Kaum eine andere Krankheit treibt Pferde so in den Wahnsinn wie das Sommerekzem. Sie geraten bei anfliegenden Insekten regelrecht in Panik und scheuern sich oft das komplette Langhaar ab. Doch nicht nur Parasiten sind die Verursacher des unerträglichen Juckreizes. Häufig sind Fütterungsfehler Schuld an der Hauterkrankung
„Hilfe, es juckt!“ Wenn Pferde sprechen könnten, würden Besitzer diese Worte im Sommer oft hören. Eine Überempfindlichkeit gegenüber Insekten ist die häufigste Ursache quälenden Juckreizes beim Pferd. Dabei ist es nicht der mechanische Reiz des Stichs, sondern die Überreaktion des Immunsystems auf die Speichelsekrete von Mücken oder Gnitzen (vor allem Stechgnitzen und Kriebelmücken), die das Sommerekzems verursacht. Mit der zunehmenden Verbreitung der Offenstallhaltung tritt es heute öfter auf als früher. Grundsätzlich kann jedes Pferd davon betroffen sein. Rassen, die ihren Ursprung in Regionen mit geringem oder keinem Gnitzen- oder Mücken-Vorkommen haben (z. B. Island, Küstengebiete, Hochgebirge, Wüstengebiete), sind evolutionsbedingt jedoch anfälliger für die Hauterkrankung. Dazu zählen insbesondere Isländer und andere Nordpferdetypen (Welshponys, Haflinger, Shire Horses, Friesenpferde, andere schwere Warmblüter). Hinzu kommt, dass die Veranlagung der Krankheit zu 30 Prozent genetisch verankert ist.
Ob Ihr Pferd am Sommerekzem leidet, lässt sich folgendermaßen feststellen: Zunächst zeigt sich nach einem Insektenstich ein schmerzloser Hautausschlag (Papeln und Quaddeln). Dann folgt der Juckreiz hauptsächlich am Schopf, an der Mähne und am Schweif. Die Unterseite des Bauches oder die Kruppe können ebenfalls betroffen sein. Um den lästigen Juckreiz loszuwerden, fangen die Vierbeiner an, sich an Zäunen und Bäumen zu scheuern, schlagen mit dem Schweif, treten mit den Hinterbeinen unter den Bauch oder legen hektische Sprints im Galopp über die Weide hin. Häufig zeigen sie dieses Verhalten phasenweise zwischen April und Oktober, am häufigsten im Mai, Juni sowie September, den Hauptflugzeiten der Plagegeister. Erste Symptome treten meist im Alter zwischen drei und sechs Jahren auf und werden in der Regel immer schlimmer, wenn das Pferd den Stichen regelmäßig ausgesetzt ist.
Ein Teufelskreis beginnt: Der Drang, sich zu kratzen, wird stetig größer. Zu Beginn brechen sie sich nur die Langhaare an Mähne und Schweif ab. In extremen Fällen scheuern sie sich haarlose Stellen bis hin zu offenen, nässenden Wunden. Der gesamte Mähnenkamm bis hin zum Widerrist und die Schweifrübe weisen nach und nach die typischen Rillen des Sommerekzems auf. Über die Jahre wird die Haut dicker und legt sich in Falten, ist chronisch wund und bietet Bakterien, Schmutz und Keimen ein willkommenes Klima. Viele Vierbeiner entwickeln im Zuge der Erkrankung zudem weitere Allergien.
Text: Inga Dora Schwarzer Foto: www.Slawik.com