Junge Pferde können gezielt mit Dehnübungen und viel Lob gefördert werden, und erlernen dadurch leichter die Losgelassenheit. Doch inwiefern spielt das Leichttraben eine Rolle?
Als besonders wichtig erachtet Regine Mispelkamp das Leichttraben für Jungpferde. „Hier ist die Entlastung des Rückens enorm relevant, die das Pferd unterstützt, bis Losgelassenheit und eine gleichmäßige Schwingung in der Trabbewegung entstehen können. Über das eigene Tempo des Leichttrabens kann der Reiter außerdem Einfluss auf das Tempo des Pferdes nehmen, ohne mit der Hand einwirken zu müssen. Das Pferd gewöhnt sich durch das Leichttraben an eine Bewegung, die vom Reiter auf seinen Rücken einwirkt und nimmt den Reiter wahr. Es kann aber ohne zu viel Sitzeinwirkung zu seiner eigenen Balance finden.“
In der Lösungsphase ist Leichttraben für Regine Mispelkamp auch bei älteren Pferden ein unerlässlicher Bestandteil der Trainings- einheit. „Jede Reiteinheit gestaltet sich anhand der Ausbildungsskala. In der Lösungsphase soll der Takt gesichert, die Losgelassenheit erreicht und eine Anlehnung hergestellt werden“, beschreibt Mispelkamp. „Durch ein zu frühes Einsitzen bzw. Aussitzen können diese Punkte nicht immer erreicht werden. Sie sind aber allesamt essenziell.“ Für das Aufwärmen hält es auch Ausbilderin Britta Schöffmann für unerlässlich, die Losgelassenheit als einen Schwerpunkt zu wählen. „So kann das Pferd optimal auf die Arbeitsphase vorbereitet werden“, erklärt sie. „Über langsam ansteigende Anforderungen kann das Pferd in eine optimale Körperspannung versetzt werden. Zur Überprüfung der äußeren und inneren Losgelassenheit ist das Zügel-aus-der-Hand- kauen-lassen innerhalb der Lösungs- und Arbeitsphase ein sehr gutes Mittel. Dehnt sich das Pferd bei gleichbleibendem Rhythmus, aufgewölbtem Rücken und aktivem Hinterbein vertrauensvoll nach vorwärts-abwärts in die Hand hinein, befindet man sich auf einem guten Weg.“
Skala der Ausbildung: Abwechslung macht das Training spannend
Wie auch bei den anderen Teilen der Skala der Ausbildung ist auch beim Erarbeiten und Erhalten der Losgelassenheit Abwechslung Trumpf. Das bedeutet, dass das Training immer so vielfältig wie möglich gestaltet werden sollte. Ein sorgfältig ausgearbeiteter Trainingsplan kann dabei Wunder wirken. Anregungen für gekonnte und gut ausgearbeitete, abwechslungsreiche Trainingspläne gibt es beispielsweise in den Werken von Uta Gräf oder im Buch „Reite zu deiner Freude“ von Ingrid Klimke. Insbesondere die Losgelassenheit fördern beispielsweise die Arbeit über Cavaletti und kleine Gymnastiksprünge und -reihen oder lösende Ausritte durch ein abwechslungsreiches Gelände zu Beginn der Trainingseinheit. „Dabei empfehle ich immer, Teile der Strecke im leichten Sitz unterwegs zu sein“, beschreibt Uta Gräf. „Auch In-and-Out-Sprünge können je nach Ausbildungsstand des Pferdes als interessante Abwechslung eingebaut werden.“ Empfehlenswert ist auch das Training an ungewohnten Orten, welche das Pferd herausfordern oder wo ungewohnte Umwelteinflüsse erzeugt werden.
Auch die Arbeit an der Longe ist sehr zu empfehlen, besonders um eine entspannte Dehnungshaltung des Pferdes zu fördern. Auch das Freilaufenlassen in der Halle sowie Freispringen sind förderlich. Last but not least darf auf keinen Fall die besondere Wichtigkeit täglichen Weide- und Paddockgangs vergessen werden. Am Ende bleibt nach den ersten beiden Teilen rund um Takt und Losgelassenheit eines zu sagen: Beide bedingen einander und können als eine Art Einheit wahrgenommen werden. Nur ein Pferd, welches sicher im Takt geht, entwickelt Losgelassenheit. Und nur ein losgelassenes Pferd ist dazu fähig, sich gleichbleibend im Takt zu bewegen. Ein losgelassenes Pferd ist nicht nur für Turnier-, sondern auch für jeden Freizeit-reiter ein großer Vorteil. Es bewegt sich auf dem Platz und im Gelände trittsicher, lässt sich besser lenken und gewährt auch uns Reitern einen besseren Sitz. Für ein Pferd ist es nur möglich, seine Fähigkeiten voll zu entfalten, wenn es losgelassen ist.
Text: Alexandra Koch Foto: www.Slawik.com