Der Klimawandel ist in aller Munde. Zudem ist eines mittlerweile klar: Komplett stoppen werden wir die Veränderung der klimatischen Verhältnisse auch mit den größtmöglichen Bemühungen nicht. Doch wie können wir unsere Pferde bestmöglich vor den Auswirkungen schützen?

Die Folgen des Klimawandels sind bereits jetzt deutlich spürbar: Immer häufiger kommt es zu schweren Unwettern bis hin zu Stürmen und Tornados in Deutschland. Zudem sind die Sommer trockener, was wiederum eine schlechtere Heuqualität nach sich ziehen kann. Wir betrachten in unserem Artikel einige der wichtigsten Aspekte zum Thema „Pferdehaltung und Klimawandel“ und geben Tipps, wie wir schon jetzt am besten mit den Folgen des Klimawandels umzugehen lernen. Dr. Enrica Zumnorde-Mertens von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und Dr. Olivier Brandenberger von der Hanseklinik für Pferde in Sittensen gaben uns wertvolle Hinweise.

Zufütterung und gute Durchlüftung

Im Stallbereich darf in den Sommermonaten keinesfalls ein Hitzestau entstehen, welcher den Pferden zusetzt und auch ohne direkte Sonneneinstrahlung zu Kreislaufproblemen führen kann. „Auf das ausreichende Zur-Verfügung-Stellen von Wasser muss bei höheren Temperaturen sowohl auf der Weide als auch im Stall in besonderem Maße geachtet werden“, gibt Dr. Enrica Zumnorde-Mertens zu bedenken. Die Zufütterung von Heu ist bei Trockenheit mittlerweile zudem oft unumgänglich. Allerdings konnte man in den vergangenen Jahren aufgrund des Klimawandels beobachten, dass die Qualität stetig nachließ. Das angebotene minderwertige Heu neigt auch zu Staubbildung.

„Die Bedampfung oder Bewässerung von Heu wird daher in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Zudem kann der Staub durch die Umstellung von Stroh auf alternative Einstreu im Stall reduziert werden“, erklärt Dr. Olivier Brandenberger von der Hanseklinik für Pferde in Sittensen. Als Einstreu bieten sich beispielsweise Späne, Granulat oder sogenannter Biowaldboden an. Viele dieser Einstreualternativen binden zudem Ammoniak besonders gut, sodass die Konzentration geringer ausfällt.

Brandenberger betont, dass die gesundheitlichen Auswirkungen auf das Pferd im Detail im Grunde separat einen Artikel füllen würden. „Sie reichen von Lungenproblematiken bis hin zu Entzündungen der Augen.“ Denn Pferdeaugen sind überaus empfindlich. So können schon direkte Sonneneinstrahlung sowie Wind und Staub eine Entzündung hervorrufen. Diese führen vielfach zu einer starken Beeinträchtigung des Sichtfelds bis hin zur Erblindung.

Für die Stallgebäude gilt zudem, dass diese entweder über spezielle Lüftungsanlagen mit ausreichend Luftzufuhr versorgt werden können oder man auf Paddockboxen umsteigt. Diese bieten dem Pferd die Option, sich vermehrt an der frischen Luft aufzuhalten, was Atemwegserkrankungen wirksam vorbeugt. „Staubreduktion spielt in jedem Fall eine Hauptrolle, sei es auf dem Reitplatz, dem Paddock oder im Stall“, betont Olivier Brandenberger.

Die große Frage vieler Pferdehalter lautet: Kann der Klimawandel letztendlich ernstzunehmende Erkrankungen der Atemwege nach sich ziehen? Können allergische Reaktionen heftiger ausfallen? Ist es möglich, dass die anhaltende Trockenheit die Atemwege angreift? Dr. Enrica Zumnorde-Mertens sieht vor allem in der Trockenheit ein erhöhtes Risiko für Atemwegsprobleme. „Eine Veränderung, die in den trockenen Sommern definitiv zu beobachten ist, sind die Auswirkungen des ausbleibenden Regens. Vielerorts steigt die Staubbelastung; dies gilt nicht nur für den Paddock oder die Weidefläche, sondern auch für den Reitplatz, der unter Umständen nicht so intensiv bewässert werden kann, wie es erforderlich wäre. In der Folge zeigen einige Pferde Atemwegsbeschwerden und Husten“, berichtet sie. „Es gilt, die Staubbelastung für Pferd und Reiter möglichst gering zu halten, um Erkrankungen der Atemwege zu vermeiden. Klar ist natürlich, dass man Regen nicht heraufbeschwören kann. Dennoch sollte man versuchen, die Staubmenge möglichst gering zu halten.

Feinstaub und Allergien

Die Belastung durch Feinstaub konnte man in den vergangenen Jahren immer deutlicher wahrnehmen. Je kleiner die Staubkörner sind, desto tiefer können sie in die Lunge eindringen. Wenn die Pferde durch anhaltende Trockenheit der Problematik über eine erheblich längere Zeit ausgesetzt sind, können auch die Folgen dramatischer sein. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Problematik wie dem Equinen Asthma kommen.

Bei Menschen zeigen sich mittlerweile erste Auswirkungen des Klimawandels auf Allergiker. Wer im Frühjahr ohnehin von Heuschnupfen geplagt ist, bemerkt, dass die Saison früher beginnt und sich länger hinziehen kann. Studien, in denen Pferde gezielt Pollen einatmen sollten, führten bislang zu keinen eindeutigen Ergebnissen. Allerdings bedeutet dies nicht, dass bei Pferden kein Allergiepotenzial vorhanden wäre. Immer wieder kommt es zu Fällen, bei denen Pferde derart auf die Pollen bestimmter Pflanzen reagieren, dass ein Wechsel der Weide- oder Paddockfläche oder gar des Stalles nötig wird. Medikamente helfen oft nur bedingt. Häufig werden bei Pferden Allergien außerdem nicht etwa durch den direkten Flug von Pollen im Frühjahr ausgelöst, sondern durch Pollen im Heu, welches zu allen Jahreszeiten verfüttert werden kann. Wer eine Problematik zu erkennen glaubt, sollte demnach bei der Suche nach Gründen hier ansetzen.

Austrocknung der Böden und Staubbildung vermeiden

Fakt ist, dass es insbesondere im Sommer nicht ohne eine konsequente Bewässerung geht, wenn der Regen ausbleibt. Doch nicht nur der Regen spielt eine Rolle. Bei hoher Sonneneinstrahlung können Winde eine schnelle Austrocknung der Äcker und Wiesen nach sich ziehen. Trockenheit führt zu einer hohen Staubentwicklung und damit zu einer Belastung der Atemwege. Im schlimmsten Fall können chronische Lungenprobleme die Folge sein.

Genutzt werden kann für die Bewässerung sowohl eine kostspielige Beregnungsanlage als auch eine mobile Beregnung, wie etwa mittels eines Wasserwagens. Nach oben hin sind keinerlei Grenzen gesetzt. Für größere Reitanlagen mit Turnierplätzen lohnen sich spezielle, in die Böden eingebaute Sensoren, welche in den Bodenschichten die Feuchtigkeit messen und eine entsprechende Bewässerung automatisch in die Wege leiten. Immer häufiger werden außerdem Sonnensegel oder Zeltkonstruktionen nachgefragt, mit denen der Reitplatz gegen übermäßige Sonneneinstrahlung geschützt werden kann. Diese helfen gegen die Austrocknung des Bodens und sind auch für die Reiter im Sommer eine Wohltat. Mit der Unterstützung eines Sonnensegels ist es möglich, bei hohen Temperaturen im Schatten zu reiten. Das Anbringen ist in der Regel bei kleineren Plätzen, wie etwa einem Abreitebereich oder einem Longierplatz, problemlos möglich. Zudem lassen sich Konstruktionen ausarbeiten, welche einen Teil eines größeren Platzes beschatten. Zudem können Bäume ein gewisses Maß an Beschattung für den jeweiligen Reitplatz bieten. Allerdings erst ab einer bestimmten Höhe. Sie speziell für die Reitplatzbeschattung zu pflanzen ist deshalb keine sinnvolle Idee. Jedoch können mächtige, ältere Bäume bei der Planung von Reitplätzen – sofern alle anderen Standortbedingungen passen – miteinbezogen werden und damit einen ganz natürlichen Sonnenschutz bieten.

Klimafester Platz

Allerdings bedeutet Klimawandel nicht nur Austrocknung. Das Gegenteil sind heftige Regenfälle und Unwetter mit Überflutungen. Und auch diese werden immer häufiger vermeldet. Oft werden die Schäden erst nach Abfließen des Wassers offensichtlich, und nicht selten werden Reitplätze durch Starkregen mit Überschwemmungen komplett unterspült und sind damit nicht mehr nutzbar.

Deshalb lohnt es sich in dieser Hinsicht, den Blick Richtung Zukunft zu wenden und die Reitplätze „klimawandelfest“ zu gestalten. Eine einfache Maßnahme gegen Überflutungen ist übrigens das Anlegen von Hecken um den Platz. Die Böden um den Reitplatz werden damit aufgewertet und können durch die Durchwurzelung mehr Wasser aufnehmen. Zudem sind pferdefreundliche Hecken, wie etwa Weißdorn, Schlehen, Heckenrosen, Himbeeren und Brombeeren und viele mehr eine Investition in Sachen Artenschutz. Denn in ihrem Gehölz finden zahlreiche Vögel, Kleintiere, Insekten, Amphibien und Weichtiere einen geeigneten Lebensraum.

Neben diesen Hecken ist auch der Bau einer Benjeshecke als Reitplatzbegrenzung für umweltbewusste Reiter eine Option. Anleitungen, wie diese genau aufgebaut werden sollte, finden sich im Internet.

Doch wie so oft ist das Pflanzen einer Hecke zwar ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber allein damit ist es in der Regel nicht getan. So empfehlen die meisten Experten heute das Anlegen eines geeigneten Drainagesystems für den Reitplatz. Erfahrene Pferdehalter möchten dieses in der Regel nicht mehr missen.

Text: Alexandra Koch        Foto: Adobe Stock/ Svetlana Golubenko

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