklärt die junge Wahl-Namibierin und erzählt von den Haltungsbedingungen auf Kambaku. 22 Pferde sind es zurzeit, die täglich versorgt werden. Besuche von Tierarzt und Hufschmied, Osteopathin und Sattelexperten gehören zum Alltag. „Pferd müsste man hier sein“, lacht sie. Sie liebt ihren Job und kennt ihre Vierbeiner. Mit Kennerblick hat sie uns ohne Vorreiten am Beginn unserer Reitsafari die passenden Pferde ausgesucht. „Ein paar Infos hatte ich ja schon“, gibt sie mit Hinweis auf unsere Selbstauskunft zu Größe, Gewicht und Reiterfahrung zu. „Wäre eure Sattelfestigkeit zu unterschiedlich gewesen, hätten wir euch in Gruppen eingeteilt. Schließlich machen Safariritte nur dann Spaß, wenn man mithalten kann und sich dabei nicht langweilt. Ein guter Reiter möchte nicht nur im Schritt reiten, während ein Anfänger nicht die ganze Zeit damit beschäftigt sein sollte, sich oben zu halten.“

Für Fortgeschrittene und Anfänger

Insgesamt bietet Kambaku sechs verschiedene, einwöchige Reitarrangements an. Vom Einsteiger- über ein Abenteuerprogramm bis hin zur Reitsafari für Fortgeschrittene ist alles dabei. Auch eine Ponywoche für Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren wird den Reitgästen aus aller Welt geboten. „Natürlich kann man die Safariritte oder Reitstunden auch einzeln buchen“, meint Svenja und denkt dabei an Gäste, die bloß für ein oder zwei Nächte bleiben und für die es dann weiter geht, weil sie nur auf der Durchreise sind.

Kambaku – one life, live it!

In der Zwischenzeit ist es dunkel geworden und wir machen uns auf den Weg zum Drei-Gänge-Dinner auf der Dachterrasse. Jeden Abend erwartet uns eine traumhaft eingedeckte Tafel im Kerzenschein. „Ich freue mich immer sehr aufs Abendessen und die Gespräche, die sich ergeben“, gesteht Anna und fügt direkt hinzu: „Und die erstaunten Gesichter der neuen Gäste, wenn sie am ersten Abend sehen, dass man hier gemeinsam isst.“ Es ist eines der vielen Details, welche die warmherzige und familiäre Atmosphäre auf Kambaku ausmachen. Wie die gesattelten Pferde, die früh am Morgen auf uns warten, die passionierten Guides, die mit Herzblut bei der Sache sind, der aufmerksame Service, das Betthupferl und die Wärmflaschen, die wir später in den Betten finden. Es macht Spaß, den Geschichten der anderen zuzuhören. Einige von uns wechseln nach dem Essen an die kleine Bar der Lodge. Ein junges Paar erzählt von ihrer Tagestour mit Guide Tuna im Etosha-Nationalpark. Horsti, der Berufsjäger, berichtet von den Abenteuern der Hegejagd. Linker Hand sitzt ein Gast, der zwar alleine angereist ist, allerdings so herzlich in die Gruppe aufgenommen wurde, dass ein Außensteher nie auf die Idee käme, er sei alleine gekommen. Es ist schon ein seltsames Gefühl, weitab der Heimat so angekommen zu sein, denke ich, als ich am nächsten Tag die Wanderwege im Reservat auf eigene Faust erkunde. Gedankenverloren schrecke ich auf, als ein Warzenschwein mit hoch erhobener Quaste meinen Weg kreuzt und mit seinen Jungen im Unterholz verschwindet. Zuhause – wo war das doch gleich?

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