Text: Inga Dora Schwarzer          Foto: www.Slawik.com

Geduld, Höflichkeit, Vertrauen, Achtsamkeit und Gerechtigkeit sind wertvolle Fähigkeiten. Sie führen zu Handlungen, die jeder im Miteinander schätzt – auch die Pferde. Wer sich und sein Tun reflektiert, entwickelt Tugenden, die eine Reiter-Pferd-Beziehung zu etwas Besonderem machen

Geduld bezeichnet die Fähigkeit zu warten oder etwas zu ertragen. Als geduldig erweist sich, wer bereit ist, mit ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen zu leben oder diese zeitweilig zurückzustellen. Geduldig ist auch, wer Schwierigkeiten mit Gelassenheit und Standhaftigkeit erträgt und aushält. Geduld ist eine Tugend, die bei vielen Reitern spätestens bei einem Verladeproblem ihres Pferdes aufhört. Wenn der Vierbeiner nach einer Dreiviertelstunde immer noch nicht einen einzigen Huf auf die Rampe des Anhängers gesetzt hat, ist die Tugend plötzlich Lichtjahre entfernt.

Geduld in Häppchen

„Wenn jemand sein Pferd verladen möchte, sieht er in der Regel zwei Zustände: Das Pferd ist außerhalb des Hängers, oder das Pferd steht auf dem Hänger. Alles, was dazwischenliegt, ist uninteressant oder unwichtig“, erklärt Pferdetrainerin Jenny Wild aus Dortmund in ihrem Buch „Von Pferden lernen, sich selbst zu verstehen“. Für sie gibt es aber nicht nur diese zwei Zustände, sondern sehr viele kleine Teilschritte dazwischen, die bei Bedarf noch weiter unterteilt werden können. Oder anders gesagt: Sie zerstückelt den Prozess des Verladens in ganz viele kleine Puzzleteile, die am Ende zusammen ein Ganzes ergeben.

Der Vorteil? Man muss nur die Geduld für einen kleinen Teilschritt aufbringen, hat ziemlich schnell ein Erfolgserlebnis zu verzeichnen, kann aufmerksamer gegenüber dem Pferd sein und quasi die ganze Zeit sich und seinem Pferd nur positive Gefühle vermitteln, sagt sie.

„Je mehr ich als Mensch lerne, gegenüber meinem Pferd die notwendige Geduld walten zu lassen und meine eigenen Bedürfnisse nach hinten zu stellen, umso mehr werde ich von meinem Pferd zurückbekommen und in der Regel sogar sehr viel schneller zu meinem Ziel kommen als andersherum“, weiß sie.

Dafür braucht es aber auch ein Bewusstsein für den Beginn der Ungeduld. „Wenn wir eine Sache plötzlich doch nicht mehr abwarten können und vielleicht auf den anderen auf einmal zu viel Druck ausüben, sollten die Alarmglocken läuten, und es muss klar sein, dass wir mehr Geduld brauchen“, so Wild.

Schon ist der Reiter mittendrin in der Selbstreflexion. Sich selbst zu beobachten, über sich nachzudenken, sein Denken, Fühlen und Handeln zu analysieren und zu hinterfragen mit dem Ziel, mehr über sich selbst und mehr über sich als Teil des Reiter-Pferd-Teams herauszufinden, ist elementar, um ein guter Pferdemensch zu sein.

„Der Mensch muss sich wirklich klarmachen, dass jede seiner Handlungen eine Reaktion hervorruft und in der Regel auch einen Lernprozess beim Pferd auslöst. Ich kann jedem nur raten, jedes Mal, wenn er zu seinem Pferd geht, ganz bewusst darauf zu achten, was er gerade tut und wie das Pferd darauf reagiert“, so die Expertin. Dieses aktive Wahrnehmen ist übrigens auf jede Interaktion zwischen Mensch und Pferd übertragbar – sei es das Verladen, das Führen, das Hufegeben, das Striegeln, das Satteln, das Aufsteigen, das Reiten, die Tierarztuntersuchung etc.

Achtsamkeit leben

Es geht dabei vor allem um Achtsamkeit – laut Wikipedia ein Zustand von Geistesgegenwart, in dem ein Mensch hellwach die gegenwärtige Verfasstheit seiner direkten Umwelt, seines Körpers und seines Gemüts erfährt. Er ist dabei nicht abgelenkt von Gedankenströmen, Erinnerungen oder starken Emotionen und bewertet seine Wahrnehmungen nicht. Möchte der Reiter eine bessere Beziehung zu seinem Pferd aufbauen, sollte er sich, so Wild, über den emotionalen, mentalen und physischen Bereich seines Selbst klar werden. Drei Fragen sind hier zentral: Was fühle ich gerade? Was denke ich gerade? Was macht mein Körper gerade?

Den kompletten Artikel finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.

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