Eva Grossmann erlebte einen abenteuerlichen Urlaub in Kirgistan – inklusive atemberaubender Aussichten
Kirgistan? Vermutlich trugen Tschingis Aitmatov, ein kirgisischer Schriftsteller, der mich schon viele Jahre begleitet, und mein eigenes Jurtenleben doch zu der Entscheidung meines nächsten Reiseziels das Wesentliche bei. Insbesondere das folgende Zitat: „Die Menschheit hat keine umfassendere und keine kompliziertere Aufgabe als die, eine Kultur der Friedensliebe als Gegensatz zum Gewalt- und Kriegskult hervorzubringen.“
An unserem ersten Reittag treffen wir um zehn Uhr unseren Guide Islam und fahren gemeinsam nach Karol Dobo, um im nördlichen Teil des Tien Shan zu reiten. Ich erfahre, dass wir 23 Pferde mitnehmen, acht Kirgisen und wir elf Tourmitglieder – heiliger Bimbam, was für eine Karawane. Noch nie war ich mit so vielen Pferden auf einmal unterwegs. Ich wende ab, dass wir Tische und Stühle mitnehmen. Die Sättel sind Metallgestelle, mit verschiedenen Decken und Kissen gepolstert, und die Steigbügel kann man nicht verstellen. Aber wir sind guter Dinge und freuen uns riesig.
Kirgistan: Hoch zu Ross zum Kol Tor
Am zweiten Tag geht es nach dem Frühstück weiter. Wir machen uns auf zum Kol Tor, einem kleinen, glitzernden, türkisgrünen Bergsee auf 2.700 Meter Höhe. Der Weg dorthin ist angenehm, die Aussichten sind bezaubernd, und wir kommen ohne Zwischenfälle an unserem Ziel an.
Am dritten Tag reiten wir weiter und weiter und weiter. Genießen die Leere, die weiten Hochebenen und das Licht, das die Landschaft ständig verändert. Wir lassen uns beeindrucken und hinreißen. Am Abend kommen wir in einem Tal an. Gerade als wir aufbauen wollen, fängt es kiloweise an zu hageln. Die Stimmung hagelt auch, nur noch schneller, die Moral liegt am Boden – Universum, bitte schick mir ein kleines Wunder. Da kommt ein Schäfer um die Ecke, auf einem sehr kleinen Esel. Sein Oberkörper ist länger, als der Esel groß ist, und er hat eine sowjetanmutende große Mütze auf. Islam fragt ihn, ob er eine Unterkunft für uns weiß. Er bietet uns eine kleine Schäferhütte oberhalb des Tals an. Wir reiten wieder los und kommen auf einer Hochebene an. In die Hütte passt die Gruppe, Matte an Matte, auf dem Fußboden wie abgemessen rein. Der Ofen macht den kleinen Raum schnell warm, und alle sind entspannt und vergnügt. Wer braucht schon ein Hotel oder ein Bett, die Gruppe ist an einem sehr genügsamen Punkt angekommen. In der Nacht sehen wir Millionen von Sternen, die Milchstraße so nah. Heute Nacht will ich nicht schlafen.
Am nächsten Morgen reiten wir hinab zum Issyk Kol, wo wir uns heute von unseren Pferden und dem kirgisischen Team verabschieden werden – ein sehr herzlicher Abschied, nach einer besonderen, gemeinsamen Zeit. Wir steigen in den Sprinter, die Pferde werden auf Lkws verladen. Es ist vorbei. Die Reise, die von mir organisiert wurde, war ein voller Erfolg.
Text & Foto: Eva Grossmann