Text & Foto: Lea Zapf
Nach dem Abitur entschied ich mich für einen Auslandsaufenthalt in Australien und buchte ein „Ranchwork and Travel“-Programm. Mitte Oktober 2019 erfuhr ich dann, dass ich in einem kleineren Rennstall nordwestlich von Sydney arbeiten würde. Obwohl ich die typischen Klischees über den Pferderennsport kenne, ging ich mit einem relativ neutralen Eindruck dorthin und wollte mir selbst ein Bild davon machen.
Am 5. November 2019 ging es dann für mich endlich in das ca. 14.400 Kilometer entfernte Australien. Drei Tage nach der Ankunft in Sydney nahm ich den Zug nach Windsor, wo ich von den Farmern abgeholt wurde. Der Rennstall, in dem ich die nächste Zeit arbeiten würde, beheimatet 14 Pferde – davon wurden fünf Rennpferde im Alter von vier und fünf Jahren für Rennen trainiert.
Mein Arbeitsalltag bestand daraus, die Pferde zu füttern und Futter vorzubereiten, die Boxen auszumisten und die Pferde auf die Koppeln zu bringen. Ab dem vierten Tag nahm mich der Farmer, welcher auch der Pferdetrainer war, früh um 7 Uhr mit auf die Rennbahn nach Hawkesbury. Dort war es meine Aufgabe, die Pferde für den Jockey fertig zu machen. Der Jockey trainierte dann ein bis zwei Runden den Renngalopp mit dem Pferd. Nass geschwitzt und mit hohem Puls kamen die Pferde von der Bahn zurück, und ich musste sie mit Wasser abspritzen oder ab und zu mit ihnen noch ein paar Runden im Schritt laufen. Den Beruf als Jockey in Australien kann man ziemlich gut mit dem eines Profifußballers in Deutschland vergleichen: Sie sind richtige Stars und können auch mehrere Millionen Dollar verdienen. Natürlich ist dieser Job aber auch nicht ganz ungefährlich, und es gibt viele strenge Auflagen, unter anderem hinsichtlich der Größe und des Gewichts.
Mein persönliches Highlight in dieser Zeit war das „Barrier-Trail-Training“, ein Training unter echten Rennbedingungen. Der Sinn dieses Trainings ist, dass Personen, die eine Richter-ähnliche Rolle haben, speziell darauf achten, wie gut die Pferde trainiert sind und die Jockeys reiten – ohne Wettbewerbsgedanken. Wenn etwas Negatives auffällt, werden die Trainer oder Jockeys darauf hingewiesen und können sogar dafür bestraft werden.
Insgesamt war der Ranchaufenthalt sehr interessant, ich habe sehr viel über den Pferderennsport lernen dürfen, und es war spannend, sich ein eigenes Bild davon machen zu können. Dennoch stellt sich mir – auch im Nachhinein noch – die Frage, ob dieser Sport „pferdegerecht“ ist, da die Pferde oft in sehr jungen Jahren zu diesem Hochleistungssport getrimmt werden. So haben zwei Stuten im Alter zwischen acht und zehn Jahren auf der Ranch erhebliche Lahmheitsanzeichen gezeigt – und zwar auch schon ohne Belastung auf der Koppel. Ich bin dennoch froh, die Entscheidung, die Farm zu besuchen, getroffen und diese Erfahrungen gemacht zu haben, jedoch werde ich wohl weiterhin im Voltigier- und Reitsport bleiben.
Ihre Lea Zapf
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