Viele Reiter geraten beim Anblick von exklusiven Reitanlagen ins Schwärmen. Wenn genug Geld vorhanden ist, werden Pferdeställe zu Luxus-Resorts – designt und gestaltet, als wäre ein Innenarchitekt am Werk

Luxuriöse Pferdeställe heben sich durch ihre exklusive Einrichtung deutlich von der Masse ab. Sofalandschaften aus Leder auf der Reithallentribüne, gigantische Gemälde an den Stallwänden, edle Teppiche in der Stallgasse, Türpfosten mit goldenen Messingkugeln, Stallgassen mit Kronleuchtern und beheizte Fußböden in zweistöckigen Sattelkammern. Solche Einrichtungen sind gewöhnlich in den vier Wänden der Zweibeiner zu finden und nicht in Funktionsbereichen für Tiere. Gerade im Zucht- und Sportpferdebereich wird damit ein bestimmtes Lebensgefühl vom Wohnraum in den Pferdestall getragen.

Gesamteindruck zählt

In den Reitanlagen wird sehr viel Wert auf Design und Optik gelegt. Hier ist der Gesamteindruck besonders wichtig. Alles wirkt wie aus einem Guss. Das Ambiente findet hier mit einem sehr hohen optischen Anspruch statt, der von der Hofeinfahrt über die Grünanlagen bis hin zu den Trainingsplätzen und Boxentrakten erfüllt wird. Ebenso spielen die Farbauswahl und -gestaltung eine wesentliche Rolle. Nicht zu vergessen ist die Abstimmung mit kleinen Accessoires, wie z.B. Trensen- und Sattelhaltern, die passend zum Stallequipment ausgewählt werden. Ein Sachsband zum Aufhängen der Pferdedecken? Das gibt es in diesen Ställen nicht.

Neben der optischen Gestaltung kommt es auf hochwertige Materialen an. So verwenden die Reitanlagenbesitzer bei den Boxenelementen häufig Edelstahlsprossen in Kombination mit pulverbeschichteten Elementen. Edelstahl ist nicht nur langlebig, sondern behält bei guter Pflege seinen neuwertigen Charakter. Die Pulverbeschichtung sorgt zudem für stoß- und schlagfeste Eigenschaften und bringt darüber hinaus Farbe ins Spiel, welche die Individualität eines Stalls unterstreicht. Für die eingesetzten Bretter wird vielfach auf Bambus zurückgegriffen, der, im Gegensatz zu Holz, eine hohe Formstabilität aufweist, wenig vergraut und sich bei großen Belastungen widerstandsfähig zeigt. Auch die Verbindung zwischen den Boxen und der Stallgasse ist keine gewöhnliche. Da werden keine einfachen Fundamentkanten gesetzt, sondern Formsteine gemauert. Im Bereich der Vorderwände besteht zudem oft eine Vertiefung, damit beim Öffnen der Boxentüren und Herausführen der Pferde keine Einstreu auf die Stallgasse gelangt. So lassen sich individuelle Boxentrakte kreieren, die absolut nicht von der Stange und oft größer als die empfohlene Mindestanforderung sind.

Edle Accessoires

Das Design der Boxenfronten ist in der Regel optimiert. Zusätzliche Querbohlen in der Vorderwand sorgen nicht nur für mehr Eleganz, sondern auch für ein Plus an Stabilität. Über den Boxentüren befinden sich nicht selten edle Blenden aus Holz oder Edelstahl. Besonders dekorativ zeigen sich Abdeckungen für Pfosten, z.B. Scheiben, Zierkugeln oder Pferdeköpfe. Von einer persönlichen Note zeugen integrierte Logos oder Brandzeichen in den Türen sowie einheitliche Namensschilder.

Ein exklusiver Eindruck wird zusätzlich über spezielle Türen, Tore und Fenster erzielt. Mit zusätzlichen Features sind Außentüren von Boxen aufgerüstet. Besondere Torfüllungen, Stichbögen, aufgesetzte Sprossen, kippbare Oberlichter und vieles mehr verleihen einer Stallanlage einen ganz besonderen Charme. Gleiches gilt für die Tore. Rauten- oder Bogenfenster sowie farblich abgesetzte Sprossen sind nur ein paar Beispiele, mit denen sie verschönert werden. Besonders schick wirken solche Tore, die über vier Flügel verfügen und mit Oberteilen ausgestattet sind, in die eine Glasscheibe eingesetzt ist. Manchmal ist es auch die Funktionalität, die eine Anlage exklusiv erscheinen lässt. So verfügt der Kronenhof in Hessen z.B. über einen Wirtschaftsgang in jedem Stalltrakt, von dem aus die Pferde gefüttert und gemistet werden. Reiter und Pferde bewegen sich hingegen ausschließlich auf der Stallgasse. Außerdem setzen Luxusreitställe auf ein individuelles Beleuchtungskonzept, das auf die Bedürfnisse von Mensch und Tier abgestimmt, zugleich aber funktional und formschön ist. Beeindruckende Alleen und Einfahrten kommen erst dann voll zur Geltung, wenn sie mit den passenden Lampen versehen sind. Gleiches gilt für die Trainingsanlagen. So wird z. B. die Stadionbeleuchtung auf dem niedersächsischen Hof Kasselmann über eine Fernbedienung gesteuert und lässt sich komplett dimmen. Jede Leuchte kann einzeln angesteuert werden, um die optimale Ausleuchtung zu finden. Dunkle Ecken oder gar Schattenwurf auf dem Außenplatz? Fehlanzeige!

Luxusstall: Überwachung auf den Weiden

Das Thema Sicherheit steht ebenfalls ganz oben auf der Prioritätenliste. So sind die Luxusboxen genauso fest verbaut wie herkömmliche. Sicherheit wird aber noch weiter gefasst und geht oft mit einem kompletten Überwachungskonzept einher. So werden beispielsweise im bayerischen Gestüt Schloss Amerang ganze Stallungen, Abfohlboxen sowie Weiden dauerhaft videoüberwacht. Fehlermeldungen an den Weidezäunen werden aufs Smartphone übermittelt, um eine größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Hierein wird viel Geld investiert.

Auch die Reitmöglichkeiten sind andere. Die Ställe verfügen zwar über ein ähnliches Angebot, bieten Reiter und Pferd jedoch von allem ein bisschen mehr. Im bayerischen Reitsportzentrum Gut Ising können Reiter auf einem Dressurplatz mit Seeblick trainieren. Auf dem saarländischen Gestüt Peterhof lassen sich die Fensterfronten der Reithalle komplett versenken, um im Sommer für angenehme Temperaturen zu sorgen. Im brandenburgischen Gestüt Bonhomme gibt es eine beheizte Veranstaltungshalle mit ca. 900 Sitzplätzen und einem 30 mal 70 Meter großen Reitbereich, der durch Säulen, Stuckverzierungen und überdimensionale Holztore optisch an die Spanische Hofreitschule erinnert. Im baden-württembergischen Hofgut Albführen kann die Hufschlagbande längsseits über 40 Meter entfernt werden und bietet so als Veranstaltungsfläche weiteres Nutzungspotenzial. Nicht zu vergessen ist das Futtermanagement: Auf dem nordrhein-westfälischen Vollblutgestüt Stauffenberg werden den Weideflächen z.B. regelmäßig Gras- und Bodenproben entnommen. Diese werden analysiert, um mit einer entsprechenden Düngung einen optimalen Mineralstoffhaushalt für eine gesunde Aufzucht der Pferde zu erreichen. Dass das Heu in der Regel von den eigenen Weideflächen stammt, ist selbstverständlich. Und wer kann sich so etwas leisten? Luxusställe realisieren Personen, die eine Passion für Pferde haben und in anderen Bereichen, ob im Sport oder in der Wirtschaft, erfolgreich sind. Sie verwirklichen sich damit einen Traum. Der Eine besitzt eine wertvolle Yacht, der Andere sammelt Oldtimer, und hier spielt eben die Leidenschaft für die Vierbeiner die Hauptrolle.

Text: Inga Dora Schwarzer     Foto: Gestüt Peterhof Casino

#doitride-Newsletter   Sei dabei und unterstütze die #doitride-Kampagne! Mit unserem Newsletter verpasst Du keine Neuigkeiten rund um #doitride. Jetzt aktivieren!