Text: Nora Dickmann Foto: imago images/ Jacques Toffi
Das ehemalige Schulpferd Hello Max wurde 2013 Derby-Sieger in Hamburg und sprang sich damit in die Herzen der ganzen Nation. Als ältestes Pferd überhaupt siegte er dort. Nun ist der Rappe im Sommer verstorben.
Seine Geschichte klingt beinahe wie ein Märchen: vom unrittigen Schulpferd zum Derby-Sieger. Als Schulpferd kam der zottelige Wallach mit dem großen Kopf auf das Gestüt Gut Neuhaus in Grevenbroich. Doch er war nicht das, was erwartet wurde. Er war nervös, unrittig und damit absolut nicht geeignet für den Schulbetrieb. Geschätzt wurde er damals auf 14 bis 16 Jahre. Erst viel später kamen die echten Papiere bei der Familie an und klärten auf: Hello Max war erst sechs Jahre alt.
Aber was mit dem unrittigen Pferd anfangen? Für den Schulbetrieb schied er aufgrund seines nervösen Charakters aus. Kurzzeitig war er Karnevalspferd und bewies sich hier als treuer Partner. Als sich Gilbert Tillmann des Braunen annahm, begann das Märchen: Der Sohn des Gestütinhabers merkte sofort, dass in dem Iren ein Kämpferherz steckte, und bildete ihn weiter aus. Kleine Turniere und die Zeit an der Sporthochschule in Warendorf, während Tillmann bei der Bundeswehr war, taten dem Wallach gut. Der dortige Trainer, Manfred Kötter, erkannte das Sprungtalent und schickte das Paar nach Hamburg zum Derby. 2007 gelang ihnen Platz elf, 2009 bereits Rang fünf. 2010 riss der Zügel im Wettkampf, ein Jahr später wurden sie disqualifiziert, da sie eine Wendemarke ausließen.
Doch dann kam 2013: Ein Abwurf im Normalparcours bedeutete für das Paar das Stechen, denn es blieb niemand fehlerfrei. Im Stechen trafen der Hufschmied und Hello Max auf Carsten-Otto Nagel und Lex Lugar, die bis dahin bereits zweifache Derby-Sieger waren. Der 19-jährige Max war der schnellste im Parcours und holte damit den Sieg im „schwersten Springen der Welt“. Damit gewinnt das ehemalige Schulpferd als ältestes Pferd überhaupt das blaue Sieger-Band und springt sich in die Herzen der Zuschauer. Und natürlich in das von Gilbert Tillmann! Vom Underdog zum Derby-Sieger, das schaffen nicht viele!
Nach dem Sieg wurde Hello Max aus dem großen Sport unter vielen Tränen verabschiedet. Tillmann beschloss, die Karriere seines Pferdes auf dem Höhepunkt zu beenden und den Iren in Rente zu schicken. Diese verbrachte er auf den Wiesen der Ostseeinsel Usedom, wo Familie Tillmann eine Pferdezucht betreibt, gemeinsam mit seinen vierbeinigen Freunden. Als es dem Derby-Sieger schlechter ging, holten sie ihn wieder nach Hause, um in seiner Nähe sein zu können. Er habe nicht leiden sollen, so sein Reiter. So wurde der dunkelbraune Wallach im Juli 2020 mit 26 Jahren eingeschläfert. Nach dem Tod seines „Once-in-a-lifetime-horse“ Hello Max schrieb Gilbert Tillmann ein Buch über die außergewöhnliche Geschichte des ehemaligen Schulpferdes. Hello Max blieb auch nach seinem Austritt aus dem großen Sport Gilbert Tillmanns Highlight des Tages. So entstand die Idee, das Buch zu schreiben. Mit diesem Zitat aus seinem Buch verabschiedete sich Gilbert Tillmann von seinem Sportpartner und Freund Hello Max: „Danke für deinen Kampfgeist. Danke für deinen Mut. Danke für deinen Ehrgeiz. Danke für deine Leistungsbereitschaft. Danke für deinen Willen, nie aufzugeben. Danke, dass es dich gab.“
Im Jahr 2013 kam bereits eine neue Hoffnung im Stall Tillmanns zur Welt: Aber Hallo, so der Name des Fohlens. Dieses soll in Hello Max Fußstapfen treten. Es bleibt abzuwarten, ob es dem Fohlen gelingt oder ob Hello Max für immer der Wundersieger vom Hamburger Spring-Derby bleiben wird. Vergessen wird ihn seine Familie jedenfalls nie: Sie haben für ihn nach seinem Tod einen schönen Platz auf dem heimischen Gestüt gesucht und lassen ihn dort in Frieden ruhen.