Bereits im Mai 2022 wurde die klassische deutsche Reitlehre in Nordrhein-Westfalen in das Verzeichnis „Immaterielles Kulturerbe NRW“ aufgenommen. Ein Jahr später dann in Deutschland.

Das Fachkomitee hat anerkannt, dass es sich bei der klassischen Reitlehre – im Sinne von überliefert und zeitlos – um eine Ausbildungsmethode handelt, die über viele Genereationen hinweg weitergegeben wurde. Heute lehren Berufsreiter, Reitlehrer und alle, die ein Pferd ausbilden, das Wissen und Können um diese Kulturform. Auch Fachpublikationen, Landesgestüte, Verbände oder Vereine sind Orte des Austausches. Diese Anerkennung betont nicht nur die historische Bedeutung, sondern auch die fortwährende Relevanz dieser Reitkunst, die sich durch Präzision, Harmonie zwischen Pferd und Reiter sowie einen tiefen Respekt vor dem Tier auszeichnet.

Klassische Reitlehre: Prinzipien und Inhalte

Die Klassische Reitlehre basiert auf den Grundsätzen der sogenannten „Skala der Ausbildung“, die in der deutschen Reittradition tief verankert ist. Diese Skala umfasst sechs aufeinander aufbauende Punkte: Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung. Jeder dieser Aspekte zielt darauf ab, das Pferd systematisch und nachhaltig zu schulen, um eine harmonische und ausgewogene Zusammenarbeit zwischen Pferd und Reiter zu erreichen.

Klassische Reitlehre: Tierschutzwidriges Verhalten wird nicht akzeptiert

In der klassischen Reitlehre distanziert man sich von tierschutzwidrigen Trainigsmethoden. Bei der Nicht-Einhaltung wird man mit Geldstrafen und/ oder Sperren sanktioniert. Denn die klassische Reitlehre zielt auf das genaue Gegenteil ab: Das harmonische Zusammenspiel von Mensch und Tier und die daraus entstehende Faszination für den Reitsport steht im Mittelpunkt. Gewaltfreiheit gegenüber dem Tier ist oberstes Gebot.

Reiten: Gesundheitsfördernder Sport

Reiten tut man an der frischen Luft, es gilt als gesundheitsfördernd und kann bis ins hohe Alter ausgeübt werden. Reiten ist naturverbunden und führt uns immer weiter hin zu einem nachhaltigen Naturverständnis. Vor allem für Kinder und Jugendliche hat die Beschäftigung mit den Pferden einen positiven Einfluss und fördert die soziale Kompetenz. Mut, Respekt, Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen und der Teamgeist wird im Reitsport gestärkt. Auch Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen profitieren vom Umgang mit dem Pferd.

Klassische Reitlehre: Herausforderungen und Zukunft

Trotz ihrer Anerkennung steht die Klassische Reitlehre vor Herausforderungen. Die moderne Pferdehaltung und -zucht sowie der Wandel in der Gesellschaft führen zu einer veränderten Wahrnehmung des Reitsports. Kritiker monieren, dass der Reitsport teilweise seine Wurzeln und Werte aus den Augen verliert. Die Bewahrung der Klassischen Reitlehre erfordert daher eine stetige Anpassung an zeitgenössische Anforderungen, ohne die traditionellen Werte zu vernachlässigen.

Insgesamt symbolisiert die Klassische Reitlehre als immaterielles Kulturerbe Deutschlands den Erhalt eines kulturellen Erbes, das weit über den sportlichen Aspekt hinausgeht. Es ist ein lebendiges Zeugnis der historischen und kulturellen Verbundenheit zwischen Mensch und Pferd und ein Beispiel dafür, wie Traditionen in die Moderne getragen werden können.

Text: Nora Dickmann     Foto: www.Slawik.com 

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