Text: Nora Dickmann             Foto: www.Slawik.com

Ist es dämmerig, nebelig oder sogar richtig dunkel? Gerade im Winter sind die Tage kurz, und der Drang, einmal aus der Halle herauszukommen, ist groß. Wir erklären, was bei einem Ritt in der Dunkelheit zu beachten ist

Morgens: dunkel. Abends nach dem Büro: ebenfalls dunkel. Im Winter sind die Tage kurz, und ein halbes Jahr lang nur Bahn für Bahn in der Halle zu ziehen ist für die meisten Reiter keine Option. Auch der Ausritt am Wochenende genügt nicht, um den Hunger nach Natur und frischer Luft zu stillen. Wer also trotz Dunkelheit noch den Weg nach draußen wagt oder sein Pferd von der Weide holen muss, muss sich entsprechend ausstatten.

Ein besonderes Erlebnis

Der Ausritt in der Dunkelheit ist ein besonderes Erlebnis. Die Natur ist stiller als am Tag, Pferd und Reiter wachsen zusammen, und man verlässt sich auf den Orientierungssinn und die Trittsicherheit des Tieres. Reitet man bei Vollmond, erscheint die sonst bekannte Route auf einmal in einem ganz anderen Licht, beinahe mystisch. Man hört nichts weiter als die Tritte des Tieres, das Schnauben und vielleicht irgendwo ein Käuzchen. Wer noch nie einen Nachtritt gemacht oder etwas Angst vor der Dunkelheit hat, kann einen erfahrenen Reiter fragen und eine vertraute Strecke reiten. In einer solch entspannten Atmosphäre wird der Nachtritt zum Genuss. Denn Pferde, die es gewöhnt sind, auch nachts draußen zu stehen, haben mit der Dunkelheit keine Probleme und fürchten sich auch nicht vor Geräuschen. Sie verlassen sich auf ihre natürlichen Instinkte und Sinne. Manche Pferde sind etwas unruhiger, da Raubtiere in der Dämmerung jagen und dieser Instinkt tief in den Pferden verankert ist.

Keine Angst vor der Dunkelheit

Aber wieso sind Pferde so entspannt? Ganz einfach: Neben ihren Instinkten sehen die Tiere bei wenig Licht durchaus gut. Tapetum lucidum heißt die dafür verantwortliche reflektierende Schicht im hinteren Bereich des Pferdeauges. Diese Schicht sorgt dafür, dass das einfallende Licht die Netzhaut zweimal passiert. Die Reaktion der Fotorezeptoren, die sich dort befinden, wird so verstärkt. Wussten Sie übrigens, dass Pferde dreimal mehr Rezeptoren haben als wir Menschen? Darum kann auch ein schwacher Lichtreiz besser wahrgenommen werden, und der Kontrast zwischen Hell und Dunkel verstärkt sich.

Auch wenn die Tiere im Dunkeln gut sehen, empfiehlt es sich auch hier, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen und die Pferde erst langsam an die neuen Umstände zu gewöhnen. Dazu eignet sich die beginnende Dämmerung. Anfangs sollten zudem bekannte Routen gewählt werden, auf denen das Tier mit dem zusätzlichen Equipment, wie Stirnlampe oder reflektierender Decke, bekanntgemacht wird. Auch das Scheinwerferlicht von entgegenkommenden Autos kann ungewohnt sein. Aber auch hier gilt: Strahlt man selbst Sicherheit und Ruhe aus, überträgt sich dies auf die Pferde. Sind Sie also schnell ängstlich und bei jedem kleinen Geräusch alarmiert, kann sich das sonst noch so ruhige Tier in einen angespannten Angsthasen verwandeln. Dies gilt es zum Schutz selbstverständlich zu vermeiden.

Die richtige Ausrüstung

Die Sicherheit steht bei einem Nachtritt für Pferd und Reiter immer an erster Stelle. Normale Bekleidung, heutzutage und vor allem in den kalten Monaten meist dunkel gehalten, ist keine gute Idee. So wird man erst spät oder im schlimmsten Fall gar nicht von Auto- oder Radfahrern gesehen. Mit der richtigen Ausrüstung erhöht man die Sichtbarkeit deutlich, und Unfälle können vermieden werden. Sicherheitszubehör, Unfalltracker und eine ausreichende Beleuchtung sind hier das A und O.

Beleuchtung für den Reiter

Damit man, wie in der Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben (siehe Kasten), ausreichend beleuchtet ist, ist eine Stiefellampe zum Reiten auf der linken Seite ratsam. Diese kann entweder über den Absatz des Reitstiefels geklickt oder mithilfe eines Gummizuges und Klettverschlüssen am Stiefelschaft befestigt werden.

Mehr praktische Tipps finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.

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