Gesunde Hufe sind die Basis für ein gesundes Pferd. Sind die Hufe schmerzempfindlich, beispielsweise wegen einer Sohlenentzündung, kann das Pferd nicht mehr richtig laufen und lahmt. Dr. med. vet. Hiltrud Straßer befasst sich seit 1978 mit der Hufgesundheit und erklärt, wie der Hufmechanismus funktioniert und wo Probleme entstehen können
Welche Partie des Hufes ist bei einer Sohlenentzündung betroffen?
Unter der Sohle des Pferdehufes versteht man die Hornschicht, die sich zwischen dem harten Tragrandhorn spannt und in der Mitte den relativ weichen Hornstrahl hat. (Totes) Horn kann sich nicht entzünden, erkranken kann nur die Sohlenlederhaut, die sich im Innern unter der Hornsohle befindet und den Knochen überzieht. Das von der Sohlenlederhaut gebildete Sohlenhorn ist eine relativ harte Hornschicht mit der gleichen gewölbten Form, wie der Knochen sie hat.Durch den Hufmechanismus – Spreizen und Zusammenziehen der Hufkapsel – wird dieses Sohlengewölbe von den harteren Horn-Seitenwand bei Belastung flach gezogen, bei Entlastung wird die Hornsohle wieder gewölbt. Bei natürlicher Bewegung auf hartem Boden wird dabei zu viel gewachsenes Horn abgeraspelt, sodass sich das Gewölbe trotz ständigem Hornwachstum erhalt.
Sohlenentzündung: Wodurch entsteht sie?
Es gibt drei sehr häufig auftretende Ursachen für Sohlenlederhautentzündungen: Zunächst kann das Sohlengewölbe einer ebenen Fläche zuwachsen, dann ist ein Abflachen des Gewölbes unter dem Hufbein nicht mehr möglich, und dieser Knochen drückt bei Belastung des Hufes schmerzhaft auf das harte Horn. Diese Form der Sohlenentzündung entsteht durch mangelnden Abrieb des Hufhorns aufgrund von Bewegungsmangel oder zu weichem Boden bei harten Hufen.
Als zweite Ursache kann auch ein Beschlag infrage kommen, weil sich durch diese Fixierung die Hufwände am Boden nicht mehr spreizen können. Da das Hufbein aber bei jeder Belastung des Hufes um wenige Millimeter in die Hufkapsel hineinsinkt, stößt es dabei auf das nicht ausweichende Sohlengewölbe, also auf die Sohlenlederhaut, die sich dadurch mit der Zeit entzündet. Das Sohlenhorn wächst noch eine Weile und füllt vom Boden her das Horngewölbe aus, sodass auch bei Abnahme der Eisen der Hufmechanismus nicht wieder funktioniert. Schmerz und Entzündung bleiben, bis der Druck so groß wird, dass auch die Blutgefäße in der Sohlenlederhaut zugedrückt werden und keine Nährstoffe mehr dahin gelangen, wodurch Teile der Sohlenlederhaut absterben.Nach einer richtigen Hufbehandlung – unter anderem mit Wiederherstellung des Sohlengewölbes – regeneriert sich die Sohlenlederhaut, indem die toten Partien durch Abszesse abgestoßen werden und der gesunde Teil der Sohlenlederhaut schnell in die beschädigte Region hinein nachwächst. Dadurch wird der Defekt geschlossen und es entsteht wieder eine geschlossene Hornsohle.Als dritte Möglichkeit kann eine Steilstellung des Hufes mit daraus resultierender Überlastung der Zehenspitze und Lamellenaufhängung die Ursache für eine Sohlenentzündung sein. Die Lamellen im Huf dehnen sich und erlauben so dem Hufbein bei Belastung, mit seiner vorderen Spitze abzusinken. Dieses kann dann auf die Sohlenlederhaut drücken. In diesem Falle ist die Entzündung auf den vorderen Hufsohlenbereich beschränkt: Man sieht einen teilweise rötlich verfärbten Bereich, der dem Abdruck einer Hufbeinspitze ähnelt und durch Blutungen nach der Quetschung der Sohlenlederhaut entsteht.
Wie sieht die Behandlung aus und wie lange dauert sie?
Glücklicherweise geht die Reparatur unter geeigneten Bedingungen und mithilfe geübter Hufpfleger schneller als die Entstehung des Problems. Allerdings benötigt jede Heilung eine höhere Durchblutung als ein gesunder Huf. Durchblutung beim Pferdehuf findet nur mittels Hufmechanismus, also bei konstanter Be- und Entlastung durch Bewegung statt. Mit Boxenruhe ist somit keine Heilung möglich.Häufig werden die Schmerzen und somit die Symptome einer Sohlenentzündung dadurch behoben, dass die Durchblutung und die Hufbewegung unterbunden werden, beispielsweise durch engeren Beschlag oder Bewegungsmangel in Form von Boxenruhe. Ohne Durchblutung gibt es keine Schmerzen, allerdings kann der Organismus natürlich den Schaden so auch nicht heilen. Richtig ist, ein paar Monate aufs Reiten zu verzichten und die Sohlenlederhaut unter ständiger Bewegung im Freien – auf einem für die Hornqualität geeigneten Untergrund – heilen zu lassen.
Interview: Nicole Audrit Foto: imago images/ Frank Sorge