Tipps für Stresspferde:
Fehlender Schlaf
Stresspferde kommen häufig auch nachts nicht zur Ruhe, viele legen sich nicht ab – das führt unweigerlich zu einem gestörten Schlafrhythmus und Schlafmangel. Einen kurzzeitigen Schlafmangel kann das Pferd kompensieren, langfristig jedoch kann er gravierende gesundheitliche Folgen haben (Pseudonarkolepsie) und das Stresslevel des Pferdes noch weiter steigern. Gesunde Pferde schlafen bei Boxenhaltung etwa 3,5 Stunden pro Nacht. Die Hälfte der Zeit verbringen sie im Liegen. Allerdings nicht am Stück: Sie legen sich etwa zwei bis vier Mal pro Nacht hin. 65 Prozent der Gesamtschlafzeit befinden sie sich im Tiefschlaf – für den sie stehen oder liegen können –, 20 Prozent im Leichtschlaf und 15 Prozent im REM-Schlaf. Für diese Phase müssen sie sich hinlegen. REM steht für Rapid Eye Movements, also schnelle Augenbewegungen. Wissenschaftler bezeichnen den REM-Schlaf auch als „paradoxen Schlaf“, da er mit einem Widerspruch einhergeht: Zum einen steigen in dieser Phase Blutdruck und Puls an, zum anderen erschlaffen die Muskeln. Letzteres ist der Grund, warum die REM-Phase so wichtig für Pferde ist. Zur vollständigen Erholung braucht ein Pferd alle Schlafstadien, und dafür muss es sich hinlegen. Schlafen Pferde nur im Stehen, fehlt ihnen diese Entspannung.
Kraftfutter für Stresspferde
„Generell füttere ich Stresspferden getreide- und zuckerfreies Futter. Und aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass sich Grünhafer gut eignet, der hat viel Rohfaser“, so Julia Mestern.
Grünhafer wird in der Milchreife geerntet, direkt nach der Blüte der Gräser, bevor sich die Stärke in das Korn einlagert. Er gehört zur Gattung der Gräser und ist ein Kraft-/Strukturfutter mit niedrigem Stärke-, aber hohem Rohfasergehalt, und er hat ein ausgewogenes Calcium-Phosphor-Verhältnis. Er regt den Stoffwechsel an, hilft, die Verdauung zu regulieren, und stärkt die Abwehrkräfte. Die schmackhaften Fasern werden gerne gefressen und fördern dabei eine langsame Futteraufnahme.
Bernadette Brunes Futtertipp
Chiasamen – ein nervöses Pferd hat oft eine Magensäureüberproduktion, sodass die Magenwände angegriffen werden. Die Samen legen einen beruhigenden Film auf die Magenschleimhaut. Auch nützlich bei Lampenfieber. Zubereitung: eine drei Viertel Tasse Chiasamen mit einer Tasse Wasser zehn Minuten quellen lassen und dann mit der normalen Kraftfutterration verfüttern.
Turniere reiten
Bevor man an Turniere denken kann, sollte zu Hause alles aus dem Effeff klappen, meint Bernadette Brune. „Umso reeller das Pferd zu Hause geht, umso weniger muss ich auf dem Turnier versuchen, das Pferd an den Zügel zu reiten und auf den Schenkel hören zu lassen.“ Bei allen Pferden – insbesondere bietet sich das bei nervösen Kandidaten an – fährt sie bei den ersten Malen gerne aufs Turnier, ohne dort eine Prüfung zu reiten. Es geht mehr darum, das Pferd mit der Atmosphäre vertraut zu machen, ohne auch selbst unter Druck zu sein. Wenn möglich, fährt Brune auch später immer einen Tag früher zu dem Turnier, das das Pferd gehen soll. Dann nutzt sie die Zeit, die Pferde auf dem Turnierplatz Schritt zu reiten und auf dem Abreiteplatz zu arbeiten. Dadurch soll das Turnierviereck eine positive Konnotation bekommen.