Das Konik-Pferd ist eine dem Wildpferd 
ähnelnde Ponyrasse, die ursprünglich aus Polen stammt. Heute werden die Ponys oftmals als Landschaftspfleger oder 
Freizeitpartner eingesetzt

Tosendes Hufgetrappel, lautes Wiehern und aufgewirbelter Sand – so stellen wir uns gemeinhin ein Wildpferd vor. Aber es gibt auch andere, die beispielsweise entspannt grasend an der Ostsee ihre Zeit verbringen. Dazu zählt auch das Konik-Pferd. Die kleinen, robusten Ponys erkennt man gut an ihrem wilden Aussehen: Mausgraue Falben in unterschiedlichen Schattierungen, Aalstrich und Wildzeichnungen sind typisch für diese Rasse. Dickes Winterfell und üppiges Langhaar machen sie besonders attraktiv und üben einen besonderen Charme aus.

Ursprünge in Polen

Aus dem Polnischen übersetzt bedeutet Konik „Pferdchen“ oder „kleines Pferd“, was diese Rasse gut beschreibt. Die robusten Ponys gehen auf das im 19. Jahrhundert ausgestorbene Tarpan zurück, ein ursprünglich eurasisches Wildpferd. Das Konik gleicht diesem Wildpferd vor allem durch das markante Exterieur und die auffällige Fellfärbung. Bevor das Tarpan ausstarb, kreuzten polnische Bauern dieses mit ihren Arbeitspferden. Daraus entwickelte sich ein robuster Landschlag, der heute als Konik bekannt ist. Nach wie vor ähnelt dieser Schlag dem Wildtyp. Sie sind sehr robust und spielen deswegen sowohl in der Landwirtschaft als auch bei der Erhaltung von Naturschutzgebieten eine wichtige Rolle. Während des ersten Weltkrieges kamen die Tiere auch als Transportpferde zum Einsatz. Die Rassenbezeichnung Konik setzte sich zeitgleich durch. Aber erst seit etwa 1915 wurde der Fokus wieder vermehrt auf eine Reinzucht gelegt. Dazu wurden Reservate, vorwiegend in (Ost-)Europa gegründet. Mit dem Zweiten Weltkrieg zerschlugen sich die Bemühungen um eine Reinzucht jedoch. Für den heutigen Bestand ist der Hauptzuchtstandort Popielno in Polen verantwortlich. Dort besteht seit 1990 ein Schutz- und Erhaltungsprogramm für diese Rasse.

Heute leben die Ponys in zahlreichen Naturschutzgebieten wie der Geltinger Birk (siehe Kasten), im Meldorfer Speicherkoog (Dithmarschen) oder in Püttsee an der Westküste Fehmarns. In Polen sind sie vor allem im Bialowieza-Nationalpark zu finden. Die größte Population lebt allerdings in den Niederlanden unter nahezu wilden Bedingungen.

Konik: Kleine Allrounder

Das im Wildtyp stehende Konik ist mit seinem Stockmaß zwischen 130 bis 140 Zentimetern ein typisches Pony. Die robuste und kräftige Statur, der kräftige Kopf und kleine Ohren sind typisch für die Rasse. Die lebhaften Augen, die das Tier oftmals frech wirken lassen und der ausgeprägte Schopf lassen keine Zweifel offen, dass das Pony mit einem Wildpferd verwandt ist. Rassetypisch sind darüber hinaus eine breite und tiefe Brust, ein langer Rumpf mit Rippenwölbung sowie ein kürzerer Rücken. Kurze, kräftige Beine, harte Hufe und trockene Gelenke runden das Exterieur der Rasse ab.

Farblich sind die Koniks eher zurückhaltend: Mausgrau in unterschiedlichen Schattierungen ist typisch. Beim polnischen Schlag kommen auch Graufalben mit Wildzeichnung, Schimmel, Isabellen oder Braune vor. Egal welcher Herkunft, jedes Konik-Pferd hat einen dunklen Aalstrich und oftmals auch ausgeprägte Zebrastreifen an den Fesseln. Natürlich sollte nicht nur die Optik entscheidend sein. Die Koniks sind nämlich nicht nur in der Landwirtschaft oder bei der Erhaltung von Naturschutzgebieten nützlich, sondern können auch bei Distanz- und Wanderritten überzeugen, denn sie sind ausdauernd, zäh und trittsicher. Aber auch Freizeitreiter, die einen geeigneten Partner suchen, sind bei den kleinen Ponys gut aufgehoben. Koniks sind intelligent, neugierig, strahlen aber gleichzeitig eine enorme Ruhe aus und zeigen sich ausgesprochen leistungsbereit. Kuscheln, reiten oder einfach gemeinsam Zeit verbringen – mit den Koniks ist all das möglich.

In den 1980er-Jahren wurden die Koniks in den Niederlanden zur Naturentwicklung eingeführt. Da sie sich dort aber stark und schnell vermehrten und weil nur eine gewisse Menge an Pferden dort leben kann, gaben die Niederländer bereitwillig Ponys für das Projekt NSG Geltinger Birk ab. Die zehn Stuten und der Hengst wurden im März 2002 auf der Birk ausgewildert. Noch im selben Jahr erblickte das erste Fohlen das Licht der Welt. Zur Blutauffrischung kam 2006 eine zweite Gruppe mit einem Hengst, sechs Stuten und drei Jährlingen hinzu. Die Gruppen halten sich meist voneinander entfernt auf, harmonieren bei Kontakt aber meist gut.

Neben den Koniks grasen in dem Naturschutzgebiet etwa 300 Rinder auf fast 500 Hektar Weidefläche. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass in dem Naturschutzgebiet genügend „halboffene Weidelandschaften“ erhalten bleiben. Denn in diesem Gebiet rasten und brüten im Jahr circa 200 verschiedene Vogelarten. Bei dem täglichen Besuch der Pferde werden Auffälligkeiten kontrolliert und Zaunkontrollen durchgeführt. Wenn im Winter zu wenig Nahrung zu finden ist, werden die Tiere zugefüttert. Eigentlich benötigen die Ponys dies aber nicht, da sie normalerweise den Boden freischarren, um an das Gras zu gelangen. 
Zur Zeit leben etwa 50 Konik-Pferde in der Geltinger Birk. Jährlich werden zwischen 12 und 15 Fohlen geboren. Junge Pferde werden zwischenzeitlich immer mal wieder an andere Naturschutzprojekte oder Privatleute abgegeben, damit die Herde nicht zu schnell wächst. Einmal jährlich werden die Fohlen mit einem von der EU vorgeschriebenen Mikrochip versehen. Hierbei werden einzelne Tiere aus der Herde aussortiert und verkauft. Damit soll eine Überpopulation auf der Geltinger Birk vermieden werden.
Führungen zu den Wildpferden werden jährlich zwischen Juli bis einschließlich Oktober von dem Förderverein Integrierte Station Geltinger Birk ISGB e.V. angeboten.

Weitere Informationen finden Sie hier: www.geltinger-birk.de

Text: Nora Dickmann          Foto: dpa/ Julian Stratenschulte 

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