Text & Foto: Anja Blum
Auf den Spuren des Hengstes Ostwind … Lesen Sie, welch ein Paradies Pferde- und Naturfreunde rund um den sagenumwobenen Ort Ora finden können: LosAngeles – nicht das Zentrum der amerikanischen Filmproduktion in Kalifornien, sondern eine Oase für Pferde und Menschen in Andalusien!
Das Wiehern einzelner Pferde erklingt. Frischer Kaffeeduft kriecht in meine Nase. Wohlgefühl macht sich breit, und ich öffne gut gelaunt meine Augen. Die Morgensonne schickt helle Sonnenstrahlen durch das Fenster. Nochmals rekeln, dann hält mich nichts mehr im Bett. Vor mir liegt mein erster Tag auf der Rancho Los Angeles im spanischen Pferdeland Andalusien. Bewaffnet mit meiner Kamera ziehe ich los, um den traumhaften Morgen in diesem Kleinod einzufangen. In der Küche rumort es bereits. Die Frühstücksvorbereitungen laufen. Vorbei geht’s an den verschiedenen Korralen der Ranch, in denen die Pferdeherden friedlich ihr Haferstroh knabbern. Die malmenden Kaugeräusche der Pferde, ihr zufriedenes Schnauben, manch kleine Drohung an den Pferdenachbarn – das zu beobachten, bedeutet mir pures Glück. An vielen Stellen auf der Ranch kann mein Blick in eine schier unbegrenzte Weite schweifen. 25 Hektar umfasst das gesamte Anwesen am Fuße der Sierra de la Nieves in der Provinz Malaga. Die Sonne scheint hier an mindestens 300 Tagen im Jahr und lässt auch die Olivenplantagen auf dem Gelände gute Erträge bringen. 300 Olivenbäume und das daraus produzierte Olivenöl sind neben dem Gästebetrieb und der Pferdezucht das dritte Standbein der Ranchbesitzer Urs Batzli und Robert Halter. Die gebürtigen Schweizer leben seit etlichen Jahren hier in Andalusien ihren Traum und züchten edle spanische Pferde, die Pura Raza Española – P.R.E. Sie züchten und bilden P.R.E.s nicht nur zum Verkauf aus, sondern auch zum Reiten für die vielen Reitgäste, die ganzjährig bei ihnen ihren Urlaub verbringen; übrigens mittlerweile 70 Prozent „Wiederholungstäter“. Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Hier schlagen die Uhren nämlich irgendwie anders. Das Wort ‚Hektik‘ scheint es auf Los Angeles nicht zu geben. Was führt mich hierher? Urs Batzli – sympathischer, souverän wirkender Macher und Pferdemensch – und ich, Anja Blum – die Pferdefotografin, treffen uns für Großes. Da ich immer auf der Suche nach guten Locations und verlässlichen Kooperationspartnern für Reiter- und Pferdefotografereisen bin, mussten wir wohl offensichtlich einfach zusammenfinden. Eine Woche lang lernen wir uns kennen und schätzen, bekomme ich Einblick in den Tagesablauf, lerne das großartige Ranchteam kennen, genieße die Pferdeherden, fotografiere brillante Hengste und anderes Schöne, reite stundenlang in der Traumlandschaft auf total zuverlässigen und trittsicheren Pferden. Dass wir einmal sogar an einem der Drehorte für „Ostwind 3“ entlangreiten gehört dazu. Ein erhabenes Gefühl macht sich breit, als wir die Start- und Zielgerade des Rennens von Ora unterhalb des Castillo de Ortegícar unter den Pferdehufen spüren.
Die Pferde auf Los Angeles
82 Pferde zählt der Bestand derzeit. Man mag es nicht glauben, aber die Rancher kennen alle ihre Pferde beim Namen und auch deren Eigenschaften. Da gibt es verschmuste oder verspielte Kandidaten, besondere Sturschädel, etwas mehr und etwas weniger mutige Pferde, schüchterne und dominante. Aber eines ist ihnen allen gleich – ihre menschenbezogene Art, ihre Umgänglichkeit und ihre Schönheit. Die spanischen Pferde der Rancho Los Angeles leben in drei Herden und einer „Kindergartenherde“. Bis die Pferde 2-jährig sind, dürfen sie sich darin wohlfühlen. Die Aufzucht in den großen Herdenverbänden bringt gut sozialisierte Pferde mit sich. Das Leben in unmittelbarer Nähe zu den Pferden ermöglicht den Ranchern auch deren intensive Beobachtung. So separiert Urs die besonders rangniederen Tiere, die ständig vertrieben werden, und stellt sie in einer eigenen Herde auf. Es ist sehr interessant zu beobachten, wie sich die normalen Pferdeherdenstrukturen auch in der ‚schwachen‘ Herde neu etablieren. Die Stute, die in Herde eins ständig gemobbt und nie an die Futterraufe gelassen wurde, ist in der ‚schwachen Herde‘ nun die Chefin. Mit allen Konsequenzen. Natürlich besteht sie auf ihrem Recht auf Platz und Zeit beim Fressen. Und sollte das nicht jedes Herdenmitglied verstehen, fordert sie es drohend ein. Elf wunderschöne Hengste leben auf Los Angeles. Davon sieben P.R.E.-Hengste und vier Kartäuserhengste, die zu 100 Prozent reine Cartujanos sind. Die Cartujanos sind eine ganz besondere und wertvolle Zuchtlinie innerhalb der P.R.E. Sie verdanken ihren Namen den Mönchen des Kartäuserordens, die im 15. Jahrhundert Pferde in der Kartause von Jerez de la Frontera züchteten. Die andalusischen Mönche waren sehr auf die Reinzucht ihrer Pferde bedacht und konnten sie gegen viele Widrigkeiten erhalten. Fünf der elf Hengste auf Los Angeles werden für die Zucht auf der Ranch eingesetzt und beglücken die ausgewählten Stuten im Natursprung. Urs Batzli hat dabei einzig das Zuchtziel vor Augen: stolze und sanftmütige Pferde, die klar im Kopf sind. Und dabei keinerlei Überzüchtung! Er achtet darauf, frisches Blut in die Zucht zu integrieren. So zog erst im März dieses Jahr der P.R.E.-Rapphengst Ojala VII auf der Ranch ein. Der Prachthengst besticht durch feurige Eleganz, absolute Schönheit und händelbares Temperament. Das vor allem ist wichtig, da die Pferde auf Los Angeles ja auch für den Gäste-Reitbetrieb gezüchtet werden. Hierfür sind die menschenbezogenen, arbeitswilligen und mutigen Pferde mit klarem Kopf sehr gefragt. Aber auch Verkaufspferde erblicken auf Los Angeles das Licht der Welt, erfahren ihre Kinderstube und genießen ihre Ausbildung zum richtigen Zeitpunkt. Gut ausgebildete und verlässliche spanische Pferde ziehen dann zu ihren neuen Besitzern, die hauptsächlich in der Schweiz leben.
Die Autorin: Anja Blum ist eine erfahrene Pferdefotografin, die weltweit mit Herz und Leidenschaft ihrer Arbeit nachgeht. Die große Liebe zum Pferd, detaillierte Kenntnisse über das Pferdeverhalten, Empathie und ein unbändiges Glücksgefühl ermöglichen es Anja Blum immer wieder aufs Neue, die Pferde auf beeindruckenden Fotos festzuhalten. Zu ihren Kunden gehören private Pferdebesitzer sowie Reit- und Zuchtställe im In- und Ausland. www.anja-blum.com
…den kompletten Artikel lesen Sie in der Ausgabe 07/2019.