Text & Foto: Tatjana „Joy Grace“ Kluger
Nachdem ich den Namen Paraguay gehört hatte, blieb in meinem bisher pferdelosen Leben nichts mehr so, wie es war. Ich vertraute mutig meinem Gefühl und wanderte aus – alleine mit nur zwei Koffern und einem Rucksack, mitten ins Herz Südamerikas auf die Estancia Aventura in Ytú bei Caacupé. Das Erlebnis, mich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich glücklich, frei und zu Hause zu fühlen, begann – mit all den Pferden und Rindern, der lebendigen Natur und den Menschen dieses ganz besonderen Ortes, an dem Wertschätzung, Achtsamkeit und Vertrauen aufs Herzgefühl noch gelebt wird.
Die artgerechte Haltung der Pferde entspricht genau dem, was ich bisher unbewusst gesucht hatte: Alle Pferde dürfen auf den weitläufigen Campos Tag und Nacht, bei jedem Wetter, sehr ursprünglich in Herden leben und haben gleichzeitig eine tägliche, professionelle Betreuung und Versorgung. Mit Ulrike „Kiki“ Staudenrausch, die diese Estancia schon vor über 20 Jahren mit viel Herz und Seele ins Leben gerufen hatte, kam ich meinem bis dahin heimlichen Traum näher, irgendwann frei mit meinem eigenen Pferd als liebevolle Einheit durch äußere und innere Weiten zu galoppieren. Kiki gibt mir mit Cowboyfeeling unter freiem Himmel bei Ausritten und beim Rindertreiben den Raum, mit viel Gefühl Reiten entdecken zu können – genau so, wie es meinem Naturell entspricht! Geländeunebenheiten, Bachläufe oder auch verschiedenste Bodenarten sind tägliche Trainingsmöglichkeiten. Alles ergibt sich von selbst – jeden Tag neu! Beim meditativen Pad-Reiten spüre ich die Umgebung und die Bewegungen des Pferdes noch intensiver und komme dabei in sehr berührenden Kontakt mit meinem vierbeinigen Partner und mir selbst. In Kiki habe ich eine kompetente Reitlehrerin gefunden, die mich korrigiert, immer wieder neu fordert, mich aber auch vieles selbst erfühlen und entdecken lässt. Mit ihr kann ich schweigen, lachen, genießen, mich unterhalten, wachsen und lernen.
Jeden Tag staune ich: Eines Morgens stand auf der Weide neben meiner Lieblingsstute Espuma deren neugeborenes Fohlen Guarajey, das sie in der Nacht quasi vor meiner Haustüre zur Welt gebracht hatte. Ein anderes Mal kam die Pferdeherde geschlossen auf mich zu, als ich zum Sonnenaufgang auf den höchsten Punkt des Campos gelaufen war. Sie begrüßte mich, und eines der Pferde stupste mich mehrfach direkt am Herzen. Ein Mitglied dieser Herde ist mein bester Lehrer und liebster südamerikanischer Partner geworden: der Criollo Aragon. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Indem ich den Mut hatte, dem Ruf Paraguays und der Pferde ins Unbekannte zu folgen, bin ich meiner Traumerfüllung schon nach einem halben Jahr sehr nahe gekommen. Zum ersten Mal galoppiere ich in Herz-zu-Herz-Verbindung bei strahlendem Sonnenschein mit meinem eigenen Pferdekönig Aragon durchs Wasser. Irgendwann werde ich das ohne Sattel tun können – auf der Estancia, die meine neue Heimat geworden ist. Seinem Herzen zu folgen kann Träume wahr werden lassen!
Danke und alles Liebe, Tatjana „Joy Grace“ Kluger
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