Kopfschlagen, Kontrollverlust, ein Pferd, das sich wehrt oder nicht „an die Hand herantritt“ – häufiger Grund: ein falsches GEBISS. Für den Profi gibt es mehrere Eckdaten für eine passende Trense.
Das Maul mag das Zentrum der Betrachtung sein, wenn es um das passende Gebiss geht, doch es gibt noch viele andere Dinge, die zu berücksichtigen sind. Und so geht einer der ersten Griffe von Gebissberater Heiko Schmidt-Sentek nicht in Richtung Maulspalte, sondern an den Hals. Er tastet Genick, Ganasche und den Bereich der Ohrspeicheldrüse ab. Das passende Gebiss wird helfen, aufgetretene Probleme wieder in den Griff zu bekommen. Aber jedes Problem hat eine Vorgeschichte – über diese Bescheid zu wissen ist wichtig. Denn das Gebiss wirkt schließlich nicht nur direkt auf Maulspalten, Zunge und Lade. Die Druckverteilung – und die kann bei einem schlecht sitzenden oder unpassenden Gebiss eben weitreichende Folgen haben – ist ein Kriterium bei der Auswahl des neuen Gebisses. Deswegen der prüfende Griff ins Genick und auch zwischen die Unterkieferäste, um die Situation des Zungenbeins einschätzen zu können.
Heiko Schmidt-Sentek hat eine Checkliste, an der er sich orientiert, nachdem er das Pferd einmal in Augenschein genommen hat. Neben Alter, Geschlecht und der Disziplin, in der das Pferd vorwiegend eingesetzt wird (oder für die ein passendes Gebiss gesucht wird), sind es vor allem anatomische Eckdaten, die der Experte zunächst untersucht.
Egal, was seine Untersuchung ergibt, für Heiko Schmidt-Sentek sind aus seiner Erfahrung heraus mehrere Dinge klar: „Die einfach gebrochene anatomische Wasserstrense ist eigentlich für viele Pferde und Reiter in der richtigen Stärke nach wie vor eine gute Lösung.“ Und: Maulprobleme sind nie isoliert zu sehen. Rückenprobleme, mangelnde Gymnastizierung des Pferdes, unausbalancierter Sitz oder Reiter, die das handunabhängige Reiten nie gelernt haben, äußern sich häufig in Maulproblemen. Die Ursachen dafür sind häufig nicht aus Metall, sondern aus Fleisch und Blut und sitzen im Sattel.
Text: Jan Toenjes, Bild: Holger Schupp