Sie gehören zu den bekanntesten und beliebtesten Pferderassen und begeistern durch ihr imposantes Erscheinungsbild große und kleine Pferdeliebhaber – die Rede ist von den barocken Friesen. Kaum vorstellbar, dass die Rasse im 19. Jahrhundert beinahe ausgestorben wäre

Die wunderschönen, glänzend schwarzen Friesenpferde – landläufig Friesen genannt – erkennt man leicht an ihrer imposanten Erscheinung mit beeindruckender Aufrichtung und üppigem Mähnen- und Schweifhaar sowie dichtem Kötenbehang. In Kombination mit eleganten, kraftvollen und beinah schwebenden Bewegungen, sind die großrahmigen Pferde eine beinah majestätisch anmutende Erscheinung.

Friesen: Vielseitige Allrounder

Die Rasse ist für ihren freundlichen und umgänglichen Charakter bekannt: Seinem früheren Einsatz im Militärdienst und in der Landwirtschaft ist es unter anderem zu verdanken, dass der Friese auch heute durch Nervenstärke und Leistungsbereitschaft überzeugt. Zudem sind Friesen intelligent und lernwillig: Sie zeigen ihr vielseitiges Können bei der Zirzensik, im Dressurviereck oder vor der Kutsche sowie in ihrer Rolle als Freizeit- und Familienpferd.

Friesen besitzen insbesondere im Trab einen besonders rassetypischen Bewegungsablauf mit imposanter Knieaktion. Aufgrund dessen haben es Friesen trotz ihrer kraft- und schwungvollen Bewegungen bei Dressurprüfungen im Vergleich zu sportlichen Warmblutpferden manchmal schwer. Ihre Stärken – unter anderem ihr nervenstarkes Wesen und ihre Gelehrigkeit – beweisen die schwarzen Perlen auch häufig bei Shows: So begeisterten die Auftritte vom „Friesenpapst“ Günther Fröhlich mit seinen Tieren im Pferdemusical „Zauberwald“ viele Jahre lang das Publikum. Eine korrekte Ausbildung – auch in Hinblick auf das individuelle Exterieur – ist für Pferde jeder Rasse unabdinglich. Friesen sind großrahmige Pferde und besitzen meist einen hoch angesetzten Hals. Deswegen muss bei der Ausbildung von Friesen vermehrt darauf geachtet werden, dass sie nicht zu früh und zu deutlich in Aufrichtung geritten werden – auch wenn die Tiere es manchmal von sich aus anbieten. Die Dehnungshaltung fällt den Friesen aufgrund ihres Körperbaus oftmals schwer.

Bewegte Vergangenheit

Der Friese gehört zu den ältesten Rassen Europas und verdankt seinen Namen seinem Herkunftsgebiet, der niederländischen Provinz Friesland. Die Geschichte der schwarzen Schönheiten lässt sich viele Jahrhunderte zurückverfolgen: Im 16. und 17. Jahrhundert wurde während der spanischen Besetzung der Niederlande der regionale, robuste Kaltblüter durch das Einkreuzen iberischer Pferde veredelt und der Friese, wie wir ihn heute kennen, entstand. Somit erhielt man weiterhin ein leistungsbereites Arbeitspferd, das zugleich etwas „leichter“ wirkt und aufgrund seiner eleganten Erscheinung ab dem 18. Jahrhundert in wohlhabenden Familien auch häufig als Kutschpferd eingesetzt wurde.

Im 19. Jahrhundert ging die Nachfrage nach Friesen jedoch stark zurück, sodass die Rasse beinahe ausgestorben wäre: Im Jahr 1913 existierten nur noch die drei Hengste Prins 109, Alva 113 und Friso 117. Durch die Bemühungen von engagierten Züchtern konnte die traditionsreiche Rasse, die übrigens die einzige niederländische Pferderasse ist, erhalten bleiben. Die Population wurde durch Inzucht aus dem geringen Bestand, der im 19. Jahrhundert noch vorhanden war, vergrößert: Aus diesem Grund wird bei Friesen auch ein sogenannter „Inzuchtfaktor“ im Papier des Tieres notiert. Da der Bestand der Friesen mittlerweile wieder erheblich größer ist, sank auch der Inzuchtfaktor auf ein annehmbares Maß.

Strenge Zucht

Das offizielle, holländische  Stammbuch der Friesenpferde, das „Friesch Paarden Stamboek“,  wird seit 1879 geführt. Zum 75.  Jubiläum verlieh Königin Juliana von den Niederlanden dem Stammbuch den Titel „Königlich“, sodass das Stammbuch seitdem „Koninklijke Vereniging Het Friesch Paarden-Stamboek“ (K.F.P.S.) heißt.

Die Kriterien der Friesenzucht sind streng, und nur wenige Hengste erfüllen die Anforderungen und werden durch die Körung überhaupt zur Zucht zugelassen. Ein eingetragener Deckhengst muss zudem alljährlich erneut der Körkommission vorgestellt werden, um die Deckerlaubnis für das darauffolgende Jahr zu erhalten. Mittlerweile ist eins der Kriterien die schwarze Farbe der Friesen. Allerdings war dies nicht immer so, sodass früher auch Braune und Füchse unter den Friesen zu finden waren. Die braune Farbe findet man heutzutage gar nicht mehr, selten kommt mal ein Fuchs aus einer Verpaarung hervor. Dies ist allerdings nicht gewollt, sodass unter anderem mithilfe von DNA-Analysen Deckhengste, die nicht reinerbig schwarz vererben, aus der Zucht ausgeschlossen werden. Generell sind in der Friesenzucht nur Rappen zugelassen, die lediglich einen kleinen Stern als Abzeichen am Kopf haben dürfen – größere oder weitere Abzeichen, beispielsweise an den Beinen, sind nicht zugelassen. In Deutschland gibt es zwei Zuchtverbände: den 1979 gegründeten und staatlich anerkannten „Friesenpferde-Zuchtverband e.V.“ (FPZV) und den 1992 gegründeten „DFZ Deutsche Friesenpferde in Zucht, Sport und Freizeit“, der sich an den strengen Zuchtvorgaben des niederländischen Stammbuchs, des K.F.P.S., orientiert.

Text: Nicole Audrit       Foto: www.Slawik.com

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