Für viele Reiter ist ein Wanderritt mit dem eigenen Pferd ein großer Traum. Damit man diesen Ausritt wirklich genießen kann, sollte das Pferd entsprechend vorbereitet sein: Verkehrssicher, ruhig und braves Verhalten in der Gruppe sind nur einige wichtige Eigenschaften,diebei einem solchen Ritt wichtig sind
1. Kraft und Kondition für den Wanderritt gewinnen
Egal ob für das nächste Turnier oder den ersten Wanderritt, um mithalten zu können benötigen sowohl Reiter als auch Pferd genügend Kondition und Kraft. Dies lässt sich mittels Intervalltraining aufbauen. Vor allem das Training am Hang (bergauf und bergab) fördert die Kraft, Kletterstellen sorgen für eine bessere Trittsicherheit des Tieres. Um die Kondition zu steigern, sollten pro Woche zwei bis vier Tage für das Intervalltraining sowie eine Gymnastikeinheit eingeplant werden. Dieses Training sollte bereits einige Monate vor dem eigentlichen Wanderritt begonnen werden, da ein Pferd nur langsam aufgebaut werden kann. Langsam die Anforderungen steigern und kurz vor dem langen Ritt nur noch entspannte Ausritte vornehmen, damit das Tier seine Reserven speichern kann. Dies könnte etwa so aussehen: Im Frühjahr wöchentlich zwei bis drei längere Ausritte zur Routine zu machen. So viele Wochenenden wie möglich sollten für komplette Tagesritte genutzt werden, wobei das Tempo im Frühjahr noch Schritt ist. Im Sommer kann es dann bis zu langen Trab- und Galoppstrecken gesteigert werden. Hier kann man übrigens auch den Umgang mit Kompass, Karte oder App üben! Auch können bereits erste Übernachtungen mit Pferd durchgeführt werden, sodass sich das Tier an fremde Umgebungen gewöhnt.
2. Immer mit der Ruhe im Gelassenheitstraining
Pferde sehen in vielen Dingen, die für uns alltäglich und vertraut sind, Gespenster. Nehmen wir nur mal eine wehende Plastikplane, eine Mülltonne oder andere Gegenstände, die in einer ungewohnten Umgebung auftauchen. Der Reiter wünscht sich natürlich, dass die Tiere dann ruhig und gelassen bleiben. Für ein Fluchttier, welches auf unbekannte Dinge erst mal mit Flucht reagiert, ist das jedoch nicht selbstverständlich. Beim Gelassenheitstraining lernen die Pferde, uns Menschen zu vertrauen und mit uns gemeinsam solche Situationen zu meistern. Dies können Sie im Alltag gut trainieren. Nehmen Sie hierzu einen Gegenstand, beispielsweise eine blaue Plane, vor dem sich das Tier normalerweise erschrecken würde. Gehe Sie damit mit einigen Metern Abstand vor dem Pferd her. Verringern Sie langsam, aber sicher den Abstand und bleiben Sie schließlich stehen. Wenn das Pferd zur Seite springt, weil es sich erschrickt, bleiben Sie ruhig. Sobald es sich beruhigt hat, wird die Übung wiederholt. So lange, bis sich das Tier mit dem Gegenstand berühren lässt. Aber Achtung: Lassen Sie sich genügend Zeit, denn das Tier lernt, Ihnen in Gefahrenzonen zu vertrauen.
3. Verkehrssicherheit üben für den ersten Wanderritt
Nicht jedes Pferd bleibt von Anfang an ruhig, wenn Lkw, Autos oder Motorräder an ihm vorbeifahren. Aber es gibt Mittel und Wege, dies zu trainieren und aus dem Vierbeiner einen verlässlichen Straßenpartner zu machen. Üben kann man schon auf dem Hof oder auf einem Parkplatz und verschiedene Szenarien trainieren. Ein bewährtes Prinzip lautet hier: „Folge der Furcht.“ Hierbei geht das Pferd dem Gegenstand, hier dem fahrenden Fahrzeug, hinterher. Es wird vom Gejagten zum entspannten Jäger. Dazu reiten Sie auf eine Wiese, die nahe einer Straße gelegen ist, und positionieren sich so, dass das Tier mit dem Kopf in Richtung Straße schaut, in Richtung des entgegenkommenden Verkehrs. Sobald das Auto auf Sie zukommt, bewegen Sie das Pferd von links nach rechts, sodass es dem Auto mit Körper und Kopf folgt. Im nächsten Schritt reiten Sie dem Fahrzeug einige Meter hinterher. Wenn das Pferd ruhig bleibt, kann der Abstand zur Straße verringert werden. Das wird dann so oft wiederholt, bis das Pferd sicher und ruhig an der Straße geht und Ihnen dabei Vertraut. Denn ähnlich wie beim Gelassenheitstraining sucht das Tier dann die Lösung seines Problems bei Ihnen.
4. Seepferdchen machen
Vor allem bei längeren Ritten kommen Sie und Ihr Pferd wahrscheinlich nicht darum herum, einmal durch einen kleinen Fluss- oder Bachlauf waten zu müssen. Gerade im Sommer kann dies auch eine verdiente Abkühlung sein. Aber viele Pferde meiden das Wasser. Vor einem Wanderritt sollte also auf jeden Fall das Seepferdchen gemacht werden. Und das beginnt nicht beim Pferd, die-se haben schließlich keine Angst vor Wasser, sondern bei der Gelassenheit des Reiters. Soll ein Gewässer durchquert werden, gibt der Reiter meist seine innere Ruhe auf und macht sowohl sich als auch dem Tier Druck: „Mein Pferd muss da jetzt durch!“ Wird dann zusätzlich noch Schenkeldruck ausgeübt, wird das Pferd mit Gegendruck reagieren und rückwärts laufen oder sich wegdrehen. Die Lösung: Lassen Sie das Pferd in Ruhe, machen Sie sich keinen Druck und lassen Sie ihm alle Zeit der Welt. Nur sollte das Tier immer zum Wasser gedreht und den Blick auf die andere Uferseite gerichtet haben. Die Schenkel liegen an, und sobald das Tier den Kopf hochnimmt, sich fragend umblickt, fordern Sie es auf, näher ans Wasser zu gehen. Schritt für Schritt nähern Sie sich so dem gefährlichen Nass, und Ihr Pferd wird früher oder später hindurch gehen.
5. Erziehung ist das A und O
Es kann auch zu kritischeren Situationen während eines Rittes kommen, bei denen der Reiter besser absteigt und das Pferd führt. Vor allem an steilen Hängen oder engen Passagen ist das oftmals sinnvoller. Dabei muss das Pferd genügend Abstand zum Menschen haben und darf nicht drän- geln. Auch muss es stehenbleiben, wenn der Reiter es möchte. Dies sollte vor einem Ritt unbedingt geübt werden. Auch das Reiten in der Gruppe will gelernt sein. Haben Sie ein Pferd, welches in der Gruppe nervös ist, gerne drängelt oder immer vorprescht? Das sollte vermieden werden und vorher trai- niert werden. Üben Sie zunächst im Schritt, hinter einem bekannten Pferd herzureiten, stehen zu bleiben und wieder aufzuschlie- ßen, wenn das vordere Pferd angehalten hat. Das Pferd soll lernen, dass es an ver- schiedenen Positionen und unterschiedli- chen Abständen gehen kann, ohne nervös zu werden. Klappt diese Übung, können immer mehr Pferde hinzugezogen und die Gangart erhöht werden.
Text: Nora Dickmann Foto: Adobe Stock