Wir reiten jeden Tag auf ihm, und trotzdem wissen die meisten Reiter so wenig darüber: Der Reitboden in der Halle und auf dem Platz ist von großer Bedeutung für die Gesundheit des Pferdes und sollte mehr Beachtung finden. Wir erklären, welcher Bodenbelag welche Besonderheiten hat

Mit einem Reitboden ist es wie  mit vielen anderen Dingen, die einem alltäglich begegnen, und worüber man sich keine großen Gedanken macht. Er ist täglich in Benutzung, und solange er nicht sonderlich staubt oder nass ist, fällt keinem etwas Besonderes auf. Doch wie ist es für das Pferd? Schließlich läuft es tagtäglich auf ihm, und das nicht nur im Schritt, sondern auch im Trab oder Galopp, bei Seitengängen und beim Springen. Wir  haben mit zwei Reitboden-Experten gesprochen, die  darüber aufklären, wie wichtig der richtige Boden ist. Manfred Stremmer ist einer der Geschäftsführer der Stremmer Sand + Kies GmbH. Seit über 30 Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema Reitsand. Der Kirchhellener Sand ist in der Reitsportbranche europaweit beliebt. Diplom-Ingenieur Bodo Klopsch ist seit seiner Jugend den Pferden verbunden. Schwerpunktmäßig beschäftigte er sich mit der Dressur und der optimalen Schwungentfaltung des Pferdes. Das brachte ihn auf die Idee, einen optimalen Boden zu entwickeln und ein Augenmerk auf die Bereitbarkeit in den Wintermonaten zu setzen.

Unterschiede der Reitböden

Es gibt Unterschiede in der Bauweise der verschiedenen Böden, Unterschiede in der Tretschicht, wasserdurchlässige Böden oder Reitböden mit einer Oberflächen-Entwässerung. Grundsätzlich kann man für jede Disziplin einen passenden Boden bekommen. „Westernreiter, die Sliding Stops und Spins trainieren wollen, benötigen einen festen Untergrund mit nachgiebiger Slidingschicht, Springreiter dagegen einen Boden, der Stabilität bietet, aber gleichzeitig elastisch ist. Und Dressurreiter freuen sich über einen Boden mit federnden Eigenschaften“, so Manfred Stremmer. Die Tretschicht kann daher individuell an die eigenen Anforderungen angepasst werden. Bodo Klopsch schwört auf eine andere Art des Bodens. Er entwickelte einen sortenreinen und synthetischen Reitboden: „Ein synthetischer Reitboden wird durch starkes Bereiten nicht schlechter, sondern sogar besser. Das Material setzt sich, die einzelnen Fasern greifen immer mehr ineinander und bilden eine feste, aber federnde Matte. Die Pferde entwickeln mehr Schwung, egal für welche Disziplin er genutzt wird. Der Boden ist auch schonend für Sehnen und Gelenke.“

Gesundheitliche Schäden

Dass ein schlechter Boden mit minderwertigem Sand, der nicht zum Reiten geeignet ist, sogar zu gesundheitlichen Problemen des Pferdes führen kann, scheint vielen Reitern nicht klar zu sein. „Sand wird auf Dauer durch die Reibung des Hufes zu Staub. Der wiederum setzt sich nicht nur in die empfindlichen Lungen von Reiter und Pferd, sondern wird in Verbindung mit Wasser zu Schlamm. Dieser verstopft die freien Poren in Sand und Unterbau, und es bilden sich die ungeliebten Pfützen“, erklärt Bodo Klopsch. „Zudem legen sich unter dem Einfluss von Regen die einzelnen Sandkörnchen in eine raumsparende Struktur“, ergänzt der Experte. Die Folge daraus sei, dass sich die Sandkörnchen nicht mehr bewegen können und der Boden bretthart würde. Das Reiten auf solch einem Boden gefährdet Sehnen und Gelenke des Pferdes. Als ebenfalls sehr schädlich für das Pferd sieht der Diplom-Ingenieur die Verwendung von nicht zertifizierten Zusatzstoffen im Sand. Diese werden über kurz oder lang zerrieben, sodass die Vliesfasern zu mikroskopisch kleinem Staub zerfallen, der durchaus lungengängig ist. Auf diese Weise können Kunststoffe eingeatmet werden. Bei einem speziellen Reitsand, (wie dem der Firma Stremmer), der aus widerstandsfähigen, kornabgerundeten Quarzkörnen besteht ist dies nicht der Fall. Stremmer weist zusätzlich auf die Problematik bei zu tiefen Böden hin. Diese belasten extrem den Sehnen- und Muskel-apparat des Pferdes. Der feine Quarzsand hingegen verdichtet sich in Kombination mit Wasser nur so stark, dass eine optimale Eindringtiefe für den Huf gewährleistet wird. Trotzdem ist der Boden rutsch- und trittfest und bietet eine gute Scherfestigkeit ohne an Elastizität zu verlieren.

Ein häufiges Problem scheint ein sehr staubiger Boden zu sein. Vor allem im Sommer braucht der Boden entsprechende Pflege. Manfred Stremmer weist darauf hin, dass ein Reitboden generell immer feucht gehalten werden sollte, nicht um den Staub zu binden, sondern vor allem, um eine gute Stabilität und Eindringtiefe der Hufe zu gewährleisten. „Generell ist der richtige Reitsand nicht staubig. Was Staub verursacht, ist Organik im Boden – also Verunreinigung wie zum Beispiel verrottete Pferdeäpfel oder Laub.“ Eine weitere Ursache von staubigem Boden kann die Verwendung eines Sandes mit kantiger Kornform sein. Dieser Sand bricht unter den Hufen schneller, dadurch entstehen Feinstanteile, und der Boden kann stauben. „Darüber hinaus sind scharfkantige Kornformen auch nicht zu empfehlen, da sie einen erhöhten Hufabrieb verursachen“, erklärt Manfred Stremmer weiter. Die Problematik der Staubentwicklung ist bei dem richtigen Reitsand mit guter Pflege kein Thema und auch bei einem synthetischen Boden nicht vorhanden. Staubmessungen zeigen, dass die Werte bei Teppichschnitzelboden von ASground sehr niedrig sind und das Pferd keiner Staubbelastung ausgesetzt ist. Eine Wässerung ist bei dieser Art des Bodenbelags nicht nötig.

Erneuerung des Bodens

Grundsätzlich gilt, dass die Haltbarkeit eines Reitbodens von der Pflege abhängt. Stremmer gibt den Tipp, dass ein Sandboden regelmäßig abgeäppelt, bewässert und auch abgezogenwerden sollte um dauerhaft gute Bodenverhältnisse zu haben. Alle paar Jahre sollte Boden aufgefüllt werden: „Es ist hin und wieder eine Lkw-Ladung Sand nötig, um die Tretschicht aufzufüllen, da mit der Zeit durch Pferdehufe oder Witterungsbedingungen etwas Sand abgetragen wird, aber wir haben Plätze, die bereits seit über 30 Jahren bestehen, top bereitbar sind und noch nie die Tretschicht ausgetauscht werden musste. Soll der Platz aber aus irgendeinem Grund zurückgebaut werden, ist dies bei einem Boden mit reinem stresan kein Problem: Der Sand ist ein Naturprodukt und kann einfach untergepflügt oder auf einen Acker ausgebracht werden.“ Ein Teppichschnitzelboden kann gut 20 Jahre und länger genutzt werden, wenn nach circa sechs bis acht Jahren 25 Prozent des Basismaterials nachgeschüttet werden: „Es wird auf den vorhandenen Belag aufgebracht, verteilt und schon ist es fertig“, erklärt Bodo Klopsch.

Was tun bei Pfützen?

Pfützen deuten darauf hin, dass das Wasser nicht richtig ablaufen kann. Stremmer: „Handelt es sich um einen Außenplatz mit Oberflächen-Entwässerung, haben sich im Boden vermutlich Unebenheiten gebildet, sodass das Wasser nicht ablaufen kann.“ Ein Reitboden mit Oberflächen-Entwässerung muss mit einem Gefälle von circa ein bis zwei Prozent angelegt und regelmäßig mit einem Bahnplaner glatt gezogen werden. Falls sich der Boden einseitig verzogen hat (zum Beispiel durch häufiges Longieren), sollte man die Tretschicht mit einem Laser-Grader neu ausrichten lassen. Auch ein nicht intakter Unterbau kann Grund für Pfützen sein: „Wenn der Reitboden aus einer wasserdurchlässigen Tretschicht mit einem Drainage-Unterbau besteht und das Wasser in Pfützen steht, liegt es häufig am Unterbau“, so Stremmer. Gründe dafür können sein, dass sich die verschiedenen Schichten vermischt haben, sodass das Wasser nicht mehr richtig ablaufen kann oder aber die Drainage-Rohre sind verstopft. Bei synthetischen Reitböden liegt es daran, dass die Tragschicht das Wasser nicht oder nicht schnell genug aufnimmt.

Überall der gleiche Boden?

Den glei chen Boden in Halle und Platz zu legen gestaltet sich häufig schwierig, da die Anforderungen an den Boden andere sind: Der Hallenboden soll das Wasser gut speichern. Der Platzboden soll ebenfalls Feuchtigkeit speichern, aber überschüssiges Wasser schnell ableiten, damit keine zu feuchten Stellen entstehen. Die beiden Experten sind der Meinung, dass es trotzdem geht. Bodo Klopsch: „Ein synthetischer Reitboden ist für außen und innen geschaffen. Bei einer geschlossenen Halle ist unsere Empfehlung, ab und zu kräftig durchzuwässern. Im Außenbereich ist das nicht nötig. Außerdem ist unser synthetischer Boden sogar bei Schnee und Eis bereitbar, da er nicht einfriert.“ Aber auch Stremmer ist sich sicher, dass ein Reitsand den Ansprüchen in der Halle und auf dem Platz gerecht werden kann: „Es kann durchaus die gleiche Tretschicht für die Reithalle und den Reitplatz verwendet werden, allerdings muss der Unterbau, also die Trag- und Trennschicht, entsprechend angelegt werden. Bei einem Hallenboden muss der Untergrund genau wie auf dem Außenplatz fest und ausreichend tragfähig sein. Allerdings ist beispielsweise auch für wasserdurchlässige Reitsandmischungen kein Drainage-Unterbau nötig, da die Wasserzufuhr in der Halle natürlich gesteuert werden kann.“ Für welchen Boden man sich nun entscheiden sollte, kommt immer auch auf die Gegebenheiten vor Ort und die Anforderungen an den eigenen Reitboden an. Die Kosten sind ohne konkretes Beispiel schwer zu bestimmen, da der Transport des ausgewählten Bodens einen Großteil davon ausmacht. Auch wenn es möglich ist, einen Reitboden in Eigenregie zu bauen, so empfiehlt es sich immer, einen professionellen Rat beim Experten einzuholen. Dieser verfügt über Fachwissen, die entsprechenden Geräte und verschiedene benötigte Materialien. Bedenken Sie, dass ein gekaufter Boden, der auf den falschen Untergrund gelegt wird, verschenktes Geld ist, weil er sich nach kurzer Zeit nicht mehr so verhält, wie Sie ihn gerne hätten.

Text: Lara Wassermann    Foto: www.Slawik.com

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