Als Therapieansatz für Hufrehe beim Pferd tritt auch immer mehr die Pflanzenheilkunde in den Vordergrund. Tierheilpraktiker werden häufig dann kontaktiert, wenn das Pferd in der klassischen Veterinärmedizin als austherapiert gilt oder sogar eine Euthanasierung im Raum steht.

Wie wirkungsvoll die Pflanzenheilkunde bei Rehepferden ist, beweisen sie jeden Tag aufs Neue. Wissenschaftliche Studien? Fehlanzeige! Die Experten können sich nur auf ihre praktischen Erfahrungen verlassen. Diese aber sind zumeist sehr zahlreich.

Um Einfluss auf das innere Geschehen der Hufrehe zu nehmen, legen sie die Schwerpunkte der Behandlung auf die Entzündungshemmung, Durchblutungsförderung, Blutverdünnung, Ausleitung von Entzündungsprodukten und die Entspannung von Muskeln.

Weidenrinde wirkt beispielsweise entzündungshemmend und blutverdünnend zugleich, Ginkgo bringt durchblutungsfördernde Eigenschaften mit sich, Brennnessel eine blutreinigende Wirkung, Hagebutte zeigt sich ebenfalls entzündungshemmend und sorgt für eine gesteigerte Durchblutung, Mädesüß wirkt gefäßerweiternd und hilft bei Muskel- und Gelenkschmerzen, wie sie durch Verspannungen durch Schonhaltungen auftreten, und Mariendistel ist stoffwechselanregend, leberentgiftend und zellregenerierend.

Die Zusammensetzung der Kräuter und ihr Mengenverhältnis ist ein wichtiges Kriterium, um auf die Stabilisierung des Hufstoffwechsels positiv einwirken zu können. Die Mischung ist zudem abhängig von der jeweiligen Hufrehe. Bei einer Fütterungsrehe kommen andere Naturheilkunde-Mittel zum Einsatz als bei einer hormonell bedingten Rehe, einer Vergiftungs- oder Belastungsrehe.

Hufrehe: Hufbearbeitung im Fokus

Neben der Ursachenforschung und dem Einsatz von Kräutern, ist ein neuer Blick auf die Rolle der Hufsituation zu beobachten. Diese wird für die Entstehung einer Hufrehe bislang noch weitgehend unterschätzt, meint Dr. Konstanze Rasch, Präsidentin der Deutschen Huforthopädischen Gesellschaft e.V. Dabei liege der Zusammenhang auf der Hand.

Im Magazin „Pferde in Sachsen und Thüringen“ erklärt sie: „Die Hufrehe ist eine Erkrankung des Hufbeinträgers, also derjenigen Struktur, welche den Hufbeinknochen und die Hornkapsel miteinander verbindet. Durch den Hufbeinträger ist das Pferdegewicht in der Hornkapsel aufgehängt. Das bedeutet, dass der Hufbeinträger zum Teil immense Kräfte aushalten muss. Ein Hufbeinträger im Dauerstress wird hierzu jedoch viel schlechter in der Lage sein. Ein solcher Dauerstress entsteht immer dann, wenn die jeweilige Hufform eine andauernde und übermäßige Zugwirkung auf die Wandlederhaut ausübt.“ Pferde mit einem erhöhten Reherisiko seien daher u.a. solche mit vernachlässigten Hufen, unterschiedlich steilen Vorderhufen, zu kleinen Hufen im Verhältnis zur Körpermasse, sehr weiten Hufen (sogenannten Teller- oder Platthufen) und chronischen Rehehufen.

Ist ein Pferd bereits an Hufrehe erkrankt, geht sie auch bei der Hufbearbeitung neue Wege. „Es herrscht in der Tiermedizin wie auch in weiten Teilen der Hufbearbeiter nahezu Einigkeit in der Gewissheit, dass – wenn überhaupt – die Rückführung eines Rehehufes in normale physiologische Verhältnisse nur mittels orthopädischem Beschlag möglich ist“, teilt sie auf der Homepage des Vereins mit.

Der Narbenhornkeil, die Schrägwandigkeit und Disparallelität der Hornwände zum Hufbein sowie hohe Trachten, wie sie Rehehufen aufweisen, würden in der Regel als Fehlentwicklungen angesehen und orthopädische Maßnahmen sich daher nur nach deren Beseitigung richten. Rasch jedoch erkennt die Veränderungen als Reaktion auf aktuell veränderte Gegebenheiten im Inneren des Hufes und als Kompensationsleistung des Körpers an. Das gehöre zum Genesungsprozess nach einer Hufrehe dazu, meint sie und setzt auf das Potenzial des Barhufs. Ein Beispiel: Der Narbenhornkeil stellt für die Expertin eine sinnvolle Reparaturmaßnahme für die schnelle Widerherstellung der Hufbeinaufhängung dar. „Letztere weicht in ihrem Aufbau und ihrer Struktur nun zwar von den Gegebenheiten einer normalen Hufbeinträgersituation ab, sie leistet dennoch den wichtigen Dienst, die Verbindung zwischen Hufbein und Hornwand in kürzester Zeit wieder zu stabilisieren“, schreibt sie.

Entgegen der gängigen Meinung würde der Narbenhornkeil die nachwachsende Hufwand nicht von ihrer normalen Wachstumsrichtung ablenken, sondern mit dem Nachwachsen des Hornschuhs binnen eines Jahres herausgeschoben. Die Hornwände würden ihre ursprüngliche Stellung zum Hufbein wieder einnehmen, die Reheverformungen verschwinden, erläutert Rasch. Damit zeigt die Hufexpertin einen neuen Weg in der Hufbearbeitung auf, der auf der Homepage www.dhgev.de im Detail ausgeführt wird und weitere wichtige Erkenntnisse und Empfehlungen bereithält.

Text: Inga Dora Schwarzer     Foto: www.Slawik.com

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