Etwa 70 Prozent aller deutschen Pferde sind laut Experten zu dick. Fettpolster, Trainingsunfähigkeit und Erkrankungen sind die Folge. Pferdewissenschaftlerin Conny Röhm erklärt, wieso Adipositas für Pferde so gefährlich ist und wie ein Tier gesund und nachhaltig abnehmen kann

Ob ein Pferd zu dick ist, lässt sich gut mittels Waage herausfinden. Pferdehalter können und sollten sich aber auch bewusst machen, wo sich Fettdepots am Pferdekörper bilden, und dafür ihren Blick schulen, so Constanze Röhm: „Äußerlich bemerkt man überschüssiges Fett besonders schnell am Mähnenkamm, am Widerrist mit Übergang zur Sattellage, im Bereich der Rippen oder an der Kruppe.“ Wenn man sich nicht sicher ist, ob das Pferd Fettpolster hat, kann man es einmal an die Longe hängen: „Alles, was unterhalb der Haut schwabbelt, ist Fett. Muskeln lassen sich an- spannen, bei Fett geht das nicht“, erklärt die Pferdewissenschaftlerin. Sie empfiehlt dazu eine Slow-Motion-Aufnahme mit dem Smartphone. Mit diesen Aufnahmen könne man die Entwicklung zudem über einen längeren Zeitraum gut beobachten.

Grundsätzlich sollte man die flache Hand an den Rippen anlegen und diese ohne Druck sofort spüren können. Die Expertin erklärt: „Muss man auch nur geringen Druck ausüben, ist das Pferd bereits zu dick. Das gilt für jede Rasse.“

Auch mit dem Body Condition Score (BCS), einer Art Body-Mass-Index für Pferde, kann überprüft werden, ob das Tier zu dick ist. Dieser gilt für Pferde ab anderthalb Jahren. Anhand einer Skala von 1 (extrem mager) bis 9 (extrem fett) kann festgestellt werden, ob das Pferd Über-, Normal- oder Untergewicht hat. „Der ideale Wert liegt bei einem durchschnittlichen Pferd zwischen 4,5 und 5,5. Ab einem BCS von 6 ist das Tier adipös! Und ab einem Wert von 6,5 ist es dazu noch pathologisch krank.“

Body Condition Score (BCS)

Die Beurteilung der „Body Condition“ ist ein Verfahren, mit dem die äußer- lich sichtbaren Fettdepots abgeschätzt werden. Je nach körperlicher Verfas- sung wird dem beurteilten Tier eine Punktzahl zugeteilt, der sogenannte „Body Condition Score“ (BCS).

BCS 5 | NORMALRippen sind nicht sichtbar, können aber mit leichtem Druck der flachen Hand ertastet werden. Schwanzwirbel bedeckt, Linie gerade. Hals und Schul- ter gehen harmonisch ineinander über. Dornfortsätze und Rückenmuskulatur sind auf einer Höhe.

BCS 6 | RUNDLICHDer Rücken hat eine leichte Rinne. Das Fett über den Rippen und am Übergang von Kruppe zu Schweif ist weich, Rippen nicht sichtbar. Leichte Fettpolster an den Schultern.

BCS 7 | DICKSichtbare Fettdepots an Hals, Wider- rist und hinter der Schulter, weiches Fett befindet sich über den Rippen. Hüfthöcker abgerundet.

BCS 8 | FETTFettpolster am Hals und hinter der Schulter. Am Rücken zeigt sich eine Rinne. Die Kruppe ist leicht gespalten. Die Rippen sind nur noch schwer fühlbar.

BCS 9 | EXTREM FETTDicke Fettpolster an Schulter, Wider- rist und Hals. Es zeigt sich eine tiefe Rinne am Rücken, und die Rippen sind nicht mehr fühlbar.

Achtung: Der BCS berücksichtigt keine Typen- oder Rasseunterschiede!

Text: Nora Dickmann      Foto: www.Slawik.com

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