Ein paar interessante Fakten über das Leistungsorgan Lunge, die Sie vielleicht noch nicht kennen
Geringes Gewicht
Die Lunge wiegt ein bis eineinhalb Prozent des Körpergewichts. Ein 600 Kilogramm schweres Pferd trägt also eine sechs Kilogramm schwere Lunge in sich. Das ist beachtlich wenig, wenn man die Lungenleistung betrachtet
Großes Volumen
Das Lungenvolumen eines Pferdes ist gewaltig: Bis zu 55 Liter kann die Lunge an Luft aufnehmen – bei uns Menschen beträgt das Lungenvolumen gerade mal sechs Liter.
Austauschorgan
Die Luft, die ein Pferd einatmet,wird in den Atemwegen erwärmt, gereinigt und angefeuchtet. Der für den Körper und die Leistung so wichtige Gasaustausch findet in den Lungenbläschen statt. Sie sind umgeben von kleinen, dünnen Blutgefäßen, den sogenannten Kapillaren. So gelangt Sauerstoff ins Blut, und CO2 wird aus dem Blut in die Lunge transportiert, damit es ausgeatmet werden kann. Eine Pferdelunge verfügt über so viele Lungenbläschen, dass diese ausgebreitet die Fläche eines Fußballfeldes abdecken würden.
Selbstreinigender „Teppich“
Grobe Fremdkörper wie große Staubpartikel werden bereits in den Nasengängen vom Körper abgewehrt und nach außen transportiert. Etwa durch Niesen. Für feinere Fremdstoffe sind die Flimmerhärchen in den Bronchien zuständig. Diese bedecken wieein Hochflorteppich die Schleimhaut der Bronchien. Sie bewegen sich rhythmisch hin und her. Da zwischen ihnen schleimproduzierende Zellen sitzen, halten die Härchen durch ihre Bewegungen die Bronchien feucht und transportieren Staub, Allergene oder Fremdstoffe in Richtung Luftröhre und Maul. So kann das Pferd diese mit dem Schleim gebundenen Störfaktoren abschlucken, die Lunge reinigt sich selbst.
Lunge: Auf Belastung ausgelegt
Ein gesundes Pferd atmet im Ruhezustand acht- bis zwölfmal pro Minute (je nach Rasse, Isländer haben eine höhere Atemfrequenz) und wälzt pro Atemzug fünf bis acht Liter um. Bei Belastung steigt die Atemfrequenz eines Pferdes auf 100 bis 150 Atemzüge pro Minute. Im schnellen Galopp können so bis zu 1.500 Liter Luft pro Minute durch die Lunge strömen.
Störfaktoren
Ein Großteil der Atemwegsprobleme ist auf ungünstige Haltungsbedingungen zurückzuführen. Vor allem organischer Staub aus Heu, Stroh sowie Schimmelsporen und Milbenkot machen der Lunge schwer zu schaffen. Wird sie damit konfrontiert, verengen sich bestimmte Muskeln in der Lunge. Die Atmung wird erschwert, und das Pferd muss husten, um die Fremdkörper loszuwerden. Als nächstes reagiert auch die gereizte Schleimhaut in den Bronchien: Statt nur einer Zellenschicht bildet sie mehrere Zellschichten. Die Bronchien werden noch enger. Auch die Schleimproduktion in den Bronchien gerät aus dem Ruder: Es wird kein dünnflüssiger Schleim mehr produziert, den die Härchen mühelos transportieren können, sondern zähflüssiger Schleim, der in den Härchen kleben bleibt und teilweise sogar dazu führt, dass die Härchen abbrechen. Dieser Schleim sitzt in den Bronchien fest, das Pferd muss husten, die Atmung wird erschwert. Müssen die Bronchien auf längere Zeit gegen Staub ankämpfen, wird der eben geschilderte Vorgang chronisch. Die Atemwege verengen sich immer weiter, das Pferd leidet an Asthma – früher COB (Chronisch Obstruktive Bronchitis) oder RAO (Recurrent Airway Obstruction) genannt.
Text: Aline Müller und Kerstin Wackermann Foto: www.Slawik.com