Jede Krankheit hat einen zellschädigenden Hintergrund“, so Professor Dr. Karsten Feige von der Tierklinik Hannover. Es geht es um geschädigte Nervenzellen, die zu Bewegungsstörungen wie Shivering, Ataxie und Hahnentritt führen. Drei Fälle, die zeigen, wo Chancen und Risiken für diese Pferde liegen

Was genau geht eigentlich im Pferd vor, wenn es einen Berührungsimpuls bekommt? Und warum können Pferde direkt nach der Geburt laufen? Ein Blick in ihr Inneres verrät es

Das Gehirn gehört wie auch das Rückenmark zum zentralen Nervensystem (ZNS), das aus Nervengewebe besteht, in dem sich einerseits Neuronen (Nervenzellen, die für die Informationsvermittlung zuständig sind) und andererseits Stützzellen („Gliazellen“) befinden. Neben weiteren zentralen Aufgaben werden im ZNS motorische Leistungen des Organismus koordiniert, indem die Neuronen Informationen empfangen, codieren und weiterleiten. Mit anderen Worten: Im zentralen Nervensystem wird die Bewegung des Pferdes gesteuert. Neben dem zentralen Nervensystem gibt es außerdem das periphere Nervensystem (PNS), das alle Bereiche umfasst, die außerhalb von Gehirn und Rückenmark liegen. Das PNS ist die Verbindung zwischen dem ZNS und den Endorganen. Es dient als Vermittler zwischen Gehirn und Rückenmark und dem restlichen Körper, also den inneren Organen und den Gliedmaßen. Hier werden die Reize der Sinnesorgane empfangen. Alles, was das Pferd sieht, hört und fühlt, gelangt über das PNS zum ZNS. Dort findet die Informationsverarbeitung statt und es wird für die entsprechenden Reaktionen und Reflexe auf die empfangenen Reize gesorgt.

Gehirn Pferd: Die Schaltzentrale

Von Bedeutung für diesen Artikel ist vor allem das Kleinhirn (Cerebellum) des Pferdes. Denn hier werden alle bewussten und unbewussten Bewegungen gesteuert. Vergleicht man das Gehirn von Menschen und Pferden, fällt auf: Das Kleinhirn des Pferdes ist im Verhältnis größer. Kein Wunder, denn Bewegungskoordination ist für ein Fluchttier überlebenswichtig. So erklärt sich, dass ein Fohlen schon kurz nach der Geburt mit der Herde galoppieren kann, während wir Menschen monatelang üben müssen, zu stehen und uns fortzubewegen.

Im Kleinhirn befinden sich deutlich mehr Neuronen als im Großhirn. Damit diese auf verhältnismäßig kleinem Raum Platz haben, ist das Kleinhirn stark aufgefaltet. Teil der Kleinhirnrinde ist die sogenannte Purkinjezellschicht. Die Purkinjezellen sind recht groß und liegen ordentlich nebeneinander aufgereiht. In dieser Zellschicht wird im Kleinhirn geschaltet und gewaltet. An den sogenannten Dendritenbäumen (Teil der Nervenzellen, die elektrische Impulse von anderen Zellen aufnehmen) der Purkinjezellen befinden sich abertausende Synapsen (die Verbindung zwischen zwei Neuronen, über die kommuniziert wird), die ständig damit beschäftigt sind, Informationen zu empfangen und weiter zu verarbeiten. Die Infos werden zu den Kleinhirnkernen geleitet. Hier werden dann Impulse in andere Gehirnbereiche übertragen. Man kann sich leicht vorstellen, dass größere Schäden in dieser Schaltzentrale der Bewegung zu Störungen führen. Und tatsächlich hat man beispielsweise bei Pferden mit Shivering Schäden in der Purkinjezellschicht entdeckt.

Text: Redaktion    Foto: Caremans

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