Rot, blau oder schwarz – welche Schabracke nehme ich denn heute? Diese Frage stellt man sich häufig vor dem Reiten und macht sich oft von der Laune oder dem neuesten Trend abhängig. Doch achten Sie auch auf die Eigenschaften der jeweiligen Sattelunterlage? Wie wichtig sind diese? Und welche Modelle sind besonders überzeugend?

Nichts kleidet ein Pferd so gut wie eine schöne Schabracke mit passenden Fliegenohren bei den Westernreitern: das passende Pad, welches perfekt zum Sattel passt. In der Englisch-Szene ist ein wahrer Hype um einige Schabracken-Modelle ausgebrochen, und was für Mädchen früher das Sammeln von Pferde-Stickern war, ist heute der unendlichen Gier nach neuen Kollektionen gewichen. Doch dieses Mal schauen wir nicht nur auf das Äußere, denn die inneren Werte sind auch von großer Bedeutung. 28 Schabracken und Pads wurden auf ihre Funktionalität hin getestet.

Anforderungen an Schabracken und Pads

An Schabracken werden im Allgemeinen nicht so hohe Ansprüche gestellt, was die Funktionalität und den Druckausgleich angeht, wie an Westernpads. Der Grund dafür ist, dass Englisch-Sättel schon durch ihre spezielle Polsterung den Druck verteilen und minimieren. Die Schabracke soll normalerweise nur den Schweiß vom Sattel abhalten und zusätzlich eine leichte Polsterung verschaffen. Manche Pferde sind trotz passenden Sattels sehr empfindlich im Rücken, sodass ihnen eine spezielle Schabracke/Sattelunterlage guttut. Westernpads müssen wegen der fehlenden Polsterung des Westernsattels alle Erschütterungen und den Druck ausgleichen und müssen daher besonders gut polstern. Hartmut Schenck, Osteopath für Pferde und Betreiber von „Way Out West“ (www.wayoutwest.info) bietet bundesweit Sattelanproben an und fährt dafür tagtäglich raus zu Kunden. Er hat eine Satteldruck-Messanlage (die regelmäßig kalibriert wird), die über ein spezielles Sattelpad die genaue Druckverteilung auf dem Pferderücken misst. Das Pad wird unter die Schabracke/das Westernpad gelegt und überträgt in Echtzeit genaue Druckwerte an den Computer. „Diese Satteldruck-Messanlage gibt als einzige eine verlässliche Auskunft darüber, wie gut die Satteldecke den Druck verteilt“, so Hartmut Schenck. Wir stellten verschiedene Schabracken und Westernpads zur Verfügung, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Wie läuft der Test ab?

Hartmut Schenck schaut sich beide Pferde, die für die Tests bereitstehen, genau an und kann dadurch sagen, wo Schiefstände oder eventuelle Probleme in der Anatomie des Pferdes liegen. Diese werden dann auch bei jeder Messung ersichtlich und können dann hinsichtlich der Funktion der Decken nicht gewertet werden. Bei dem Englisch-Sattel wurde so festgestellt, dass im vorderen Bereich der Polsterung ein kleiner Knoten aus Füllwatte vorhanden ist. Welche Auswirkungen dies auf den Druck auf den Rücken hat, sieht man auf den nachfolgenden Messungen. Nachdem das Pferd auf beiden Händen gelockert wurde, wird ihm eine spezielle Matte auf den Rücken gelegt. Diese misst mit Hilfe von 500 Sensoren den Druck, der durch den Reiter auf den Rücken einwirkt. Nachdem die Matte perfekt positioniert worden ist, werden die Schabracke (beim Westernpferd das Pad) und der Sattel aufgelegt. Die Gurtung ist bei jeder Testphase gleich. Das Pferd läuft jetzt in Schritt und Trab jeweils sechs Minuten die gleichen Runden in der Halle (ganze Bahn, Zirkel, Volte, Handwechsel). Auf dem Computerbildschirm kann währenddessen in Echtzeit verfolgt werden, wie sich der Druck verteilt und wie stark er ist. Auf diese Weise werden alle Schabracken unter gleichen Bedingungen an einem Pferd und alle Westernpads an einem anderen Pferd gemessen, sodass keine Messunterschiede entstehen können. Nach den einzelnen Messungen können die verschiedenen Ergebnisse dann verglichen und ausgewertet werden.

Schabracken und Pads: das Fazit

Bei der Auswertung ist zu beachten, dass eine Schabracke normalerweise andere Zwecke erfüllt als ein Westernpad. Sie ist dünner, mit weniger Füllung, aus einem anderen Material, dient vorerst der ausreichenden Belüftung des Rückens und nimmt den Schweiß auf. Die Ergebnisse der Schabracken ohne eine bestimmte Extra-Füllung sind deshalb druckwerttechnisch fast identisch. Einen deutlichen Unterschied zu den „normalen“ Schabracken erhält man mit Lammfell-Schabracken der verschiedenen Firmen. Der Druck auf den Pferderücken ist damit deutlich geringer. Pads mit Geleinlage oder Schaumstoff brachten dagegen keine besondere Druckentlastung. Neben jeder Betrachtung des Druckausgleichs sollte jedoch immer beachtet werden, dass kein Pad einen unpassenden Sattel korrigiert. Die Schlussfolgerung, dass durch das Pad der Sattel passender gemacht wird, darf nicht gezogen werden. Teilweise kann ein dickes Pad einen zu engen Sattel noch enger machen, und damit wird dann genau das Gegenteil von dem erzielt, was eigentlich beabsichtigt war. Ein passender Sattel und eine gute Schabracke sind aber bei einem rückenempfindlichen Pferd eine gute Kombination. Ob ein Lammfell-Pad für den eigenen Sattel geeignet ist, sollte immer noch einmal mit dem Sattler besprochen werden.

Bei Westernsätteln sind die Pads von besonderer Bedeutung. Aufgrund des Aufbaus des Westernsattels, der keine Polsterung bietet, ist das Westernpad das einzige stoßabsorbierende Element in der Konstruktion. Ein dickes Pad bietet dem Pferd einen geringeren punktuellen Druck auf den Rücken, jedoch ist bei zunehmender Dicke die Verbindung zum Pferd gering. Die Testreiterin merkte bei jedem getesteten Pad einen deutlichen Unterschied. So fühlte sie sich oft „zu weit weg vom Pferd“, obwohl die Druck-Ergebnisse gut waren. Hartmut Schenck: „Auch hier gilt, dass kein Pad einen unpassenden Sattel korrigiert, jedoch können spezielle Pads kleine Passformkorrekturen bei Sätteln als Übergangslösung korrigieren, indem man die Einlagen partiell dicker oder dünner macht.“  Einen guten Mittelweg zwischen zu dick und dadurch zu weit weg vom Pferd und zu dünn, um eine gute Polsterung zu gewährleisten, stellen die Lammfell-Pads dar, die sowohl Nähe und Kontakt zum Pferderücken bieten als auch sehr gute Ergebnisse in der Druckmessung erzielten. Lammfell hat besondere Eigenschaften, wodurch es als Sattelunterlagen gut geeignet ist: Die natürliche Standfestigkeit des Lammfells sorgt für eine optimale Druckverteilung und Stoßabsorption, sodass punktuelle Druck- und Scheuerstellen vermieden werden. Außerdem begünstigt die Beschaffenheit der Schafwolle die Luftzirkulation und sorgt so auf natürliche Weise für einen hervorragenden Temperaturausgleich. Aufgrund der guten Saugfähigkeit wird der Pferdeschweiß sofort aufgenommen. Nutzt man die Lammfellschabracken und -pads regelmäßig, so wird sich das Fell mit der Zeit etwas verändern und eventuell nicht mehr so viel Druck ausgleichen. Eine gute Pflege (regelmäßig mit spezieller Bürste auskämmen und gelegentlich mit Lammfell-Waschmittel waschen) ist daher unerlässlich.  Wichtig ist, dass das Lammfell direkten Kontakt zum Pferderücken hat und nicht etwa auf der Sattelunterlage liegt: „Die Schabracke und das Lammfellpad reiben aneinander, und es entsteht dauerhaft Bewegung. Das ist nicht Sinn der Sache.“ Eine weitere Erkenntnis war, dass die anatomische Form der Sattelunterlage sehr wichtig ist. „Auf lange Sicht kommt es bei einer nicht anatomisch geformten Schabracke oder Westernpad zu Druckstellen und Fellabrieb, vor allem, wenn das Pferd einen ungeraden Rücken hat“, so Schenck. „Bei anatomisch geformten Schabracken und Pads sind die Herstellungskosten höher, da man mehr Schnitt hat. Die Preise dieser Sattelunterlagen sind deshalb höher, aber es lohnt sich“, erklärt der Sattelexperte.

Text: Lara Wassermann    Foto: www.Slawik.com

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