Um sicher am Ziel anzukommen, sollte der Anhänger vor der (großen) Fahrt einem Check-up unterzogen werden. Was man beim Check-up seines Pferdeanhängers beachten muss, erklärt der TÜV- Sachverständige Achim Haspelmann

Die TÜV-Plakette bewahrt den Pferdehänger nicht davor, einige gravierende Mängel zu bekommen. Insbesondere wenn der Anhänger in der nasskalten Saison nicht unter einem Dach und auf Pflastersteinen stand, ist eine gründliche Kontrolle geboten – unabhängig davon, ob es sich um einen Anhänger aus Holz, Aluminium oder Vollpolyester handelt. Anhänger bis 3.500 Kilogramm Gesamtgewicht werden beim TÜV alle zwei Jahre überprüft. Ungebremste Anhänger haben bis zur Erstüberprüfung drei Jahre Zeit, danach müssen sie alle zwei Jahre vorgestellt werden. Anhänger in gewerblicher Vermietung müssen jährlich durch den TÜV.

Elektrik

Den Kabelbaum sollten Sie zunächst auf Korrosion und Quetschungen überprüfen. Beim Stecker darf nichts lose sein. „Das Zweite, was man nach der Sichtprüfung machen sollte, ist die Kontrolle der Funktionen“, erklärt Achim Haspelmann. Dazu einfach den Anhänger anhängen, das Zugfahrzeug anschalten und dann von außen die gesamte Anhängerbeleuchtung über- prüfen. Ist sie kaputt, kann das zu gefährlichen Auffahrunfällen führen. Zudem muss das Licht im Innern des Anhängers funktionstüchtig sein. Steht das Pferd bei einer Fahrt in einem dunklen Anhänger, kann es sich vor Lichtern von außen erschrecken.

Kupplungskopf

Bei Reibung kann sich das Metall der Kupplung in Kurven abnutzen. Um das zu vermeiden, kann man den Kupplungskopf des Zugfahrzeuges mit Fett einreiben. Allerdings ist das nur dann sinnvoll, wenn man den Kupplungskopf dann auch mit einem Überzug vor Schmutz und Nässe schützt. Andernfalls kann eine Reibung wie mit einem Schmirgelpapier entstehen. Aber Achtung: „Bei einer Antischlinger-Kupplung (ASK) muss der Kupplungskopf absolut fettfrei bleiben“, weiß Haspelmann. Diese Art von Kupplung dient dazu, das Fahrverhalten von Zugfahrzeug und Anhänger zu verbessern. Diese Kupplungen finden daher vor allem bei Wohnwagen ihren Einsatz. Fett kann sich in die „Backen“ der ASK setzen, die dem Kupplungskopf in Kurven besonderen Halt geben sollen. Die Schutzvorrichtung wird auf diese Weise außer Kraft gesetzt. Ein Testkopf kann zeigen, ob die Kupplung einen Verschleiß aufweist, also ob sie Spiel hat oder vielleicht sogar nicht mehr fest genug verriegelt. Eine gültige TÜV-Plakette ist keine Garantie für einen intakten Kupplungskopf. Neuere Kupplungsköpfe kommen zudem in der Regel mit einer Verschleißanzeige daher. Wenn der Pfeil dort auf „grün“ steht, dann ist mit dem Kupplungskopf alles in Ordnung.

Achse

„Die Überprüfung der Achse muss ein Fachmann vornehmen“, weiß Haspelmann. Wenn die Achse defekt ist, also z. B. durchgerostet oder verbogen, beeinträchtigt das das Fahr- verhalten in gravierendem Ausmaß. Ein Austausch der Achse ist dann unvermeidbar.

Dach, Fenster und Plane

Polyesteranhänger haben Dächer, die ausschließlich aus Kunststoff bestehen. Auf der Innenseite des Daches dürfen keine Risse sein. Die Fenster müssen dicht und ebenfalls frei von Rissen sein. Das kann man mit einem Wasserschlauch prüfen. Sind sie nicht dicht, sollten sie ersetzt werden. Mithilfe von Wasser sollte man auch das wasserabweisende Material der Plane überprüfen. Weist die Plane an manchen Stellen Risse auf, sind diese in der Regel noch reparierbar. Ist das Material der Plane jedoch schon porös geworden, muss sie ausgetauscht werden. Dazu erklärt ein Spre- cher des ADAC: „Wir empfehlen dringend, den korrekten Sitz und Halt der Teile zu prüfen. Die Bewegungen eines Anhängers während der Fahrt sind stark, und es herrschen hohe Windkräfte. Es müssen also alle Riegel, Verschraubungen und Verschlüsse eingerastet sein und richtig funktionieren. Oftmals vergessen werden die Radkappen, die ebenfalls richtig sitzen müssen.“

Seitenwände

Meistens haben die Seitenwände von Pferdeanhängern einen Holzkern (außer reine Aluminium-Pferdeanhänger). Wird der Holzkern morsch, dann ist er von Pferden leicht durchzutreten. Klopfen Sie die Seitenwand dazu ab und überprüfen Sie sie auf feuchte Stellen. „Blättert die oberste Schicht ab, wirkt die Holzplatte aufgedunsen oder und gibt die Oberfläche bei kräftigem Druck nach,könnte die Holzplattemorsch und nicht mehrtragfähig sein“, erklärtder ADAC-Sprecher. Risse oder beschädigte Stellen in Seitenwänden, die aus Polyester besthen, sollten ebenfalls kritisch beäugt werden.Spätestens wenn dieSeitenwände verformt oder anderweitig instbil sind, kann sich die Verschließmechanik des Anhängers auch verziehen. Spätestens dann sollte man einen Fachmann aufsuchen.

Bremsen

„Steht der Anhänger über mehrere Wochen und Monate, dann sollte man die Handbremse in jedem Fall lösen“, erklärt Haspelmann. Deshalb ist es zwingend notwendig, Unterlegkeile unter die Reifen zu schieben. Dazu sollte der Anhänger auf ebener Fläche stehen. Insbesondere nach dem Winter, aber im Grunde vor jeder Fahrt mit Pferd sollten Sie ohne Vierbeiner an Bord einmal einen Bremstest mit dem angekuppelten Anhänger unternehmen! Denn indem Sie einmal stark auf die Bremse treten, testen sie deren Funktionstüchtigkeit. Bei dem Bremsvorgang darf der Anhänger auf keinen Fall hüpfen. Stattdessen sollte er zum Stillstand kommen. Tut er das nicht, heißt es: Ab in die Werkstatt! Bremsen und Auflaufeinrichtung müssen ohnehin regelmäßig gewartet werden. Ist die Auflaufbremse unter dem Faltenbalg beweglich in alle Richtungen? Nicht entlastete Bremsen können leicht einen Brand verursachen. Wenn die Beläge zu heiß werden, dann schmelzen sie wortwört- lich dahin – und im schlimmsten Fall bricht Feuer aus. Mittlerweile werden Radmuttern in der Regel mit Plastikkappen versehen. Diese Kappen haben einen Zweck: Ist der Bremsbelag einmal zu heiß geworden, dann kann man das an den verformten oder gar vernichteten Plastikhütchen erkennen und muss dringend die Werkstatt aufsuchen. Wenn der Anhänger längere Zeit steht, kann sich Rost in den Bremstrommeln bilden. Im Rollen schleift sich der Rost dann ab und kann die Trommeln zusetzen. Um das zu kontrollieren, muss ein Fachmann die Bremstrommeln öffnen und eventuell reinigen. „Ich würde dazu raten, die Kontrolle der Bremsen jedes Frühjahr vornehmen zu lassen. In der Werkstatt können die Bremstrommeln gereinigt und die Bremsen bei Bedarf neu eingestellt werden, denn die Beläge verschleißen im Laufe der Zeit“, so Haspelmann. Ein Sprecher des ADAC erklärt außerdem: „Es ist empfehlenswert, den Anhänger bei langen Standzeiten hin und wieder leicht zu bewegen – wenige zehn Zentimeter reichen schon, um einem Anrosten der Bremsklötze vorzubeugen.“

Text: Gloria Lucie Alter      Foto: Daniel Elke 

#doitride-Newsletter   Sei dabei und unterstütze die #doitride-Kampagne! Mit unserem Newsletter verpasst Du keine Neuigkeiten rund um #doitride. Jetzt aktivieren!