Mal wirklich abschalten zu können und den Moment zu genießen ist manchmal nicht ganz einfach. Doch unsere Pferde und der Stall machen es uns leichter.

 

Diese Tipps können Ihnen helfen, Ihre mentale Gesundheit zu stärken und eine tiefere Verbindung zu Ihrem Pferd aufzubauen:

Zeitmanagement: Planen Sie ausreichend Zeit am Stall ein. So beugen Sie unnötigem Stress vor und können sich auf eine Auszeit mit ­Ihrem Pferd freuen. Natürlich gibt es immer mal Tage, an denen es schnell gehen muss. Aber dann passen Sie das Training entsprechend an. Dann reicht zum Beispiel eine entspannte Einheit an der Hand oder an der Longe aus. Wichtig ist, dass Sie jedes Training positiv beenden, und das geht nur ohne Zeitdruck. Und im besten Falle bleibt dann auch noch genug Zeit für die liebsten Stallfreunde, denn diese Kontakte bringen uns ebenfalls weg vom Alltag und das Gefühl, sich in einer anderen Welt zu befinden, wird gestärkt.

Beobachten und durchatmen: Verbringen Sie einfach mal etwas Zeit in der Box mit Ihrem Pferd, oder setzen Sie sich an die Weide, um es zu beobachten. Das schenkt Ihnen neue Ruhe, Sie lernen Ihr Pferd besser kennen und stärken zudem die Bindung.

Selbstwahrnehmung verbessern: Schon ­allein der Umgang mit dem Pferd und die ­damit verbundenen positiven Erlebnisse ­verbessern die Selbstwahrnehmung. Gleich­zeitig kann das Selbstwertgefühl gestärkt, und Ängste können abgebaut werden. Im Kontakt mit dem Pferd müssen Sie im Hier und Jetzt sein und sich auf den Moment einlassen.

Glücksgefühle genießen: Spüren Sie, wie Sie auf dem Rücken Ihres Pferdes auf einmal so zufrieden sind und die ganze Welt umarmen könnten? Dann halten Sie inne und genießen diesen Zustand in vollen Zügen. Im Training eilen wir oft von einer Lektion zur nächsten und legen keine Pausen ein. Doch gerade diese können sowohl für uns Reiter als auch für das Pferd sehr wertvoll sein.

 

 

Psychische Gesundheit im Reitsport

Über das Thema Mental Health wird in vielen sportlichen Bereichen eher geschwiegen. Das gilt häufig ­leider auch im Reitsport.

Wir sind alle nur Menschen, ob Hobby­reiter oder Profisportler. Keiner von uns hat unendlich viel Kraft, und wir alle ­erleben Höhen und Tiefen im Leben. Wunderschöne Momente, aber auch ­Verluste. Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt. Mal schaffen wir das besser, mal gelingt es uns nicht so gut. Im Sport herrscht immer noch ein Stigma rund um die psychische Gesundheit. Das führt zur einer Kultur des ­Schweigens. Wenige Sportler geben zu, dass sie ­mögliche Probleme haben oder dass es ihnen einfach nicht gutgeht und sie sich professionelle Unterstützung suchen.

Verstärkt wird das Ganze noch durch den Perfektionismus auf Social Media: ­Influencer, die in einer Traumwelt mit ­ihren Pferden zu leben scheinen und die nur die tollsten Eindrücke aus dem Training ­teilen. Wir lächeln perfekt in die ­Kamera, aber ­fragen uns, warum unser Leben in echt gar nicht so dem Social-­Media-Perfektionismus entspricht. Aber auch ­Influencer ­beziehungsweise Profireiter empfinden den Druck der sozialen ­Medien als belastend, und manche können oder wollen ihm nicht mehr standhalten.

Zum Glück wendet sich das Blatt aber immer mehr, und das Bewusstsein für Mental Health wächst. Sowohl Reiter als auch Trainier erkennen, wie wichtig mentale Gesundheit ist und dass auch Probleme ihren Platz haben müssen. Wichtig ist, dass wir darüber reden und Menschen den Raum geben, in dem sie gehört werden und sich sicher fühlen. Es ist keine Schwäche, wenn wir mal nicht mehr können oder wenn uns das Leben wie ein schwerer Rucksack fast zu Boden zwängt. Damit sind wir nicht allein. Es darf im Reitsport kein Tabuthema mehr sein.

 

 

Vierbeinige Therapeuten

Seit mehr als 40 Jahren werden Pferde in Deutschland als Therapiepferde eingesetzt. Und das mit großem Erfolg – auch bei psychischen Problemen.

Pferde sind nicht nur für Reiter tolle Partner, sondern auch im therapeutischen Kontext. In Bezug auf die ­mentale ­Gesundheit ist unter anderem hervorzuheben, dass ­Pferde Menschen helfen können, sich emotional zu öffnen. Vor allem durch den großflächigen Körperkontakt, wie beim Anlehnen, Kuscheln oder auch beim therapeutischen ­Reiten. Aber auch die Interaktion mit dem Pferd fördert die emotionale Öffnung. Gleichzeitig können Pferde ­sogar die Beziehung zwischen Therapeut und Klient ver­bessern ­beziehungsweise festigen. Manche Klienten werden ­dadurch offener für emotionale Reaktionen und ­Gespräche. Im Kontakt mit dem Pferd geht es nicht nur darum, Nähe zuzulassen, sondern auch Distanz zu akzeptieren ­beziehungsweise diese einzuhalten. Ein weiterer positiver Effekt: Pferde lehren uns, Verantwortung zu übernehmen – auch für unser eigenes Verhalten.

 

Text: Aline Müller, Foto: Anja Dunker

#doitride-Newsletter   Sei dabei und unterstütze die #doitride-Kampagne! Mit unserem Newsletter verpasst Du keine Neuigkeiten rund um #doitride. Jetzt aktivieren!