Text & Foto: Katharina Gunkel

Bei einem Wanderritt geht man eigentlich davon aus, dass der Mensch einen Großteil der Zeit im Sattel verbringt. Wir haben den Begriff hingegen bei unserer einwöchigen Tour im April 2018 wörtlich genommen: Bei uns überwog der Anteil des Wanderns im Vergleich mit dem des Reitens. Wichtig war uns bei der Tour, dass wir unser Gepäck komplett selbst transportieren konnten: Mein Freund trug einen großen Wanderrucksack und mein Fjordpferd Kjoervel war mit Packtaschen voll beladen. In dieser Konstellation starteten wir auf unserem Heimathof in Erbach. Übernachtet haben wir in Stationen verschiedenster Art: Mal war das Pony bei einem Landwirt untergebracht, während wir bei Freunden auf dem Boden schliefen. In der nächsten Unterkunft schliefen wir, nur durch eine Wand getrennt, mit dem Pony Kopf an Kopf. Und auf einem alten Fachwerkhof waren wir in einer muckeligen Ein-Zimmer-Ferienwohnung untergebracht, während wir bei einer weiteren Station in den Genuss eines Heuhotels kamen – einfach nur idyllisch schön. So interessant und abwechslungsreich unsere Unterkünfte auch waren, immer war Kjoervel gut untergebracht – ob das nun in einer Box oder auf der Weide war. Und genau das war bei der Planung auch die größte Herausforderung: Wie findet man eine Übernachtungsmöglichkeit für das Pferd? Schließlich lösten wir das Problem mit viel Herumtelefonieren. Die Strecke an sich war innerhalb eines Tages geplant, und zwar mithilfe einer App, die nicht die schnellsten, dafür aber die schönsten Wege vorschlägt. So verliefen Teile unserer Tour auf dem Alemannen-Weg, dem Nibelungensteig oder der Hohen Straße. Obwohl wir selbst auch im Odenwald leben, konnten wir auf dem Wanderritt noch ganz andere, unbekannte Ecken erkunden. Mit Kjoervel kämpften wir uns beispielsweise auf die Burg Breuberg hoch, um dann eine tolle Aussicht über den Odenwald zu genießen. Für die Kinder in der dortigen Jugendherberge waren wir das Highlight. Kjoervel wurde bestaunt und ich ausgefragt. An einem anderen Tag harrten wir über eine Stunde mitten in einem Gewitter und bei strömendem Regen aus (meine Kleidung verpacke ich zukünftig zusätzlich in Plastiktüten). Für Pausen, um besonders schöne Aussichten oder andere Besonderheiten zu bestaunen, war immer Zeit. Ein klarer Vorteil, wenn man nur als Paar unterwegs ist. Unsere Route führte uns von Erbach aus Richtung Norden, bis nach Breuberg. Von dort ging es in südwestlicher Himmelsrichtung wieder zurück. Ein Highlight zum Ende war noch der Besuch am Marbachstausee mit obligatorischem (Fuß-)Bad für Hund und Pony. Durch geschickte Planung der Route kamen wir sogar an unserem eigenen Zuhause vorbei. Kjoervel konnte so seinen Kopf auch mal in unser Wohnzimmer stecken. Und auch das Eis auf dem Marktplatz der Stadt Erbach ließen wir uns natürlich nicht nehmen. Trotz unseres sehr gemischten Teams war die Woche Wanderritt einfach unglaublich schön. Durch die eigene Planung entsprach alles unseren Wünschen, und wir konnten auch flexibel und kurzfristig einfach mal eine Abkürzung nehmen oder noch einen kleinen Umweg machen. Insgesamt waren wir sieben Tage unterwegs und haben in dieser Zeit 153 Kilometer und 2.500 Höhenmeter überwunden. Ich kann nur jedem empfehlen, sich für Wanderritt-Touren auch in der näheren Gegend umzuschauen. Auch in Deutschland gibt es so viele tolle Wanderrouten und Unterkünfte.

Ihre Katharina Gunkel

 

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