Sehnenverletzungen gehören zu den häufigsten Schäden am Bewegungsapparat. Renn-, Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitspferde sind aufgrund der hohen Belastungen für die Beine besonders oft davon betroffen. Geschützt vor Sehnenschäden ist aber kein Pferd.

Sehnenschaden Ursachen

Wird eine Sehne über ihre Elastizitätsgrenze hinaus beansprucht, können einzelne Fasern, ganze Faserbündel oder im schlimmsten Fall die komplette Sehne reißen. Sehnenschäden können aus verschiedenen Ursachen entstehen. „Eine akute, traumatisch-bedingte Verletzung ist bedingt durch einen Schlag oder ein anderes externes Trauma“, so die Expertin. Häufiger ist aber ein anderer Fall – und zwar ein kumulativer Effekt von Mikroschäden, die sich über die Zeit ansammeln und lange nicht klinisch sichtbar sind, weil das Pferd schlichtweg keine Symptome zeigt. „Kommt es dann zu einer plötzlichen übermäßigen Belastung, wie einem langen Rennen oder einem drei Tage andauernden Turnier, folgt die klassische Sehnenverletzung“, erklärt die Expertin.

Sehnenschaden Symptome

Es kommt zu Schwellung, Wärmeentwicklung und Druckschmerz in dem betroffenen Bereich. Oft entlasten die Pferde das verletzte Bein oder lahmen. „Der Grad der Lahmheit ist abhängig von der Schwere des Schadens und davon, wie akut der Fall ist. In chronischen Fällen zeigen Pferde meist keine für den Laien offensichtliche Veränderung des Gangbilds“, gibt Dr. Noguera, Leiterin der Orthopädischen Chirurgie in der Hanseklinik Sittensen,  zu bedenken.

Sehnenschadn: Diagnostik

Ultraschall: Alle Veränderungen, die mit einer Entzündung oder Zerrung der Sehne einhergehen, wie beispielsweise Sehnenfaserzerreißungen, Schwellungen sowie eine Einblutung in die Sehne, lassen sich per Ultraschall gut darstellen. So kann die Verletzung besser eingeschätzt werden.

Lokale Betäubung: „Ist der Sehnenschaden chronisch und nicht of- fensichtlich, muss man das Pferdebein erst abspritzen, um die Lahmheit danach per Ultraschild eindeutig zu loklisieren“, erläutert die Tierärztin. Dafür werden die schmerzleitenden Nerven an den Beinen von unten beginnend durch ein Lokalanästhetikum betäubt. Entfaltet das Betäubungsmittel seine Wirkung, wird das Pferd vorgetrabt. Dabei ist der unter der Betäubungsstelle liegende Bereich schmerzfrei. Zeigt das Pferd jetzt keine Lahmheit mehr, weiß der behandelnde Tierarzt, dass hier die Lahmheitsursache liegt.

Sehnenschaden Therapie

Die Therapie hängt davon ab, welche Struktur wo am Pferdebein betroffen ist, und ob chirurgisch eingegriffen werden muss oder eine konservative Behandlung ausreicht. „Rennpferde haben z.B. zu 99 Prozent Schäden im Bereich der oberflächlichen Beugesehne an den Vordergliedmaßen, Springpferde bereitet oft die tiefe Beugesehne an den Vordergliedmaßen Probleme und Dressurpferde sind häufig von Fesselträgerschenkelschäden an den Hintergliedmaßen betroffen“, zählt Dr. Noguera auf.

Kühlung: In einem akuten Fall und bei einer konservativen Behandlung sollte die Sehne gekühlt werden. Dies begrenzt die weitere Entstehung von Blutungen und die Bildung von Ödemen. Zusätzlich hat der Kältereiz schmerzlindernde Eigenschaften.

Viel Ruhe: Ein weiterer Bestandteil ist die Ruhigstellung in der aku- ten bzw. frühen Phase. Das Pferd erhält oft sogar strikte Boxenruhe.

Medikamentengabe: Zusätzlich kommen in akuten Fällen entzün- dungshemmende Medikamente hinzu.

Regenerative Produkte: „Man kann auch regenerative Produkte (u.a. Eigenblutpräparate, Stammzellen) in die Sehne hineinspritzen. Manchmal aber genügt ein reines Rehabilitationsprogramm.“

Kontrollierte Bewegung: „Das kontrollierte Bewegen ist sehr wichtig für die richtige Ausrichtung der Fasern während des Heilungsverlaufs. Wird die Sehne zu früh beansprucht, kommt es zu einem erneuten Schaden und einer Lahmheit, und die Therapie und Rehabilitation müssen wieder von vorne beginnen“, erklärt die Expertin.

Operation: „Je nach Lokalisation des Schadens (beispielsweise, wenn sich die Sehne innerhalb einer Sehnenscheide befindet), kann diese gespiegelt (Fesselringbandoperation) und der Sehnenschaden debridiert werden (Entfernung von beschädigtem Gewebe), um die Heilung der Sehne zu unterstützen“, so Dr. Noguera.

Sehnenschaden Prognose

„Sehnen brauchen einen ausreichenden langen Zeitraum zum Aus- heilen, Eine Pause von mindestens vier Monaten muss in den meisten Fällen eingehalten werden. Bei einer großflächigen Sehnenläsion oder Ruptur kann es sogar bis zu einem Jahr dauern“, weiß die Expertin. Ob das Pferd wieder als Reitpferd einsetzbar ist, hängt wieder von der jeweiligen Diagnose ab.

Läsionen der tiefen Beugesehne hätten keine gute Prognose. „Nur 25 bis 40 Prozent der Pferde können danach wieder auf ähnlichem Niveau wie vor dem Schaden geritten werden“, sagt Dr. Noguera. Verletzungen der oberflächlichen Beugesehne warten hingegen mit einer besseren Prognose auf. „Besonders im Fall der Manica flexoria (einer manschettenartigen Struktur der oberflächlichen Beugesehne, die die tiefe Beugesehne umhüllt) sind etwa 80 Prozent der Pferde danach wieder einsatzbereit. Ob und wann die Sehne tatsächlich wieder stabil genug ist für eine Bela- stung, entscheidet letztendlich die Ultraschalluntersuchung in Kombination mit dem klinischen Bild“, sagt die Expertin.

Text: Inga Dora Schwarzer        Foto: www.Slawik.com

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