Die Haut ist das größte ­Organ des Pferdes. Sie ist Mantel, Schutzschild, Klimaanlage und Spiegel der Gesundheit. Aber sie ist auch sensibel und bedarf besonderer Pflege. Antworten auf die wichtigsten Fragen im Alltag

Wie tief dringen Sonnenstrahlen in die Haut ein?

Von den wärmenden Infrarot­strahlen (IRA/B/C) dringen die kurzwelligen IRA-Strahlen am tiefsten vor. Auch bei der potenziell schädlichen Ultraviolettstrahlung sind die UVA-Strahlen diejenigen, die bis in die Unterhaut gelangen. Die oberste Hautschicht, die Epidermis (Oberhaut), ist zuständig für die Immunabwehr. Die Dermis (Lederhaut) besteht aus Bindegewebe und beherbergt Schweiß- und Talgdrüsen sowie Nervenzellen, Blut- und Lymphgefäße und die Haarfollikel mit den Aufrichtungsmuskeln. Die Hypodermis oder Subcutis (Unterhaut) enthält Fettzellen, Nervenbahnen und Blutgefäße. Ihre Muskulatur sorgt für das Zucken der Pferdehaut, durch das z. B. Fliegen abgewehrt werden können.

Wozu ist die Haut gut?

Die Haut ist eines der wichtigsten Organe des Körpers. Sie ist die erste Immunabwehr des Körpers und schützt vor Sonne, Nässe und Krankheits­erregern wie Parasiten, Pilzen, Bak­terien. Zugleich ist sie Nervenleit­zentrale (Wahrnehmung von Berührungen etc.) und Klimaanlage.

Was hat die ­Pferdefarbe mit der­­­­­ Haut zu tun?

Es heißt, Füchse und auch Schimmel seien empfindlicher als etwa Rappen und Braune. Sie bekommen schneller Scheuerstellen, neigen eher zu Hautveränderungen  und bekommen leichter einen Sonnenbrand. Das hängt mit der Pigmentierung der Haut zusammen, ähnlich wie auch bei uns Menschen. So ist zu beobachten, dass Braune, Füchse, Rappen an ihren weißen Beinen eher Mauke bekommen, als an farbigen Beinen. Bei Schimmeln gilt es allerdings zu unterscheiden zwischen jenen, die genetisch bedingt schon weiß zur Welt kommen und rosa Haut haben, weil ihnen der Farbstoff Melanin in der Haut fehlt, und jenen, die dunkel geboren werden und im Laufe ihres Lebens heller werden. Erstere sind sehr empfindlich gegenüber Sonnenstrahlung und man sagt ihnen auch generell eine höhere Neigung zu Hauterkrankungen nach.

Runter mit der Wolle?

Der wesentliche Vorteil einer Schur im Winter liegt darin, dass die Pferde schneller trocknen und sich damit nicht so schnell erkälten. Aber man sollte auch bedenken, dass Scheren die natürliche Thermoregulation zumindest teilweise außer Kraft setzt. Es ist also ein Eingriff in die Natur. Zudem ist die Haut unter geschorenem Fell anfälliger für Verletzungen und Scheuerstellen, weil der natürliche Schutz fehlt. Eine Teilschur kann ein guter Kompromiss sein, aber dann muss man aufpassen, dass das Pferd an den un­geschorenen Stellen unter der Decke nicht überhitzt. Wenn man unter die Decke fasst, sollte die Temperatur angenehm warm, aber nicht heiß sein und das Pferd darf keinesfalls schwitzen.

Wie regelt die Haut die ­Körpertemperatur?

Ein Zebra mag dem Löwen als Beutetier dienen. Doch gegen ein gesundes Zebra hat auch der König der Tiere bei einer 1:1-Jagd kaum eine Chance. Warum? Weil die Haut des Zebras (wie die unserer Hauspferde) mit Schweißdrüsen durchsetzt ist. Dadurch kann es viel länger laufen als der Löwe, der schließlich aufgeben muss, weil sein Körper sonst überhitzt. Ein evolutionärer Vorteil, den auch wir Menschen gegenüber zum Teil viel stärkeren Tieren haben.

Wenn der Winter kommt, werden die Tage kürzer – für den Organismus das Signal, mit der Produktion des Winterfells zu beginnen (bzw. dieses abzuwerfen, wenn die Tage länger werden). Über die Haarbalgmuskeln kann das Pferd seine Körpertemperatur zusätzlich stabil halten. Wenn es das Fell aufstellt, bilden sich Luftpolster, die isolierend wirken.

Wie oft darf man Pferde waschen?

Mit Shampoo sollte das Pferd so selten wie möglich gewaschen werden. Und wenn auch nur mit Pferde- oder Babyshampoo ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe. Shampoo immer gründlich ausspülen, sonst juckt‘s! Tipp: Der Inhaltsstoff Dexpanthenol wirkt rückfettend und sorgt für ein glänzendes Fell. An den Hinterbeinen anfangen, dann nach vorne-oben arbeiten, Kopf nur abschwammen. Nehmen Sie lauwarmes Wasser. Wenn kein Warmwasser im Stall vorhanden ist: Einen langen Schlauch mit geschlossener Brause mit Wasser volllaufen lassen und in die Sonne legen. Wichtig: Unbedingt mit einem Schweißmesser das überschüssige Wasser aus dem Fell ziehen, weil dieses sich sonst stark aufheizt. Achtung: Die Nieren sind sehr stark durchblutet. Bei zu kaltem Wasser ziehen sich die Blutgefäße zusammen und die Nieren werden nicht mehr ausreichend durchblutet. Das führt zu Schmerzen und Nierenproblemen. Darum: Nierenpartie aussparen!

Ein schuss Brennspiritus ins Waschwasser?

Aus der Reihe „Was der Stallmeister noch wusste“ – ein Schuss Brennspiritus (Mischverhältnis maximal 1:10, um die Haut nicht zu reizen!) im Waschwasser sorgt beim Abschwammen (immer mit dem Strich!) nach dem Training durch die Verdunstungskälte des Alkohols für zusätzliche Erfrischung. Außerdem wirkt Spiritus desinfizierend. Achtung: Darf nur auf vollkommen intakter Haut (brennt sonst sehr schmerzhaft) und nicht zu oft angewandt werden (trocknet die Haut aus)!

Kann ich mein Pferd auch zu viel putzen?

Nein, an dieser Stelle gibt es kein zu viel des Guten. Durch die (sanft-­kräftige) Massage mit dem Striegel wird die Durchblutung der Haut an­geregt. Das wirkt sich ausgesprochen positiv auf die Gesundheit aus.

Was sagt das Fell über die Hautgesundheit aus?

Eine ganze Menge! Stumpfes, brüchiges Fell und eventuell noch Schuppen können Anzeichen für eine zu trockene Haut sein. Hier kann bereits ein Schuss Sonnenblumen- oder Leinöl übers Futter Abhilfe durch ungesättigte Fettsäuren schaffen.

Warum schäumt Pferdeschweiß?

Weil er im Gegensatz zu mensch­lichem Schweiß leicht alkalisch ist. Sein pH-Wert liegt höher als 7.

Was tun ­gegen Scheuer­stellen?

Gerade geschorene Pferde neigen zu Scheuerstellen, weil das gestutzte Fell leichter bricht. Problematische Stellen sind etwa Gurtlage, Brust und Schultern unter der Stall- bzw. Weidedecke, Sattellage etc. Spezielle Schoner, etwa aus Lammfell oder ein sogenanntes „Muscle Shirt“ unter der Winter­decke schaffen hier Abhilfe.

Schönheit von innen?

Eine ausgewogene Nährstoffversorgung ist die Grundlage für eine gesunde Haut. Insbesondere Zink ist der Nährstoff, den Horn, Haut und Haar brauchen. Es sorgt für die Regeneration der oberen Hautschichten. Ein Mangel führt unter anderem zu krustigen Veränderungen oder Ver­dickungen der Haut, brüchigem Haarkleid und Störungen im Fellwechsel. Ob das Pferd einen Nährstoffmangel hat, kann man mithilfe eines großen Blutbildes erkennen (Achtung: Extra im Labor beauftragen!).

Woher kommen eigentlich die weißen Haare in Sattellage oder an den Beinen?

An Stellen, wo weiße Haare wachsen, die nicht angeboren sind (z. B. Sattellage), ist es zu einer Quetschung bzw. starken Reibung des betreffenden Hautareals gekommen. Die Durchblutung war unterbrochen, Gewebe stirbt schlimmstenfalls ab. Dann wächst weißes Fell nach. Das kann auch durch Einschnürungen von Gamaschen oder Bandagen an den Gliedmaßen geschehen.

Foto: slawik.com

 

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