Unterernährt und von Parasiten befallen: Im Landkreis Stendal sind letzte Woche einem dort ansässigen Pferdehalter von Amts wegen 78 Pferde entzogen worden. Fast 100 Einsatzkräfte und elf Tierärzte waren mehrere Stunden im Dauereinsatz, um die Tiere von drei verschiedenen Standorten zu verladen, zu registrieren, vorsorglich zu behandeln und an einen sicheren Ort zu bringen, an dem sie aufgepäppelt und vermittelt werden können.
Bereits im März 2016 sind zwei Pferde aus der beschlagnahmten, vernachlässigten Herde grausam verendet. Laut Amtstierarzt Thomas Schaffer wurden die Tiere nicht ausreichend gefüttert, obwohl die Vegetation auf der Wiese als Futter nicht mehr genüge. Bei der Rettungsaktion wurde klar, dass es höchste Zeit war, die Tiere aus den Händen des Halters zu befreien: viele waren von Parasiten befallen, hatten unbehandelte Verletzungen und schlechte Hufe. Der 54-jährige Pferdewirt aus der Nähe von Osterburg stand schon länger unter der Beobachtung des Veterinäramtes. Er war von den Behörden mehrfach ermahnt worden, die Zustände zu verändern, ist dem aber nicht nachgekommen. Anlass für das Durchgreifen war nach mehreren Anrufen besorgter Bürger letztendlich eine Anzeige, die beim Amtsgericht Stendal eingereicht wurde. Gegen den Pferdehalter wird nun wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz durch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Pferde wird der Angeklagte nach Angaben des Landkreises nicht zurück bekommen.
Alle 78 Tiere wurden unter der Leitung des Amtstierarztes gemeinsam in eine vom Landkreis angemietete Unterkunft gebracht. Dort stehen sie vorerst in Einzelboxen, in denen sie untersucht, medizinisch versorgt und aufgepäppelt werden können. Nach der Genesung der Pferde sollen diese auf einer Auktion versteigert werden. Wann genau die Auktion stattfinden soll, ist noch nicht bekannt gegeben. Der Gesundheitszustand sei sehr unterschiedlich, deswegen könne man keine genaueren Angaben machen.
(Text: Pia Wiecha; Foto: IMAGO/ Frank Sorge)